Landrat Günther-Martin Pauli (rechts) am Mittwochabend im Bürgerhaus in Burladingen-Killer Foto: Rapthel-Kieser

Der Landkreis will im früheren Gasthof Lamm in Burladingen-Killer Asylbewerber unterbringen. Doch es gibt Protest: Die Stimmung bei der Infoveranstaltung am Mittwoch war äußerst aufgeheizt. Tags zuvor musste der Landrat eine Versammlung sogar verlassen.

Mittwochabend in Burladingen-Killer: Im Bürgerhaus wird Landrat Günther-Martin Pauli mit Buhrufen im Saal empfangen, zu Beginn regelrecht niedergebrüllt. Eine Infoveranstaltung des Landkreises soll gleich beginnen. Das Bürgerhaus platzt aus allen Nähten.

 

Als Pauli irgendwann zu Wort kommt, mahnt er an, einander zuzuhören, sich ausreden zu lassen und eine demokratische Kultur des Dialogs zu pflegen. Die setzt sich im Saal nur sehr schwer durch. Immer wieder wird skandiert, teilweise versucht Sprechchöre zu initiieren, und eine Bürgerin, selber aus Frankreich eingewandert, droht damit, das Lamm durch die Bürger in Killer im Handstreich zu besetzen, sollte das Landratsamt seine Pläne verwirklichen.

„Dann bitte, helfen Sie mir doch eine andere Lösung zu suchen, einen anderen Ort zu finden. Ich muss derzeit bei vielen Städten und Gemeinden wegen der Unterbringung anklopfen“, zeigte sich Pauli für Gegenvorschläge offen. Die kamen nicht wirklich, dafür heftiger Gegenwind.

Landrat Pauli muss Versammlung verlassen

Zoff hatte es schon am Vorabend gegeben. Pauli, der zu einer von Ortsvorsteher Gerd Schäfer kurzfristig einberufenen Bürgerversammlung gekommen war, musste die Veranstaltung verlassen, durfte nicht sprechen. Das wurde unserer Redaktion bestätigt. Die Stimmung zuvor: offenbar ebenfalls sehr aufgeheizt.

In Flugblatt ist von „Gegenhalten“ die Rede

Dass es auch bei der offiziellen Infoveranstaltung des Landratsamts heiß hergehen würde, war spätestens am Mittwoch klar: In einem Flugblatt war von einem „Gegenhalten der Killemer Bürger gegen das Kommen der Asylunterkunft“ die Rede. Und weiter: Gemeinderat und Ortsvorsteher Schäfer seien von Landrat Pauli schon vor Wochen über das Vorhaben der Landkreisverwaltung informiert worden, das Lamm möglicherweise als Asylunterkunft zu nutzen. Das Landratsamt habe ihnen jedoch „einen Maulkorb verpasst“, so der Vorwurf

Die Informationsveranstaltung mit Pauli im Bürgerhaus am Mittwochabend sei bewusst kurzfristig angesetzt worden. Ziel sei gewesen, dass „ein Großteil der Bevölkerung nichts davon mitbekommt und sich in irgendeiner Form dagegen erwehren kann“, heißt es in dem Flugblatt, dass niemand namentlich unterschrieben hat.

Eine Bürgerversammlung nur für Killermer

Weiter ist die Rede von angeblich rund 50 jungen Geflüchteten, die im Lamm einquartiert werden sollen. Killer aber habe seinen Beitrag bereits geleistet, heißt es in dem anonymen Flyer. „Dies können und wollen wir so nicht hinnehmen“, wird unter anderem betont und: „Wir wollen sicher in unserem Dorf leben und uns noch auf die Straße trauen können.“ Zugleich wird erklärt: „Und nein, wir sind deswegen keine Nazis, Braune oder ausländerfeindlich, nur weil wir uns gegen diese aufgedrückte Politik erwehren.“

Das Landratsamt dagegen wollte das Vorhaben transparent darstellen. Es sieht „die Wohnraumkapazitäten der vorläufigen Unterbringung des Landkreises für Asylbewerber derzeit ausgeschöpft“. Das Amt für Zuwanderung und Integration arbeite mit Hochdruck daran, bestehende Unterkünfte zu verdichten – aber eben auch daran, zusätzlichen Wohnraum zu akquirieren.