Die Unfallstelle an der Kreisstraße bei Schwenningen hat sich zu einer Gedenkstätte gewandelt. Foto: Marc Eich

Freunde und Angehörige suchen nach dem tödlichen Verkehrsunfall in Schwenningen immer noch nach Antworten. Eine wichtige Rolle könnte dabei ein Handy spielen. Die Polizei erklärt, warum das so ist und weshalb die Ermittlungen so penibel geführt werden.

Es wird viel spekuliert und diskutiert nach dem Tod zweier junger Menschen, die bei einem schweren Verkehrsunfall auf der Kreisstraße zwischen Schwenningen und Deißlingen ihr Leben lassen mussten.

Am Ostermontag war das Paar in einem BMW M4 unterwegs, als der 25-Jährige am Steuer auf der Strecke parallel zur B 27 die Kontrolle über das 450-PS-starke Fahrzeug verlor. Mit einem Vielfachen der dort aufgrund der Straßenschäden erlaubten Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometer kollidierte der Wagen mit mehreren Bäumen.

An einem massiven Stamm zerschellte der Wagen – der 25-Jährige, ein ehemaliger Rennfahrer, und seine 21 Jahre alte Freundin wurden aus dem Wagen geschleudert und waren auf der Stelle tot. Seit dem trauern nicht nur die Familien, sondern auch viele Freunde und Bekannte, ein großer Teil davon aus den Reihen der Autoenthusiasten.

Warum fuhr er auf der Strecke so schnell?

Während für die Polizei klar ist, dass die hohe Geschwindigkeit bei dem Verkehrsunfall eine Rolle gespielt haben muss, bleibt für die Hinterbliebenen weiterhin die Frage: Wie konnte es dazu kommen?

Aus dem persönlichen Umfeld wird berichtet, dass man sich wundert, warum der ehemalige Motorsportler, der auch in der Formel 4 Rennen fuhr, mit einer derartigen Geschwindigkeit auf der mit Schlaglöchern übersäte Strecke unterwegs war. Freunden sei dies „ein Rätsel“, weil er die Strecke gehasst und auch Sorgen um seine Felgen gehabt habe.

Handy könnte entscheidende Bilder haben

Auch sein Vater, ein Ex-Profi der Schwenninger Wild Wings, scheint der Unfall ein Rätsel zu sein. Auf Facebook erklärte er, man wisse nicht, was die Ursache war. Für ihn sei es unerklärlich, dass er als „erfahrener Rennfahrer“ auf gerader Strecke die Kontrolle über das Fahrzeug verloren haben soll.

Der Vater macht ebenso deutlich, wie einige Fragen zu dem Unfall geklärt werden könnten. Eine wichtige Rolle spielt dabei seinen Angaben zufolge das Handy seines verunglückten Sohnes. Auf dem Smartphone seien Aufnahmen des tödlichen Unfalls. Demnach habe die Dashcam des 25-Jährigen die Bilder an das Mobiltelefon gesendet.

Vater des Fahrers lobt Finderlohn aus

Nur: Das Handy ist seit dem Zusammenstoß verschwunden. Bis Mittwochabend sei es noch eingeschaltet gewesen. Möglicherweise wurde es aus dem BMW geschleudert. Der Vater bot gar einen großen Betrag als Finderlohn, um in den Besitz des Smartphones zu gelangen. Bekannte des Fahrers hatten im Nachgang mehrfach die Unfallstelle nach dem Mobiltelefon abgesucht und dabei auch Metalldetektoren eingesetzt.

Wie Polizeisprecher Dieter Popp auf Anfrage unserer Redaktion erklärt, suche auch die Polizei nach dem Mobiltelefon, um zu überprüfen, ob dort tatsächlich ermittlungsrelevante Aufnahmen zu finden sind, die Hinweise auf den Verlauf des Unfalls geben.

Auch Zeugen vernommen worden

Die Polizei habe sogar einen sogenannten Datenträgerspürhund am Unfallort eingesetzt, die „polizeiliche Absuche nach dem Handy verlief aber negativ“, so Popp. Es bleibt weiter verschwunden. Unsere Redaktion erfuhr zudem, dass Beamte der Verkehrspolizei in Zimmern auch Autofahrer vernahmen, denen der BMW kurz vor dem Unfall aufgefallen war.

Im Bereich der Rottweiler Straße in Schwenningen war das hochmotorisierte Fahrzeuge mit quietschenden Reifen und hoher Beschleunigung unterwegs – in dieser gefährlichen Fahrweise sei der 25-Jährige dann wohl auch auf die Kreisstraße in Richtung Deißlingen abgebogen.

Video zeigt riskante Fahrweise

All diese Erkenntnisse sollen in die derzeit noch laufenden Ermittlungen zur Unfallursache einfließen. Obwohl der mutmaßliche Verursacher bei dem Unfall selbst starb, würden laut Popp „im Zuge der Rechtsfindung“ weiterhin Nachforschungen angestellt. Das hat gute Gründe. „Bei dem Unfall ist eine Frau ums Leben gekommen, hier geht es auch um Ansprüche für die Geschädigten“, wie der Polizeisprecher erklärt. Denn zivilrechtlich könnten entsprechende Ermittlungsergebnisse von Relevanz sein.

Videoaufnahmen, die Freunde in den sozialen Medien als Nachruf veröffentlicht hatten, geben derweil Einblick in die Fahrweise des 25-Jährigen. Mutmaßlich der BMW-Fahrer wurde dabei gezeigt, wie er überaus risikoreich nicht nur auf einem Firmenparkplatz, sondern ebenfalls auf öffentlichen Hauptstraßen in VS unterwegs ist. Zu sehen war, wie er im Kreis driftete, dabei auch auf die Gegenfahrbahn geriet. Nach teils harscher Kritik und entsetzen Kommentaren von Außenstehenden ist das Video mittlerweile vom Ersteller gelöscht worden.

Das Gedenken an das junge Paar findet dennoch weiterhin statt. Am Mittwoch finden auf dem Waldfriedhof in Schwenningen und dem Villinger Friedhof die Beisetzungen und Trauerfeiern statt, wie die Familien jüngst in den Traueranzeigen erklärten.