Für den Rathausumbau in Wachendorf liegt nun die Fachplanung vor. Foto: Steinmetz

Ortsmitte: Starzacher Gemeinderat stimmt mit knapper Mehrheit dem Umbau in Wachendorf zu / Fachplanung liegt nun vor

Der Starzacher Gemeinderat hat am Montag dem Rathausumbau in Wachendorf mehrheitlich zugestimmt. Der Kostenrahmen von 1,5 Millionen Euro kann eingehalten werden, allerdings nur, was das Gebäude und das Raumkonzept angeht. Weitere Kosten kommen später für den Abriss des Schlachthauses und die Platzgestaltung dazu.

Starzach-Wachendorf. Abgesehen von den Folgekosten sind einige Hürden aus dem Weg zu räumen. Die Nachbarn müssen wegen der Grenzabstände einer Baulast zustimmen, sonst könnten laut Landratsamt die Terrasse und der Balkon im ersten Obergeschoss nicht genehmigt werden. Außerdem drängt die Zeit: Bis 31. Dezember 2022 sollte das Bauprojekt mit dem Fördergeber abgerechnet sein.

Mit der Konzeption hatte sich eine Arbeitsgruppe, bestehend aus Gemeinderatsmitgliedern und interessierten Bürgern unter der Leitung von Andreas Scholz von der Verwaltung, beschäftigt. Im Gemeinderat wurde die künftige Nutzung des Wachendorfer Rathauses bereits Ende April vorgestellt, nun liegt die Fachplanung des Architekturbüros Traugott Lieb mit den genauen Kosten vor.

Das Erdgeschoss erfüllt der Planung zufolge mehrere Funktionen: Dort sollen sich die Bürger treffen können. Vorgesehen sind hier unter anderem Bereiche für Küche, Laden und ein Café. Im ersten Obergeschoss sind die Räume für den Wanderclub und den Jugendclub konzipiert, im zweiten Obergeschoss soll der Bürgersaal für kleinere Veranstaltungen wie Lesungen oder Ausstellungen gebaut werden.

Alfredo Vela, Vorsitzender des Fördervereins Dorfmitte, sah ein, dass sich nicht alles auf einmal realisieren lässt. Da der Dorfplatz mit dem Kostendeckel von 1,5 Millionen Euro nicht finanzierbar sei, könne die Platzgestaltung auch in einem zweiten Abschnitt angegangen werden. Zudem könnten in einigen Jahren das Weimer-Areal und schließlich auch das Lager des Malerbetriebs Schüle zur Diskussion stehen. Vela: "Wir haben die Chance, die Ortsmitte Schritt für Schritt auszubauen." Armin Ehmann, der ebenfalls in der Arbeitsgruppe mitgewirkt hat, sprach von einer "einmaligen Gelegenheit", mit Mitteln des Landessanierungsprogramms "Räume für alle" zu schaffen. Es gelte nun, "Nägel mit Köpfen zu machen".

Der Eigenanteil der Gemeinde liegt, je nach Zuschusshöhe fürs Rathaus, zwischen rund 700 000 Euro und 930 500 Euro. Die Platzgestaltung ist ohne Zuschüsse mit 350 000 Euro veranschlagt. Eventuell entstehen zusätzliche Kosten durch Ausgleichsmaßnahmen für den Artenschutz und den Kauf eines Teilstücks südlich des Gebäudes.

Wenige Eingriffe

Architekt Traugott Lieb achtete bei der Planung darauf, möglichst wenig in die vorhandene Bausubstanz einzugreifen. Das gelingt allerdings nicht im Dachstuhl, der komplett ab- und wieder aufgebaut werden soll. Als Grund dafür nannte der Architekt die zu geringe Raumhöhe. Auch energetische Verbesserungen sind vorzunehmen. Mit einem Aufzug wird die Barrierefreiheit hergestellt.

Wäre es nicht billiger, das Haus abzureißen und neu zu bauen?, wollte Harald Buczilowski (ULS) wissen. Das bejahte der Planer. Fraglich ist dann aber, ob es Fördermittel gibt. Bezuschusst werde zwar der Abbruch, aber nach seinen Kenntnissen nicht der Neubau, meinte Bürgermeister Thomas Noé.

Bei den Kosten habe man eine Punktlandung, sagte Michael Rilling (ZS). Das Rathaus sei in Wachendorf ortsbildprägend: "Nichts machen oder verkaufen sind keine Optionen. Wenn wir Gas geben, haben wir ein Leuchtturmprojekt." Der Dorfplatz könne zu einem späteren Zeitpunkt angegangen werden, fand auch er. Für Alfredo Vela ist es vorstellbar, dass sich der Förderverein mit Eigenleistungen und Eigenmitteln einbringen werde. "Wir sehen uns in der Pflicht, etwas zu tun", betonte er.

Es sei fatal, das Projekt zu den Akten zu legen, meinte Hans-Peter Ruckgaber. Ziel müsse es sein, die Baukosten unter 1,5 Millionen Euro zu bringen und die maximale Förderung mit Mitteln aus dem Landessanierungsprogramm zu erhalten. "Dazu brauchen wir mehr Begeisterung für das Projekt. Wenn wir es jetzt nicht schaffen, dann bekommen wir in den nächsten 20 Jahren keine solche Chance mehr", ist er überzeugt. Er befürworte zwar wichtige Einrichtungen in Bierlingen. Wenn aber Dorfstrukturen nicht erhalten würden, "verliert der Ort seine Seele". Der Dorfmittelpunkt gehöre für ihn mit zu den Pflichtaufgaben der Gemeinde.

Das sahen Manuel Faiß (BVS) und seine Fraktion anders. Starzach sei mit dem Vorhaben finanziell überfordert. Er hat außerdem Zweifel, ob der Rathausumbau bis Ende 2022 abgeschlossen und abgerechnet werden kann. Monika Obstfelder (BVS) wandte sich direkt an die Gemeinderäte: "Ich appelliere an eure Vernunft, tragt Verantwortung für den Geldbeutel der Gemeinde. Bitte lehnt dieses Vorhaben ab." Der Fördervereinsvorsitzende Alfredo Vela appellierte seinerseits an das Gremium, die "fraktionspolitischen Spielchen" zu beenden. Annerose Hartmann (BVS) erinnerte an die Pflichtaufgaben mit Schulhaus, Kindergärten und Feuerwehrhäusern. Der Entwurf für die Wachendorfer Ortsmitte sei zwar klasse, doch "wir haben das Geld dafür nicht". Sie schlug vor, das Schlachthaus abzureißen und einen Pavillon für Veranstaltungen zu bauen. Diese kleine Lösung wäre mit 350 000 Euro zu schaffen.

Knappe Mehrheit

Der Beschlussvorschlag der Verwaltung sah vor, die Planung für den Umbau des Wachendorfer Rathauses abzulehnen. Dabei war Bürgermeister Noé ursprünglich ein Befürworter. Zumindest solange der Kostendeckel bei 1,5 Millionen Euro blieb. Doch jetzt gehe es schon Richtung zwei Millionen Euro, wenn in einigen Jahren der Dorfplatz noch dazu komme. Um dennoch zustimmen zu können, wollte er im Beschluss festgehalten haben, dass noch mindestens 500 000 Euro auf den Gemeindehaushalt zukommen. Außerdem müssten die Nachbarn mitspielen. Bei diesen Einschränkungen stimmen sieben Gemeinderäte und Bürgermeister Noé der Planung für den Rathausumbau zu, sechs waren dagegen – neben der BVS-Fraktion auch Harald Buczilowski (ULS). Noé wird nun zuerst die Anwohner des Wachendorfer Rathauses kontaktieren. Außerdem will er sich dafür einsetzen, dass der Abrechnungstermin verlängert wird.