Die Ukraine-Flagge weht auf dem Latschariplatz – 300 Menschen sind zur Antikriegs-Demo gekommen. Foto: Marc Eich

300 Menschen nahmen am Jahrestages einer Ukraine-Demonstration in Villingen teil. Mit Gesang, Erzählungen und Tanz erinnern sie an die Opfer und senden eine Friedensbotschaft.

Viele Frauen und Kinder haben sich auf dem Latschariplatz in Villingen versammelt. Mit ernsten Mienen scheinen die Vertriebenen des Krieges und die weiteren Landsleute an ihre Heimat und ihre Liebsten dort zu denken.

Tränen fließen – insbesondere dann, als das Gebet für die Ukraine gesungen wird. Ja, es ist ein tränenreicher Jahrestag mitten in der Stadt – vor 356 Tagen begann der Angriffskrieg Russlands, seit dem ist für mehr als 1200 Menschen Villingen-Schwenningen zum Zufluchtsort geworden.

Eine jener Frauen, sie stammt aus Mariupol, erzählt mit tränenerstickter Stimme, wie sich ihr Leben seit dem verändert hat: Die Heimat, wie sie sie kannte, gebe es nicht mehr – Familie, Freunde und Bekannte sind gestorben, verschwunden, gefoltert oder vergewaltigt worden. Die Sinnlosigkeit des Krieges – sie ist selbst hier in Villingen-Schwenningen in jenem Moment zu greifen nahe.

In der Doppelstadt viel Solidarität erfahren

Doch auch die Solidarität, die die geflüchteten Menschen erfahren, wird am Jahrestag deutlich – vom großen Dank sprechen die Frauen, die „VSler haben uns mit warmen Herzen angenommen“. Solidarität, das ist auch das, was Oberbürgermeister Jürgen Roth verspricht. Die Menschen hätten hier Schutz gefunden und Wohlwollen erleben dürfen – darauf dürften sie weiter zählen.

Ernste Mienen und eine klare Botschaft: Die Menschen möchten den baldigen Frieden. Foto: Marc Eich

Landrat Sven Hinterseh versichert, „dass wir im Schwarzwald-Baar-Kreis weiter solidarisch an Ihrer Seite stehen“. Und: „Uns eint der Wille, dass der Krieg bald ein Ende findet und die Ukraine in Frieden leben kann.“

Putins Propaganda ist nicht aufgegangen

Die Bundestagsabgeordnete Derya Türk-Nachbaur (SPD) machte darauf aufmerksam, dass Deutschland als zweitgrößter Geldgeber finanziell große Hilfe leistet – auch wenn in der Wahrnehmung oftmals nur Waffenlieferungen zum Tragen kommen würde. Für sie sei es aber insbesondere wichtig, dass es „die Propaganda Putins nicht geschafft hat, uns zu spalten“.

Die Ukrainer senden vom Latschariplatz anschließend eine klare Botschaft: „Frieden für die Ukraine, Frieden für alle!“

An der Pace-Flagge im Münster konnten die Besucher eine Friedenskerze anzünden. Foto: Marc Eich

Zuvor hatten bereits um 11 Uhr am Münster im Villinger Zentrum die Friedensglocke geläutet. Eine Tradition, die seit 1954 besteht, aber am Freitag eine besondere Relevanz hatte. Im Inneren hatte die Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen Villingen zum Friedensgebet geladen.

Pace-Flagge mitten im Münster

Ins Auge stach eine „Pace“-Flagge („Frieden“) – hier konnten Besucher eine Friedenskerze anzünden und gleichzeitig in einem Buch ihre Gedanken niederschreiben. Viele Gläubige nutzten die Möglichkeit, um still inne zu halten und an die Opfer zu denken.

Weitere Aktionen

Eine Mahnwache zum Jahrestag des russischen Angriffskrieges in der Ukraine hält das Regionale Friedensbündnis heute, Samstag, 11 Uhr, in der Rietstraße 12.