Niedrige Temperaturen kommen ungelegen / Beim Raps muss womöglich mit weniger Ertrag gerechnet werden

Enzkreis/Pforzheim. "Oh, Mai", klagen viele Leute in der Region über Kälte und Nässe. Wenigstens ein Berufsstand freut sich über den Regen: die Bauern. Doch die niedrigen Temperaturen kommen auch ihnen ungelegen.

Während der bislang verregnete Mai oft ein Gute-Launer-Killer ist, kommen die Güsse von oben für die Landwirte gerade recht. "Mit dem langen Winter und der Trockenheit im April hatten wir ein Problem", blickt Gerd Philipp aus Neuhausen zurück. Durch die vierwöchige niederschlagsfreie Periode im April seien die Nährstoffe im Boden "etwas knapp geworden." Der Landwirt hat nicht geglaubt, dass der Raps, wie jedes Jahr, Anfang Mai wieder in voller Blüte stehen würde. Allerdings hätten die Regenfälle die Situation deutlich verbessert. "Die Natur ist in der Lage, sich selbst zu helfen", weiß der Chef des Neuhausener Birkenhofes. Er geht nun von einem normalen Jahr aus, wenn er sein Wintergetreide – also Weizen, Roggen, Gerste – und den Raps betrachtet.

Ähnlich beurteilt Ulrich Hauser in Eisingen die Situation. "Dadurch, dass es jetzt regnet, haben sich die Kulturen normal entwickelt", analysiert der Vorsitzende des Kreisbauernverbandes Enzkreis. Dennoch schränkt er sein Lob für das Wetter etwas ein: "Dass der Mai bis jetzt so kühl ist, ist nicht ganz so gut."

Möglicherweise müsse man beim Raps mit geringeren Erträgen als sonst rechnen. Doch das steht noch in den Sternen: "Das sieht man erst, wenn das erste Mal gedroschen wird. Mitte Juli dürfte dies der Fall sein." Auch das Grünland sprießt derzeit nicht ganz so, wie dies die Bauern im Enzkreis und in Pforzheim gewohnt sind. "Der erste Schnitt bringt vermutlich etwas weniger Heu als normal", vermutet Hauser.

Diese Beobachtung hat auch Tobias Bonnet in Kleinvillars gemacht. Der Inhaber eines Hofs mit Demeter-Produkten sah sich auf seinen Wiesen um: "Dort steht nicht viel Gras. Dieses Jahr dürfte es weniger Heu als erwartet geben." Das Gemüse habe zunächst nur wenig gekeimt: "Am meisten gelitten hatten die Möhren. Inzwischen haben sich fast alle Freiland-Kulturen erholt." Der Steiner Nebenerwerbs-Landwirt Karlheinz Sauter hat sich auf seinen Feldern gründlich umgeschaut: "Die Wintergerste sieht gut aus, dem Winterweizen fehlt aber die Feuchtigkeit." Der Mais hinke auch etwas hinterher. Sauter, der zugleich als Lohnunternehmer für andere Bauern tätig ist, tröstet sich aber: "Wenigstens keimt der Mais schon."