Voller Einsatz: Peter Schaupp coacht Manuel Fumic (links) und unterzieht sich als Aktiver einem Holzpolder-Training. Foto: Schwarzwälder Bote

UCI Mountainbike WM: Peter Schaupp: "Wir wollen uns von der besten Seite zeigen." Mit Interview

Auf die Nachricht, dass Albstadt den Zuschlag für die Mountainbike-WM erhalten hat, reagierte Bundestrainer Peter Schaupp "mit einer gewissen Euphorie". Er will mit seiner Truppe "bestmöglich vorbereitet" in die Wettkämpfe starten. "Wir werden bei 100 Prozent sein", versichert er im Gespräch mit unserer Zeitung.

Peter Schaupp, Sie waren Speed-Skifahrer. Was hat Sie dazu bewogen, diese Karriere zu beenden und Downhill-Mountainbiker zu werden?

Das Ziel, 200 Stundenkilometer zu fahren, war erreicht, und ich hatte drei Stürze, da war die Luft ein bisschen raus. Außerdem bin ich im Sommer sowieso schon Downhill gefahren, das ging ganz gut. Ich habe ein Faible für Geschwindigkeit. Deshalb bin ich ja auch mit 26 vom Slalom und Riesenslalom zum Speed-Ski gewechselt.

Sie waren auch 1995 in Kirchzarten, bei der letzten WM in Deutschland, dabei.

Ja klar. Damals fuhr ja von den Mastern bis zu den Junioren alles zusammen. Man hat nachher halt die Kategorien rausgerechnet. Es war meine erste WM, und ich war mit 1,6 Sekunden Rückstand auf Walter Brändli aus der Schweiz Fünfter. Brändli, das war ein Tier (lacht). Ich bin gegen einen Baum gerutscht, musste den Fuß runternehmen. Das war entscheidend. Die Strecke war lang, um die sieben Minuten. Da warst du ganz schön kaputt im Ziel.

Was ist von dieser WM in Kirchzarten am meisten in Erinnerung geblieben?

Die Massen an Zuschauern, das war gigantisch.

Nach 25 Jahren haben wir in Albstadt wieder eine WM in Deutschland. Wie haben Sie die Nachricht aufgenommen, als Albstadt den Zuschlag bekam?

Um ehrlich zu sein: mit einer gewissen Euphorie. Neulich habe ich bei der ISPO Sportartikelmesse in München alte Kollegen von damals wieder getroffen und gesagt: Ihr müsst unbedingt kommen. Das kann eine Art Revival werden.

Da klingt sehr viel Vorfreude mit. Ist es aber nicht auch so, dass auf Ihnen als Bundestrainer zusätzlicher Druck lastet?

Doch, natürlich. Wir beziehungsweise Albstadt und der Bund Deutscher Radfahrer wollen uns organisatorisch natürlich von der besten Seite zeigen. Sportlich gibt es sicher auch große Erwartungen, aber damit kann ich relativ gut umgehen. Wir müssen uns bestmöglich vorbereiten und unser Bestes geben, auch als Betreuer, dann gibt es keinen Grund, nervös zu sein. Wir befinden uns ja gleichzeitig in der Vorbereitung auf die Olympischen Spiele in Tokio, aber ich denke, ich komme damit klar.

Apropos Tokio. Müssen Sie, respektive die Athleten, für die WM eigentlich Abstriche machen, weil Sie sich gleichzeitig auf Tokio vorbereiten müssen?

Nein. Wir werden uns gezielt auf die WM vorbereiten und haben das so periodisiert, dass wir auch vier Wochen später die gleiche Leistung abrufen können. Aber es stimmt schon, es könnte in Albstadt kleine Überraschungen geben, weil sich manche Leute ganz auf Tokio fokussieren. Wir werden aber in Albstadt sicher bei 100 Prozent sein.

Es ist ja nicht ganz einfach, was den Athleten bevorsteht. Die Frauen und die Männer haben ihren zweiten Startplatz noch nicht sicher und müssen deshalb im Frühjahr bis zum Weltcupauftakt in Nove Mesto noch möglichst viele Punkte sammeln.

Ja, deshalb sind wir mit einigen Sportlern aktuell gerade in Spanien. Es gibt unterschiedlichste Vorbereitungsszenarien, und wir müssen schauen, dass wir den Vorsprung halten. Wenn nichts schiefgeht, wenn niemand krank wird oder sich verletzt, sollten wir das aber über die Bühne bekommen.

Ohne sich schon früh zu verheizen?

Man muss auf beide Ziele ausrichten. Ronja Eibl zum Beispiel können wir nicht die Etappenrennen fahren lassen. Als junge Sportlerin steckt die das noch nicht so weg. Bei Elisabeth Brandau ist das anders. Nadine Rieder ist auch auf einem guten Weg, um als Absicherung zu dienen. Aber es ist ein wenig wie ein Schachspiel, man muss strategisch vorgehen.

Speziell ist auch, dass die Europameisterschaft in Graz im Mai stattfindet, noch bevor es einen Weltcup gegeben hat. Wie wird denn nominiert?

Vier HC-dotierte Rennen (HC steht für Hors Class und ist die Kategorie unter dem Weltcup; Anm. der Red.) und das Trainer-Urteil werden als Kriterien herangezogen.

Noch einmal zurück zum Druck einer Heim-WM. Wie schätzen Sie da Ihre Athletinnen und Athleten ein – vor allem Ronja Eibl, die ja Lokalmatadorin ist?

Ich glaube, dass es für Ronja kein Problem wird, wenn sie sich optimal vorbereiten konnte und es bis dahin so gelaufen ist, wie sie sich das vorgestellt hat. Wenn das nicht so ist, müssen wir versuchen, da ein wenig zu steuern. Es gibt vielleicht noch ein, zwei Kandidaten, mit denen wir arbeiten müssen, aber der Rest kann mit so was umgehen. Allerdings: Es ist eine Situation, die sie noch nie hatten und in ihrer Karriere vielleicht auch nie wieder haben werden –wenn das öffentlich-rechtliche Fernsehen überträgt und die Aufmerksamkeit viel größer ist. Wir werden mit Hanna Klein einen Mentalcoach dabeihaben, um was auffangen zu können.

Über mögliche WM-Medaillen wollen wir an dieser Stelle mal nicht spekulieren. Aber so eine Bilanz wie beim Weltcup in Les Gets, als an einem Tag gleich drei Deutsche auf dem Weltcup-Podest standen, würden Sie sicher unterzeichnen. War das Trend oder Zufall?

Nein, zufällig fährt man nicht aufs Weltcup-Podium. Wenn man sieht, wer oben stand – Ronja Eibl, Max Brandl und Lisa Brandau – dann weiß man auch, dass die in der Lage sind, solche Leistungen abzurufen. Es muss halt alles passen.

Nach der Saison 2020 wird die Nationalmannschaft vermutlich etwas anders aussehen. Sabine Spitz hat schon aufgehört, Leistungsträger wie Manuel Fumic oder Markus Schulte-Lünzum haben ihr Karriere-Ende angekündigt, andere könnten es noch tun. Wie sehen Sie die deutschen Cross-Country-Biker für die Zukunft gerüstet?

Ganz werden wir das nicht auffangen können. Gerade Manuel Fumic ist mit seiner sportlichen Leistungsfähigkeit auf Anhieb nicht zu ersetzen. Es wird schwer, da oben jemanden reinzubringen. Wenn man sich das letzte Jahr anschaut, dann haben wir einen guten Weg eingeschlagen. Wunder darf man aber nicht erwarten. Mit Max Brandl, Georg Egger, Luca Schwarzbauer oder Ben Zwiehoff haben wir Leute, die wir heranführen können.

Und bei den Damen?

Da haben wir neben und mit Ronja Eibl ein relativ junges Team. Das sieht nicht so schlecht aus. Insgesamt macht mir auch Hoffnung, dass die Veränderungen im Bereich der Nachwuchs-Sichtung U15 und U17 ganz gut angenommen werden und wir eine leichte Steigerung der Teilnehmer-Zahlen haben. Und das, obwohl es in anderen Sportarten Einbrüche gibt, sogar im Fußball.  

Die Fragen stellte Erhard Goller.