Eine Gratwanderung in der öffentichen Meinung ist das Ereignis am Wochenende. (Archivfoto) Foto: Eyrich

Eine hitzige Debatte tobt in den Sozialen Medien über Sinn oder Unsinn eines Profisport-Großereignisses in Zeiten der Coronavirus-Pandemie.

Albstadt-Tailfingen - Am Wochenende geht im Tailfinger Bullentäle der UCI Mountainbike-Weltcup im Cross-Country über die Bühne – und das trotz einer Sieben-Tages-Inzidenz von – Stand Donnerstag – 240. Trotz umfangreichen Hygienekonzepts und täglicher Covid-19-Schnelltests hagelt es auf der Facebookseite des Schwarzwälder Boten und in der Stadtgruppe "Du weißt, dass Du aus Albstadt bis, wenn..." ordentlich Kritik für das Sportereignis. Andere wiederum zollen den Veranstaltern Respekt für den Mehraufwand, den sie durch das Hygienekonzept auf sich nehmen.

"Wir haben mit die höchste Inzidenz im Landkreis, Ausgangssperre und Kontaktbeschränkungen. Natürlich weiß ich um die auf Bundesebene geltenden Sonderregelungen für den Profisport, aber ich finde das Signal, das gesendet wird, wirklich nicht gut. Wenn die Ressourcen und Anstrengungen, ganz zu schweigen von den finanziellen Ressourcen für die Bekämpfung der Pandemie, oder gar sinnvolle Hygiene-Konzepte (Luftfilter in Schule und Kita) genutzt werden würden, hätten wir vielleicht auch bald die Aussicht auf Normalität – nicht nur für Profi-Sportler", schreibt eine Userin auf der Facebookseite "Schwarzwälder Bote Albstadt".

Mit dieser Meinung ist sie nicht alleine. Ein weiterer Kommentar: "Die Krankenwagen fahren hier hin und her. Die Zahlen sind oben, wir Bürger von Albstadt Leben von Einschränkungen. Die Gastro ist zu, die Läden sind zu, wir haben die Notbetreuung, viele Eltern wissen nicht wohin mit den Kindern. Impfstoff ist Mangelware, erste Pfleger reichen in Klinken ihre Kündigung ein [...]. Aber ein Weltcup, der muss stattfinden."

In der Facebook-Gruppe "Du weißt, dass Du aus Albstadt bis, wenn...", in der sich knapp 9800 Gruppenmitglieder regelmäßig zum Albstädter Stadtgeschehen austauschen, ist die Diskussion noch hitziger. Ein Gruppenmitglied macht in einem Posting auf den Widerspruch aufmerksam, dass "alles zumachen muss wegen Corona und die Leute um ihre Existenz kämpfen müssen", am Wochenende aber der Mountainbike-Weltcup ausgetragen wird.

Angst vor den Virusmutanten

Viele Nutzer stimmen ihm zu und finden es ungerecht, dass Profis Sport treiben dürfen, im Privaten aber Zusammenkünfte untersagt seien. "Das kann doch nicht sein, dass meine Kinder zu Hause bleiben müssen wegen der hohen Inzidenz, aber parallel dazu ein Radrennen veranstaltet wird mit wahrscheinlich mehreren hunderten Menschen", schreibt eine Userin. Hinzu kommen Bedenken, dass mit den Radsportprofis, die aus verschiedenen Ländern nach Albstadt kommen, möglicherweise Virusmutanten eingeschleppt werden.

Andere sehen es pragmatisch: "Die Veranstaltung findet unter strikten Hygienevorschriften statt. Dabei handelt es sich um Profisport. Siehe Bundesliga, Länderspiele usw. Wie auch jede Woche die TSG Balingen oder der HBW spielt. So ist die aktuellen Regel, und die gilt für alle Sportarten. Hoffen wir, dass in ein paar Wochen auch der Breiten- und Nachwuchssport wieder erlaubt ist", so ein User.

Es gibt aber auch unterstützende Stimmen, etwa auf der Facebookseite des Schwarzwälder Boten: "Super Sache für Albstadt und Respekt an die Orga, die super Arbeit in diesen schweren Zeiten geleistet hat."