Bürgermeister Simon Axt spricht über den Haushalt. Foto: Schwarzwälder-Bote

Interview: Der Investitionshaushalt in Durchhausen setzt Bürgermeister Simon Axt enge Grenzen

Durchhausen. Zu Beginn des neuen Jahres hat Durchhausens Bürgermeister Simon Axt ein erstes, kleines Jubiläum gefeiert: Er ist seit einem Jahr Schultes der Gemeinde. Wir haben uns mit ihm über das Spannungsfeld seiner Aufgaben unterhalten: Von Herausforderungen einer alternden Dorfgemeinschaft bis hin zu den immensen Kosten für schnelles Internet.

Viele kennen Durchhausen als das Dorf, das auf der Strecke zwischen Trossingen und Tuttlingen liegt. Ein genauerer Blick zeigt aber, dass sich hier einiges bewegt

Oh ja, wir haben vieles für 2017 vor. Besonders steht für mich ein Projekt im Fokus, das finanziell nicht das größte Gewicht hat, aber trotzdem eine Weichenstellung für die Zukunft unseres Dorfes sein wird: der Nachbarschaftshilfeverein. Ich bin mir sicher, dass wir damit den richtigen Weg einschlagen, um den Menschen, die auf Hilfe angewiesen sind, unterstützend zur Seite stehen zu können. Denn man muss es realistisch sehen: Wir leben zwar in einer prosperierenden Region, unsere Einwohnerzahlen werden weiter steigen und ganz sicher werden wir in 20 Jahren mehr Einwohner haben als heute. Aber die wirkliche Herausforderung wird dann sein, dass dabei die Altersgruppe der über 60-Jährigen stark zugenommen, die Altersgruppe der unter 60-Jährigen aber deutlich zurückgegangen sein wird. Schon heute ist es ohne Auto auf dem Dorf schwer. Mit dem neuen Verein können wir dort einspringen. Derzeit laufen die Schulungen für die Helfer, die Koordinatoren-Stellen werden gerade besetzt. So können wir im Februar los legen.

Wie sieht es mit dem schnellen Internet aus? Sind Sie da ein Stück weiter gekommen?

Es geht voran (lacht). Wir sind eine der wenigen Kommunen, die unterversorgt sind mit schnellem Internet. Das liegt daran, dass wir keine Kabel-BW-Versorgung haben. Aber das schnelle Internet ist für unsere Betriebe, aber auch für viele Einwohner eine Notwendigkeit. Bei einer Umfrage, die wir gestartet haben, haben sich von unseren 375 Haushalten 169 beteiligt. Davon wollen 82 Prozent das schnelle Internet. Wenn man bedenkt, dass 45 Prozent aller Durchhausener Haushalte an der Umfrage teilgenommen haben, zeigt es, wie groß die Nachfrage ist. Das Problem ist aber, dass die Kostenschätzung für den Ausbau bei 2,1 Millionen Euro liegt. Wir hatten mit einem Landeszuschuss von bis zu 90 Prozent gerechnet, bekommen jetzt aber aus nicht wirklich nachvollziehbaren Gründen nur 700 000 Euro, also gerade einmal 33 Prozent. Das ist bitter, sprengt es doch unsere bisherige Kostenkalkulation.

Wer den Durchhausener Haushalt kennt, der weiß, dass da keine Millionen auf der hohen Kante liegen. Verzichten Sie dann lieber auf das schnelle Internet?

Meiner Meinung nach muss die Investition, die wir für das Vorhaben tätigen, innerhalb von 30 Jahren darstellbar, die Kredite müssen innerhalb dieser Zeit also zurückgezahlt sein. Alles andere ist schon mit Blick auf die nachfolgenden Generationen nicht vertretbar. Im Januar hat der Gemeinderat eine Klausurtagung. Dann werden wir darüber sprechen. Eine Möglichkeit wäre es, einen Eigenbetrieb zu gründen, der die nötigen 1,4 Millionen Euro aufnimmt. Zins und Tilgung müssen dann durch die Vermietung der Leitungen abdecken werden. Wir haben 200000 Euro im Jahr für Investitionen im kommunalen Haushalt. Da kann ich nicht noch Geld davon abzwacken, um die Tilgung für das schnelle Internet abzudecken.Nach der Klausurtagung wollen wir dann erneut auf die Bevölkerung zugehen, und die Kriterien, damit wir das Vorhaben erfolgreich umsetzen können, benennen.

Die da wären?

Ab einem gewissen Punkt der Planung ist einfach klar: Die Interessenten müssen sich schriftlich festlegen, ob sie den Zugang zum schnellen Internet wollen oder nicht. Dann haben wir Planungssicherheit. Aber ich bin optimistisch, dass wir das hinbekommen.  Die Fragen stellte Sabine Felker.