Meolie Jauch hat verwandtschaftliche Verbindungen nach Beffendorf. Foto: Eibner/r

Die 17-jährige Turnerin Meolie Jauch befindet sich auf dem Weg in die Weltspitze. Ein Anfang April erlittener Kreuzbandriss machte ihren Traum von Olympia und der Europameisterschaft aber vorerst zunichte. Mit unserer Redaktion spricht sie unter anderem über ihre spezielle Verbindung nach Beffendorf.

An einem Montagmittag im Anschluss an einen Massagetermin findet Meolie Jauch einen freien Zeitslot. Eine halbe Stunde können wir mit der 17-Jährigen, die sich bereits enorm reflektiert zeigt, sprechen. Passend zum Aufhänger des Gesprächs verrät sie: „Heute abend geht es noch nach Beffendorf, meine Oma hat Geburtstag.“

 

Schwere Verletzung

Die Turnerin wohnt mit ihren Eltern in Schönaich und turnt für den MTV Stuttgart. Mit unserer Redaktion hat sie sich zu einigen Themen geäußert.

Der „Schock“ Kreuzbandriss: Am 1. April passierte es bei einem Abgang vom Schwebebalken. Meolie Jauch reißt sich das Kreuzband. „Ich habe direkt bei der Landung gespürt, dass etwas nicht stimmt. Es war auch ein ekliges Geräusch, daher hatte ich gleich diese Vermutung. Der Schock war natürlich groß.“

Der geplatzte Traum von Olympia und der EM: Für Verletzungen gibt es nie einen guten Zeitpunkt. Im Falle von Jauch war diese aber gleichbedeutend mit dem „Aus“ für die Europameisterschaft, für die sie nominiert gewesen wäre, sowie Olympia, wo mehrere Turnerinnen um den letzten freien Platz kämpfen. „Es hätte nicht schlimmer kommen können. Das wäre mein Jahr gewesen. Wenn man soweit oben ist, will man auch die größten Events mitnehmen. 17 wäre das ideale Alter für Olympia gewesen, bis in vier Jahren kann viel passieren“, so Jauch. Bereits im Vorjahr hatte sie die EM aufgrund von Rückenproblemen verpasst.“

Zeit für den Führerschein

Die „Gefahr“ turnt immer mit: Für Jauch war es die erste schwere Verletzung ihrer Karriere. Sie weiß aber: „Es ist bekannt, dass die Sportart durchaus Gefahren birgt. Es haben sich auch schon Turnerinnen das Genick gebrochen. Da leiden auch meine Eltern immer mit. Mir ist das jetzt schon nochmals klarer geworden, aber man sollte da natürlich nicht daran denken, wenn man die Halle betritt.“

Der Weg zurück: Jauch ist bereits wieder fleißig im Krafttraining, verbringt zwei bis drei Stunden täglich im Kunstturnforum (KTV) in Stuttgart. Sie sagt: „Das Knie fühlt sich von Woche zu Woche schon besser an. Wir haben uns zunächst mal für eine konservative Behandlung und gegen eine Operation entschieden.“ Einen „Vorteil“ hat die Verletzung aber doch. Schmunzelnd erwähnt die 17-Jährige: „Ich habe jetzt Zeit für andere Dinge, wie zum Beispiel meinen Führerschein. Das wird dann eine große Erleichterung für meine Eltern, wenn ich mit 18 selbst ins Training fahren kann.“

Die mentale Komponente der Verletzung: Jauch gesteht: „Ich wusste zu Beginn gar nicht, was ich mit mir anfangen soll. Wenn man sonst sechs Stunden in der Halle steht, ist das schon ein Cut. Ich war zu Beginn vor allem deprimiert, dass ich so unselbstständig auf einmal bin.“ Jauch geht nun wieder mehr in die Schule. Sie besucht eine Eliteschule des Sports und geht in die 10. Klasse. Diese wird bei ihr und anderen Athleten aber auf zwei Jahre gestreckt.

Die Eltern als Stütze: „Ohne meine Eltern wäre ich niemals so weit gekommen, da bin ich super dankbar“, gibt Jauch zu Protokoll. So übernehmen diese Fahrdienste, organisieren Arzttermine und sind bei Wettkämpfen vor Ort. Jauch sagt aber auch: „Ich habe nie Druck von meinen Eltern bekommen. Wenn ich morgen sagen würde, dass ich mit dem Turnen aufhöre, wären sie vermutlich sogar erleichtert.“ Ihre Anfänge machte sie im Kinderturnen. So sei sie nach eigener Aussage immer schon „ein sehr aktives und hampliges Kind“ gewesen.

Vergangenheit beim TV Beffendorf

Die Verbindung nach Beffendorf: „Ich habe nur schöne Erinnerungen. Meine Eltern haben viele Freunde dort und ich bin schon bekannt im Dorf“, erklärt Jauch. Sie erzählt eine witzige Anekdote: „Ich war dieses Jahr dort auf der Fasnet und wurde von Jugendlichen erkannt. Das war schon cool.“ Auf der Homepage des TV Beffendorf ist noch ein Artikel aus dem Jahr 2013 zu finden. Im Rahmen des traditionellen Abturnens war Jauch beim Dorflauf die schnellste Starterin bei den Bambinis.

Highlights der bisherigen Karriere: Bei den Jugend-Europameisterschaften 2022 holte die Turnerin des MTV Stuttgart die Bronzemedaille. Beim European Youth Olympic Festival 2022 gab es Bronze am Stufenbarren, zudem Gold bei den Deutschen Jugendmeisterschaften 2022 im Mehrkampf. Außerdem war Jauch bei der Weltmeisterschaft 2023 in Antwerpen dabei.

Sie schwärmt: „Ich habe schon in vielen großen Hallen geturnt, aber das war noch mal ganz anders. Ich habe sehr gut am Barren geturnt, leider haben wir Olympia mit der Mannschaft um ein Zehntel verpasst.“ Jauch traf auf ihr großes Idol Simone Biles: „Sie ist die beste Turnerin aller Zeiten. Ich habe noch ein Bild mit ihr gemacht, das war schon ein richtiger Fangirl-Moment“, denkt sie schmunzelnd zurück.

Gerne vor der Kamera

Stufenbarren als Lieblingsgerät: Hartnäckige Rückenprobleme sorgten dafür, dass Jauch anderthalb Jahre keine Bodenkür turnen konnte. „Ich konnte fast nur am Barren trainieren, daher bin ich dort auch am stärksten. Ich habe da auch viel Selbstvertrauen und lerne neue Elemente sehr schnell. Am Schwebebalken werde ich definitiv nicht mehr Weltklasse.“

Die Zeit nach der Karriere: Die 17-Jährige berichtet, dass sie sich bereits viele Gedanken gemacht hat. Sie stellt klar: „Ich will auf keinen Fall bis 30 turnen. Früher wollte ich Lehrerin werden, aber nach einem Praktikum beim SWR möchte ich Radio- oder Fernsehmoderatorin werden. Ich stehe gerne vor der Kamera.“