Die Belohnung für eine großartige Saison blieb Julian Weller mit dem VEGA Turnteam des TV Schiltach verwehrt. Foto: Broghammer

Kunstturnen: Absurdes Ende einer großartigen Saison. Riege und Fans des TV Schiltach enorm enttäuscht.

Das VEGA Turnteam des TV Schiltach unterlag am in einem spektakulären Aufstiegsfinale der Eintracht Frankfurt. Nach sechs Geräten stand es 38:38 (6:6 Gerätepunkte), im "Sudden Death" wurde mit einem 4:6 die Niederlage besiegelt.

Als Schiltachs Milad Karimi vom Reck kam und vier Punkte auf der Anzeigentafel zum scheinbar endgültigen 38:37 führten, gab es beim VEGA Turnteam kein halten mehr. Euphorisch feierten die Turner aus dem Kinzigtal den Aufstieg in die 1. Bundesliga. Beide Mannschaften standen bereits zur Siegerehrung auf der Bodenfläche, als ein Betreuer der Eintracht intervenierte.

Erst zehn Minuten nach der letzten geturnten Übung kam es zu einer Korrektur – die der Oberkampfrichter zu diesem Zeitpunkt übrigens auch hätte ablehnen können – und stellte nochmal alles auf den Kopf.

Euphorischer Siegesjubel des TV Schiltach wird jäh unterbrochen

Im dritten Reckduell holte Eintrachts Peter Seufert drei statt zwei Scorepunkte. Das 38:38 bedeutete "Sudden Death". Noch absurder wurde es hier: Jeweils fünf Hundertstel gaben in den ersten beiden Duellen des Sudden Death den Ausschlag zugunsten der Hessen. Somit setzte sich der Meister der Nord-Staffel mit 6:4 in der Verlängerung durch und hinterließ ein am Boden zerstörtes VEGA Turnteam aus dem Schwarzwald.

Der Wettkampf fing dabei am Boden mit einer 7:5-Führung für die TVS-Riege an, wo Julian Weller und der kasachische Nationalturner Karimi zusammen sieben Punkte holten. Erwartungsgemäß hatten die Schiltacher am Pferd (3:8) das Nachsehen, begrenzten mit drei Punkten aus dem Duell von Tom Nakic aber erfolgreich den Schaden. Mit einem knappen Ergebnis an den Ringen (7:8) und fünf Punkten aus dem letzten Duell vom Ukrainer Vladyslav Hryko ging es dann beim Stand von 17:21 in die Pause.

Am Sprung starteten die Schwarzwälder mit Julian Weller, der prompt vom Ukrainer der Eintracht, Petro Pakhniuk, gekontert wurde. Es blieb hier aber bei nur einem Punkt für die Hessen. Karimi erwies sich als zuverlässiger Punktelieferant und punktete mit seinem "Kasamatsu"“ mit anderthalb Drehungen vierfach. Jedoch reichte das nicht für den Gerätesieg (4:7) und auch die Zeit lief dem VEGA Turnteam davon, den Rückstand von sieben Punkten aufzuholen.

An allen Geräten kommt es durchweg zu knappen Entscheidungen

Mit einem bärenstarken Barrendurchgang von Weller, Hryko sowie Pit Nakic und Lion Sundermann verkürzten die Kinzigtäler den Abstand jedoch auf zwei Punkte. Beste Voraussetzungen, um die Führung am Reck zu erobern. Und dann kam es, wie es wohl kommen musste. Alexander Hellmold verlor keine zwei, wie ursprünglich angenommen, sondern drei Punkte. Nach der Übung Karimis – der fünf Scores auch nur mit einem halben Zehntel verfehlte – war der Wettkampf also noch nicht vorbei.

Seit zwei Jahren gilt bei Gleichstand weder die Gerätebilanz, noch die erturnte Punktzahl. Es kommt zum sogenannten "Sudden Death", bei dem nochmals zwei Duelle ausgetragen werden. Zunächst durfte Eintracht Frankfurt entscheiden, an welchem Gerät sie starten und wählten das Pferd. Alexander Winter legte stark vor, Hryko vom TVS stark nach. Drei Punkte für Schiltach. Weller legte am Sprung stark vor, Pakhniuk ebenso stark nach. Drei Punkte für die Eintracht. Die Verlängerung wurde also fortgeführt. Am Reck holte Lion Sundermann gegen Niklas Volk einen Punkt. Dann kam es zum schicksalhaften letzten Duell: Pit Nakic gegen Tim Jonas Spetzke. 4:6. Wettkampf verloren.

"Was genau da passiert ist, verstand keiner so richtig innerhalb der Mannschaft und auch die Fans, die schon feierten und gratulierten, konnten es nicht fassen", beschreibt Tom Nakic vom TV Schiltach die Szenerie. Viele "Wenns" hätten für einen Sieg ausgereicht. Ein Fehler auf Seiten Schiltachs weniger, ein glücklicheres Händchen der neutralen Kampfrichter oder andere Entscheidungen des Oberkampfgerichts.

Eine Niederlage mit "Gschmäckle" – vor allem in Hinblik auf die ersten beiden Sudden-Death-Duelle. Was nach zehn Minuten Glücksgefühlen blieb, waren vor allem leere Gesichter bei den Athleten des TV Schiltach samt seiner Anhängerschar.

Es ist ein unrühmliches Ende einer sonst so herausragenden Saison mit dem Meistertitel für das VEGA Turnteam. Der Frust im TVS-Team ist logischerweise groß, die Motivation aber ungebremst hoch, im nächsten Jahr wieder nach der 1. Bundesliga zu greifen.