"Wir sind in einer echten Krisensituation", sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei einer Waldbegehung am Dienstag in der Schwarzwaldgemeinde Ühlingen-Birkendorf (Kreis Waldshut). Foto: dpa

Schäden schon jetzt im dreistelligen Millionenbereich. Kretschmann bei Waldbesuch: "Sind in einer echten Krisensituation".

Ühlingen-Birkendorf - Nach massiven Baumschäden durch Trockenheit und Borkenkäfer will die Landesregierung betroffenen Waldbesitzern mit millionenschweren Hilfen unter die Arme greifen. "Wir sind in einer echten Krisensituation", sagte Baden-Württembergs Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) bei einer Waldbegehung am Dienstag in der Schwarzwaldgemeinde Ühlingen-Birkendorf (Kreis Waldshut). Geprüft werde, wie Waldbesitzern geholfen werden könne und wie Wälder langfristig gerettet werden könnten. Es gebe landesweit sterbende Wälder. Die Schadenshöhe lasse sich noch nicht beziffern, sagte der Regierungschef. Ein Ende der Krise sei nicht abzusehen.

Kretschmann unterbrach seinen Sommerurlaub, um sich im Schwarzwald ein Bild von den Schäden zu machen. Baden-Württemberg sei als waldreiches Bundesland von der Entwicklung besonders betroffen. Die Landesregierung müsse handeln, sagte er. Für Nothilfe müsse Geld bereitgestellt werden. "Wir müssen jetzt vor allem auch schauen, wie wir den privaten Kleinwaldbesitzern helfen können. Das ist ja für die oft eine Sparkasse im Schwarzwald gewesen", sagte er. Die Holzpreise seien aber am Boden, für Waldbesitzer gehe es um die Existenz.

Schäden schon jetzt im dreistelligen Millionenbereich

Forstminister Peter Hauk (CDU) sprach von Schäden, die sich schon jetzt im dreistelligen Millionenbereich bewegten. Der Minister hatte vor rund einem Monat einen Notfallplan für die stark geschädigten Wälder im Südwesten in Aussicht gestellt. Mit den Verbänden soll dann über die Lage und die nächsten Entscheidungen beraten werden. Zudem fordert er Hilfszahlungen vom Bund für den Schutz der Wälder. "Sehr viele Wälder der rund 240.000 Waldbesitzer im Land sind durch den Klimawandel stehend k.o.", mahnte er in Ühlingen-Birkendorf. "Das Thema wird uns auf Jahre und Jahrzehnte hinaus beschäftigen."

Nur mit neu gesetzten Bäumen lässt sich das Problem aus Sicht der Gewerkschaft IG Bau allerdings nicht lösen. «Um den Wald besser an den Klimawandel anzupassen, muss er großflächig angepasst und noch intensiver gepflegt werden», sagte Martin Schwenninger von der Landesvertretung Forst und Naturschutz der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt in Bonndorf (Kreis Waldshut). «Dafür braucht es Menschen, die im und für den Wald arbeiten." Nötig seien als Sofortmaßnahme 100 zusätzliche Forstwirte. Außerdem müssten 150 zusätzliche Stellen finanziert werden, damit Waldbesitzer beraten werden können.

Die Bundeswehr soll im Kampf gegen Käfer und Klimakrise dagegen in Baden-Württemberg nicht aushelfen: "Das ist für uns kein Thema", sagte eine Sprecherin Hauks. Aus anderen Regionen sollen dem Verteidigungsministerium dagegen Anfragen vorliegen, Amtshilfe zu leisten.

Kretschmann entscheidet über Kandidatur nach Urlaub 

Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) will seinen Griechenlandurlaub Ende August zur Zukunftsplanung nutzen. Die Frage, ob er zur Landtagswahl 2021 für eine dritte Amtszeit kandidiere oder nicht, werde im Urlaub Thema sein, sagte Kretschmann bei einer Waldbegehung am Dienstag in Ühlingen-Birkendorf im Kreis Waldshut.

"Ich habe mit vielen Leuten gesprochen. Das ist keine Entscheidung, die man einsam fällt", sagte der 71-Jährige. "Jetzt habe ich natürlich erst einmal mit meinen Familienangehörigen darüber gesprochen und ich überlege mir das jetzt." Nach dem Urlaub wisse er mehr. "Und dann wird es wichtige Gespräche mit meiner politischen Umgebung geben und dann werde ich eine Entscheidung fällen." In welche Richtung er tendiere, sagte Kretschmann nicht. Über seine mögliche Kandidatur spekuliert die Landespolitik seit längerem.

Kretschmann regiert seit 2011. Zum Zeitpunkt der Landtagswahl wird er 72 sein. Die CDU, die Juniorpartner der Grünen in der Regierungskoalition ist, geht zur Landtagswahl 2021 mit Kultusministerin Susanne Eisenmann als Spitzenkandidatin ins Rennen.