Tatort Kreuzung Schwendistraße/Kreuzstraße. Dort wurden Ende September 2010 zwei Menschen bei einer Messerstecherei verletzt. Ein Triberger Gastwirt wird der Tat beschuldigt und muss sich derzeit vor Gericht verantworten. Foto: SB-Archiv

Messerstecherei: 70-jähriger Fotograf belastet vor Gericht Triberger Gastwirt schwer.

Triberg/Villingen - Es war eine längere Latte an Gewalttaten, die am Donnerstag im Saal 1 des Villinger Amtsgerichts zur Verhandlung anstand. Einem Triberger Gastwirt wurden gleich mehrere Verbrechen vorgeworfen.

Der Angeklagte gab zunächst an, über kaum Deutschkenntnisse zu verfügen. So musste die Verhandlung unterbrochen werden, um einen Dolmetscher zu finden. Nachdem die zahlreichen Zeugen den Saal verlassen hatten, war der Zuschauerraum trotz der brisanten Geschichte leer.

Richter Christian Bäumler rief zuerst den ersten Betroffenen und zugleich Nebenkläger auf – einen heute 70-jährigen Triberger Fotografen, Nachbar des Angeklagten. Am Abend der Tatnacht im August 2009 sei er mit Freunden zum Kegeln gegangen. Dort seien zwar einige Gläser Bier getrunken worden, er sei jedoch recht nüchtern gewesen.

Danach habe es noch eine kurze Einkehr am Stammtisch gegeben, doch sein Freund habe ihn etwa gegen 23.40 Uhr vor dem Haus abgesetzt. Dort habe ihn sein Nachbar beim Aufschließen der Eingangstür abgefangen und ihn "zum besseren Kennenlernen" auf ein Bier eingeladen in seine Gaststätte.

Nachdem sie "zwei oder drei Bier und einige Kurze" getrunken hatten, wollte der Fotograf das Lokal verlassen. Er könne ja dann zahlen, habe der Wirt gemeint. Aber er sei doch eingeladen gewesen, außerdem habe er gar kein Geld mehr dabei, habe er geantwortet. Darüber habe es eine kleine Auseinandersetzung gegeben. Als er dann gehen wollte, habe ihn der nun Angeklagte geschlagen, immer wieder. Zuerst mit der Hand, dann mit einem Gegenstand aus Hartholz, der ausgesehen habe wie ein Villinger Narrosäbel.

"Sie bringen mich um", soll das Opfer geschrien haben

"Sie bringen mich um", soll der ältere Mann immer wieder geschrien haben, darauf habe der Gastwirt umso härter geschlagen. Der 70-Jährige habe versucht, die Schläge abzuwehren. Schließlich sei es ihm gelungen zu fliehen. Er wurde später, gegen 0.45 Uhr von einem Zeugen aus Schonach zufällig in der Nähe gefunden.

Schwerste Verletzungen, ein Schädel-Hirn-Trauma und eine Rippen-Serienfraktur mit 15 gebrochenen Rippen legten bei der Polizei zunächst den Verdacht auf einen Verkehrsunfall nahe. Als der Mann wieder kommunikationsfähig war, habe er zunächst recht verworrene Aussagen gemacht, die ein Intensivpfleger des Klinikums protokolliert hatte. Ein Freund und Kegelbruder beschreibt den Zustand als "sehr durcheinander und deprimiert".

Zum Schluss hörte das Schöffengericht den Sachverständigen des Landeskriminalamts. An den Kleidern des 70-jährigen Fotografen habe man definitiv keine Spuren eines Fahrzeugs finden können. Was man gefunden habe, seien Spuren, die mehrere Ursachen haben könnten, unter anderem würden aus diesem Material Schuhsohlen hergestellt.

Ein zweiter Fall bezog sich auf einen Oberkellner eines Triberger Hotels. Dieser soll vom Angeklagten im Juni 2009 niedergeschlagen und, am Boden liegend, mit Fußtritten bearbeitet worden sein. Ein Anwohner schilderte dies.

Kellner eines Hotels brutal zusammengeschlagen

"Weil in dieser Zeit immer wieder Mülltonnen umgeworfen wurden, habe ich gedacht, das sei wieder der Fall", hatte er bei der polizeilichen Vernehmung geäußert. Dann habe er gesehen, dass ein Mann mit weißem Hemd auf eine am Boden liegende Person eintrat. Später habe er den Kellner an seinem Haus vorbei taumeln sehen. An einen großen Teil seiner damaligen Aussagen konnte sich dieser Zeuge vor Gericht allerdings nicht mehr erinnern.

Auch zwei Brüder, die von dem 2003 nach Deutschland eingereisten Angeklagten schwer mit dem Messer verletzt worden sein sollen, wiesen Gedächtnislücken auf, diese aber eher alkoholbedingt. Sie seien Ende September 2010 morgens gegen 3 Uhr vom Angeklagten in Höhe des Triberger Schleckermarktes angegriffen worden. Sie hätten zunächst gedacht, er hätte sie mit den Fäusten angegriffen, erst der später hinzu gekommene, ebenfalls stark alkoholisierte Schwager habe sie vor dem Messer gewarnt. Allerdings hätten zu diesem Zeitpunkt beide bereits erhebliche Stichwunden gehabt.

Hiernach wurde die Verhandlung unterbrochen. Der nächste Verhandlungstag wurde auf Donnerstag, den 3. Februar festgesetzt.