Der Esslinger Maschinenbauer krempelt sein Vergütungssystem um Foto: dpa

Nicht nur Leiharbeiter kämpfen um ihre Arbeitsbedingungen. Bei Festo tun dies auch die gut versorgten „Außertarifler“

Esslingen - Sie fahren Dienstwagen und telefonieren mit teuren Handys auf Firmenkosten: Außertariflich Beschäftigte gelten in Unternehmen als Edelmitarbeiter und verfügen gleich über eine ganze Reihe von Privilegien, von denen gewöhnliche Arbeitnehmer nur träumen können.

 

Hinter der blitzblanken Fassade der vermeintlichen Karriereposten sieht es aber manchmal anders aus. Hohe Arbeitszeiten, viel Reisetätigkeit, ständig wechselnde Projekte und permanente Erreichbarkeit machen die Traumjobs nicht selten zum durchwachsenen Geschäft für die Angestellten.

„Sogenannte außertariflich Beschäftigte sind die neuen Lieblinge der Arbeitgeber“, sagt Jürgen Groß, stellvertretender Bezirksbevollmächtigter der IG Metall in Esslingen. „Sie sind loyal und flexibel.“ Der Anteil der Außertariflichen an den Belegschaften nehme fast überall zu, sagt Groß. Im Sprengel des Gewerkschafters liege er in vielen Betrieben bei einem Viertel oder höher – und das, obwohl die Jahresentgelte der ATler, wie sie im Jargon oft genannt werden, üppig sind: zwischen 55 000 und 75 000 Euro; dazu kommen Boni und Vergünstigungen.

Einer der Betriebe, der in hohem Maß auf AT-Beschäftigte setzt, ist der Maschinenbauer Festo. Von den gut 4000 am Esslinger Stammsitz beschäftigten Mitarbeitern sind nach Betriebsratsangaben rund 1200 ATler.

Das Erfolgsmodell wird zum Problemfall

Der verschwiegene Maschinenbauer, der mit Automatisierungstechnik und einer Weiterbildungsschiene 2012 gut 2,2 Milliarden Euro umsetzte, ist so etwas wie ein klassischer AT-Arbeitgeber. Ein Gutteil der deutschen Beschäftigten sind hoch qualifizierte Vertriebsleute und Ingenieure. Der größte Teil des Umsatzes wird im Ausland erwirtschaftet, wo Festo in 61 Ländern 250 Konzerngesellschaften unterhält.

Das Problem: Die zur Führung des weltumspannenden Geschäfts nötigen Mitarbeiter lassen sich schlecht ins deutsche Tarifkorsett quetschen, das von Arbeitszeiten über Ruhepausen bis zu Wochenends- und Überstundenzuschlägen so ziemlich alles regelt. Sogenannte AT-Verträge, die direkt zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer ausgehandelt werden, sind daher auch bei Festo im Bereich der Hochqualifizierten seit Jahren das Mittel der Wahl.

Was lange wie ein Erfolgsmodell für alle aussah – Prestige und Vergünstigungen für die Mitarbeiter, Flexibilität für die Arbeitgeber –, scheint aber Probleme zu bereiten. Vor allem aufseiten der Beschäftigten. Hinter den Kulissen ist bei Festo von einer Flut an Projekten die Rede, die manche ATler überfordere. Dazu kommen schwer einzuhaltende Zielvereinbarungen mit den Chefs.

Vor mehr als drei Jahren nahm sich der Betriebsrat des Problems an. „Mitarbeiter beklagten, dass viele Dinge nicht mehr funktionierten“, sagt Hans-Jürgen Drung, Gesamtbetriebsratsvorsitzender bei Festo. „Wir wollten das neu regeln.“

Auf Nachfrage räumt Festo ein, im Bereich der AT-Beschäftigten habe „Regelungsbedarf in Bezug auf Vergütung, Zielvereinbarungen, Arbeitszeit und Positionsbewertung“ bestanden. Mitte 2013 erklärte sich das Familienunternehmen nach langem Zögern bereit, mehreren Betriebsvereinbarungen für diese Bereiche zuzustimmen. Durch die Regelungen, die Anfang 2014 in Kraft treten, habe man seinen Mitarbeitern „attraktive Beschäftigungsbedingungen“ bieten wollen, heißt es von Festo.

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