Lahrer Fallschirmspringer auf dem hiesigen Flugplatz: Ein junges Vereinsmitglied ist am Wochenende bei einem Sprung in Schwenningen tödlich verunglückt. Foto: Breuer (Archiv)

Tiefe Betroffenheit bei den Lahrer Fallschirmspringern: Die Jugendliche, die am Samstag in Schwenningen tödlich verunglückte, war eine Vereinskameradin. Der Vorsitzende war der Ausbilder der 15-Jährigen – und mit ihr aus dem Flugzeug gesprungen.

Lahr/Schwenningen - Dennis Birnbaum wirkt im Gespräch mit der LZ sehr gefasst. "Ich kann nicht ändern, was passiert ist. Aber glauben Sie mir, dass mich und den ganzen Verein das sehr beschäftigt." Der erfahrene Fallschirmspringer hat am Wochenende die schlimmsten Momente seiner Karriere erlebt. Während er sicher auf dem Boden landete, endete ein Sprung aus 3200 Metern Höhe für seine Schülerin tödlich.

Sprung aus 3200 Metern Höhe endete tödlich

Wie Birnbaum ging die verunglückte Jugendliche ihrer Leidenschaft beim Breisgauverein für Fallschirmsport nach. Dieser ist nach seinem Weggang aus Freiburg seit 2017 auf dem Lahrer Flugplatz zu Hause, durfte dort wegen einer fehlenden sogenannten Außenlandeerlaubnis zuletzt aber keine Sprünge mehr absolvieren. "Deshalb sind wir aktuell bei unserem Kooperationsverein in Schwenningen aktiv", berichtet Birnbaum. Auf dem dortigen Flugplatz-Gelände ereignete sich der tragische Unfall, den der 43-Jährige machtlos mitansehen musste.

Nach den Schilderungen des Lehrers, die laut Polizei von Videoaufnahmen und Zeugenaussagen bestätigt werden, traten Probleme während des Sprungs erst kurz vor dessen Ende auf. "Normalerweise leiten Fallschirmspringer den Landeanflug dreistufig ein", erklärt Birnbaum – ab 300 Meter, ab 200 Meter und schließlich ab rund 100 Metern. "Meine Schülerin war bei diesem Prozedere deutlich zu tief. Der Schirm hat deshalb nicht nur eine Dreh- sondern auch eine Sinkbewegung gemacht."

Das Mädchen wurde aus einer Höhe von etwa zehn Metern in die Tiefe gerissen und schlug auf einem asphaltierten Weg auf. Trotz erster Hilfe durch den Ausbilder erlag es wenig später in einem Krankenhaus seinen schweren Verletzungen. Am Mittwoch ließ die Polizei wissen, dass sie einen technischen Defekt ausschließe, weil sich der Schirm normal geöffnet und steuern lassen habe. Die Ermittler gehen von einem Flugfehler aus.

Mädchen war bereits "sehr erfahren"

Die 15-Jährige sei trotz ihres jungen Alters "schon sehr erfahren" gewesen, berichtet Birnbaum, der den Fallschirmsport selbst seit 2003 betreibt und das Mädchen seit dessen Anfängen vor zwei Jahren trainierte. "Sie hatte bereits weit mehr als 30 Solosprünge gemacht." Nur weil der Deutsche Fallschirmsportverband erst ab 16 Jahren eine Lizenz ausstelle, habe die Verunglückte noch Schülerstatus gehabt und deswegen nur in Begleitung eines Lehrers springen dürfen.

Die Jugendliche kam aus Iffezheim, besuchte dort die zehnte Klasse einer Verbundschule. Birnbaum ist mit ihrer Familie gut befreundet, "alles ebenfalls begeisterte Fallschirmspringer bei uns. Es ist sehr, sehr schlimm."

Birnbaum hat derzeit keine einfachen Tage, zur persönlichen Trauer kommt der große Medienrummel um den Unfall. Er zeigt sich aber froh, dass "fair und objektiv" berichtet werde. "Ich hatte schon Angst, dass unser Sport jetzt verteufelt wird." Zurecht sei dem nicht so: "Die Statistik zeigt, dass es sehr sicher ist. Nur: Wenn dann etwas passiert, endet es leider meistens tragisch."

Nach Querelen mit der Stadt, die den Pachtvertrag auf dem Flugplatz-Gelände nicht verlängerte, zieht es den Breisgauverein für Fallschirmsport weg aus Lahr. Laut Vorsitzendem Dennis Birnbaum fusionieren die Springer mit dem Verein in Schwenningen: "Ende des Jahres wird es so weit sein."