Woher stammt die Idee vom Osterhasen? (Symbolbild) Foto: Birgit Egarter/APA/dpa

Warum versteckt ein Hase bunte Eier? Und was haben Lämmchen, Hühner und Küken mit dem Osterfest zu tun? Um die Fragen der tierischen Symbole zu Ostern aufzulösen, hat unsere Redaktion mit dem Ethnologen und Historiker Jochen Schicht gesprochen.

Ostern steht vor der Türe, das sieht und spürt man mittlerweile deutlich. Überall blüht es und allerorten schmücken Menschen ihre Häuser, Gärten und Geschäfte mit grünen Zweigen, Blumen und Nestern. Doch damit nicht genug. Auch tierische Bilder finden sich im Osterschmuck. Neben dem altbekannten Osterhasen sind da Eier, Küken, Hühner und Lämmer zu sehen.

Doch woher stammen diese Tierbilder und was haben Hasen, Hühner oder Lämmer überhaupt mit dem christlich geprägten Osterfest zu tun? Die Antworten sind hier unterschiedlich, wie der Villinger Ethnologe, Volkskundler und Historiker Jochen Schicht, Leiter des Freilichtmuseums in Neuhausen ob Eck, erklärt. Allerdings sei die Grundlage gewöhnlich die christliche Tradition.

Lämmer sind schon seit langem ein Symbol zum Osterfest Foto: dpa/Angelika Warmuth

Diese Verbindung zum Christentum ist an den Lämmern am deutlichsten zu erkennen. „Das Osterlamm ist ganz klar christlich bedingt“, erläutert Schicht, „und steht bekanntlich für die Auferstehung von Jesus. Das hat rein mit der Kirche zu tun.“ Das Lamm Gottes („Agnus Dei“) oder Osterlamm fände sich in religiösen Darstellungen, in der Bibel und in kirchlicher Kunst und sei nachweislich in der christlichen Tradition verwurzelt.

Huhn, Küken und Eier gehören zusammen

Bei Hühnern und Küken muss man hingegen etwas weiter ausholen, kompliziert sei die Geschichte hier aber immer noch nicht. „Um es kurz zu machen, Hühner und Küken haben mit den Eiern zu tun. Küken schlüpfen aus Eiern, Hühner legen Eier“, erklärt Schicht den Zusammenhang. Die Eier wiederum hätten ihren Ursprung in der Fastenzeit.

Die Fastenzeit startete mit dem Ende der Fastnacht, Aschermittwoch, und dauerte 40 Tage. 40 Tage ohne Fleisch, ohne Milchprodukte und eben auch ohne Eier. „Eier waren verboten. Diese Regel ist schon seit dem siebten Jahrhundert nachweisbar.“ Natürlich seien die Menschen damals bemüht gewesen, Eier und Hühner zum Aschermittwoch hin zu dezimieren, aber trotzdem sammelte sich bis Ostern ein beachtlicher Berg an Eiern an.

Was war zuerst da, das Küken oder das Osterei? Foto: dpa/Pia Bayer

Im Mittelalter gab es laut Schicht dann zwei Herangehensweisen, mit diesen Eiermengen umzugehen: „Zum einen haben sich die Menschen einen Spaß daraus gemacht und verschiedene Eierspiele erfunden, etwa das Eierlaufen, das man heute noch kennt. Zum anderen hat die Kirche sich der Eier angenommen.“

Bunte Eier in der Fastenzeit

Im Rahmen der Ostermesse wurden dann die Eier geweiht und dadurch formell wieder für essbar erklärt. Somit stand das Ei dann auch symbolisch für die Auferstehen, „von außen kalt, aber im Innern wächst ein neues Leben heran. Und damit wären wir auch beim Küken“, führt Schicht weiter aus. Damit die Menschen die Eier, die man essen konnte erkannten, wurden diese irgendwann eingefärbt, anfangs ausschließlich in rot, um das Blut Jesu zu symbolisieren, später haben sich auch andere Farben und Muster entwickelt.

Die bunten Ostereier haben ihren Ursprung in der Fastenzeit. Foto: dpa/Bernd Thissen

Infolge der Reformation wurden die „Eierweihen“ in evangelisch geprägten Gebieten abgeschafft, das Eierfärben löste sich jedoch davon und wurde auch hier beibehalten, quasi säkularisiert, mit dem Verstecken und Suchen der Eier als Brauch der Gemeinschaft und Familie. Spätestens um das 18. Jahrhundert herum waren die Eier als Bestandteil des Osterfestes verweltlicht.

Wie der Osterhase Kuckuck, Storch und Fuchs verdrängte

Doch woher kommt der Osterhase und warum versteckt er die Ostereier? Das sei, laut Schicht, eine komplizierte Geschichte und zudem wisse niemand mit absoluter Sicherheit, woher der Hase eigentlich komme. Klar ist, dass der Hase nicht immer der Einzige war, der die Eier versteckte. Stattdessen hätten in verschiedenen Regionen unterschiedlichste Tiere diese Arbeit übernommen. In Tirol habe die Osterhenne die Eier versteckt, in Schleswig-Holstein und Niedersachsen der Fuchs oder der Osterhahn, in der Schweiz der Kuckuck und in Thüringen der Storch.

Wer hat außer dem Hasen noch Eier versteckt? Foto: ZB/Patrick Pleul

Etwa ab dem 19. Jahrhundert aber hatte der Hase sich ein Monopol im Eierverstecken aufgebaut, und war „zum bestimmenden Tier für Ostereier geworden“. Mit den Schokohasen, die nach dem zweiten Weltkrieg immer beliebter wurden, schoss dann auch die Popularität des Osterhasen weiter nach oben.

Manches bleibt unklar

Erstmals nachweislich erwähnt wird der Osterhase in der Dissertation des Arztes Johannes Richier im Jahr 1682. Mit der Abhandlung „De ovis paschalibus – von Oster-Eyern“ beschrieb Richier Gebräuche, in denen ein Osterhase Eier legt und in Gärten versteckt, wo Kinder sie dann zum Vergnügen der Erwachsenen eifrig suchen würden. Der Osterhase sei demnach eine Fabel, die man, so Richier, den „Einfältigen und Kindern“ aufbinden würde.

Warum der Hase sich aber gegen Kuckuck, Hahn und Storch durchsetzte, darüber könne man, laut Schlicht, nur Vermutungen anstellen. Letztlich scheint der Hase vor allem Glück gehabt zu haben, über genaue Gründe könne man nur spekulieren.