Künstlerhausbewohner Klaus E. Dietl hat eine Dohle gerettet. Der Jungvogel war wegen der Hitze völlig entkräftet. Foto: Lück

Recherchetermin im Künstlerhaus. Du trinkst wie ein Esel und schwitzt wie ein Kamel. Plötzlich sagt Filmemacher Klaus E. Dietl: "Ich hör da was schreien. Fallen jetzt schon die Vögel vom Himmel vor Hitze?"

Horb - Donnerstag Mittag, 12.30 Uhr. Affenhitze auf der Terrasse – trotz Schatten. Klaus springt in die Waschküche, holt gleich eine Schale mit Wasser. Elisabeth Kaiser schaut fasziniert zu, was sich am Rundbogen mit der Holzkonstruktion so tut.

Einfach umgefallen

Ein junger, grauer Vogel liegt da völlig entkräftet. Schleppt sich zum kühlen Nass. Trinkt. Klaus geht in den Garten, pfriemelt einen Wurm aus dem Boden und hängt es dem kleinen, grauen Federvieh mit den himmelblauen Augen hin. Der Kleine pickt sich die Fleischration, trinkt weiter.

Plötzlich schreit Elisabeth auf: "Er ist umgefallen. Gerade war er noch so munter, jetzt fiel er um, als ob man ihm K.O.-Tropfen ins Getränk getan hat."

Klaus weiß sofort, was zu tun ist. Geht wieder in die Waschküche, holt ein Tuch. Die Dohle, die eben noch wie tot auf dem Rücken lag, hat es wenigstens geschafft, sich in eine Art Seitenlage zu bringen. Stabil sieht das aber nicht aus. Sagt zu Steffi Müller: "Hol mal den Karton." Vorsichtig nimmt er das blaue Tuch, fasst behutsam den kleinen Vogel an und hebt ihn in den Karton. Sagt: "Den stellen wir in die Waschküche. Dort ist es kühler." Stellt gleicht noch eine Schale Wasser in den Karton.

Tierfreunde helfen weiter

Dann holt Klaus einen Flyer. Darauf: Die Nummer von der Wildtierhilfe Calw. Er sagt: "Das habe ich noch vom 28. Januar. Da saß hier ein völlig entkräfteter Jungfalke. Wir haben uns um ihn gekümmert und die Frau hat ihn wieder aufgepeppelt. Inzwischen kreist er wieder über uns."

Dann geht jemand ans Telefon. Sagt: "Wir kommen sofort!"

Das geplante Interview: Vorbei. Immer wieder steht Klaus auf, geht in die Waschküche und nimmt die kleine Dohle vorsichtig hoch, spricht mit ihr, schaut sie liebevoll an.

Dann ist ein Auto vor der Tür zu hören. Heraus springen Anne Fischer und Jacqueline Dießner vom Tierschutzverein Horb. Sie sagt gleich: "Das ist eine Dohle. Wird wohl unser Dohlenjahr diesmal. Habt ihr im Wasser oder Futter direkt in den Schnabel gegeben?"

Klaus: "Nein. Nur angereicht"

Die Tierschützerin: "Gott sei Dank. Denn die Vögel haben die Luftröhre direkt unter dem Schnabel. Wenn man ihnen Wasser und Futter direkt in den Schnabel stopft, dann führt das dazu, dass die Luftröhre verstopft wird! Dann kann man die Jungvögel nicht mehr retten."

Jacqueline hält die kleine Dohle mit beiden Händen, schaut sie sich liebevoll an: "Dann päppeln wir dich wieder auf. Du kommst zu den anderen beiden Dohlen-Kollegen bei uns!"

Wasserstellen sind wichtig

Doch was ist da los? Warum kriegen die Vögel einen Vogel bei der Hitze?

Anne Fischer: "Jungvögel wie die Dohle sind Ästlinge. Die werden im Nest großgezogen und dann zu Boden gebracht. Hier werden sie weiter von den Eltern mit Nahrung versorgt, bis sie richtig fliegen können. Doch bei der Hitze bekommen die Vogeleltern auch ein Energieproblem, ihre Jungen am Boden zu versorgen. Und weil durch die Hitze auch die Pfützen verdampft sind, haben die Ästlinge am Boden ohne menschliche Hilfe schlechte Überlebensschancen. Deshalb bitten wir die Bevölkerung: Helft den Jungvögeln und stellt täglich Wasser in den Garten. Am besten in Blumenuntertöpfe – die sind nicht so hoch und auch für die Jungvögel leicht zu erreichen."

Und was hat die kleine Dohle nach der Flüssigkeitszufuhr wie mit K.O-Tropfen umgehauen?

Jaqueline Dießner: "Die Dohle war wohl völlig dehydriert. Dann hat sie Wasser bekommen und den Wurm. Die Kreislaufbelastung durch die Verdauung hat den Jungvogel dann wieder extrem geschwächt."