Voll besetzt war das Theater im Deutschen Haus. Foto: Hübner

Mit überschäumender Energie sorgte die Komödiantin La Signora im Theater im Deutschen Haus für beste Unterhaltung.

St. Georgen - Mehr als zwei Stunden lang hielt sie die Gäste mit abstrusen Geschichten und viel Sangeskunst bei Laune.

Analog und digital

Sie freue sich sehr dass die Gäste die Stange hielten, so Ute Scholz zur Begrüßung im ausverkauften Theater. Das sei etwas Besonderes. Sie lud Besucher aus dem ganzen Bundesgebiet beim Streaming zu "einem ganz besonderen Leckerbissen" ein, und der Star des Abends tat alles, um diesem Versprechen gerecht zu werden.

La Signora zeigte sich von Beginn an als Energiebündel, und quatschte gefühlt den ganzen Abend hindurch ohne Punkt und Komma munter drauflos. Zum Beispiel sprach sie darüber, dass sie nicht ins Publikum gehe, weil sie spucke. "Vor der Seuche hätten sich die Leute drum gekloppt, ganz nah an der Bühne zu sitzen", meinte sie mit Hinweis auf die heilenden Kräfte ihres Speichels.

Alle Gäste sind Gauner

Den Kontakt mit dem Publikum suchte sie dafür umso mehr in verbaler Form und arbeitete die Rückmeldungen geschickt in ihr Programm ein. Der Geburtstag zweier Anwesender beflügelte sie zum Beispiel dazu, als Chorleiterin mit dem Publikum mehrere Ständchen anzustimmen. Von anderen Gästen erfuhr sie von Hobbys wie Tennisspielen oder Volleyball. In Anwesenheit eines Dirigenten fühle man sich gleich intellektueller, meinte sie, verstieg sich dann aber zu Verschwörungstheorien, wonach das alles nur Tarnung sei und die angeblich harmlosen Gäste tatsächlich Gauner.

Nichts Gutes konnte die aus dem Ruhrgebiet stammende Dame den schwarzwälder Temperaturen abgewinnen. Eigentlich habe sie einen Stripper mitbringen wollen, aber den müsste man ihr zufolge erst mal anbraten, damit im hier warm würde. Wäre es nach ihr gegangen, hätte sie auch statt Corona Syphilis als Seuche gewählt, verriet sie. "Die Nachverfolgung wäre interessant gewesen."

Viel Platz für Enttäuschungen

Ein großes Thema war für La Signora die Entwicklung des Körpers einer Frau. Der bestehe nicht nur aus Gehirn und Besserwisserei sondern biete auch viel Platz für Sehnsucht, Erwartungen und eine Menge Stauraum für Enttäuschungen. Frauen wurden ihr zufolge irgendwann zur "Stricherin in der Landschaft", quasi "Twiggy statt Miss Piggy". Und dann gebe es noch den "bakteriellen Gedanken", ein Kind haben zu wollen. Aus "Always Ultra" werde zwar irgendwann "Always Uralt", aber "auch eine Motte glänzt im Mondlicht". "Das Heu ist eingefahren aber immer noch feucht", erklärte sie zweideutig.

Stimmgewaltig unterwegs

La Signore präsentierte sich immer wieder stimmgewaltig und musikalisch abwechslungsreich. Mit Unterstützung ihres Akkordeons unterhielt sie mit irischen Charthits ebenso wie mit deutschen Volksliedern. Manch Lied übersetzte sie mehr oder weniger Originalgetreu, machte zum Beispiel "Under the Boardwalk" zu "Ich will ’nen Cordrock". Und Schlager sei nicht nur häusliche Gewalt, die man versuche mit Musik zu übertönen, erklärte sie, mixte irgendwann verschiedenste Verse dieses Musikgenres zu einer fürs Publikum sehr vergnüglichen Geschichte.

Bis zum Schluss des Programms behielt La Signora ihre überströmende Energie, stakste manchmal wie ein Storch über die Bühne oder verzog das Gesicht zu Grimassen, die die Gäste zum Lachen brachten. Selbst nach gut zweieinhalb Stunden tanzte sie immer noch wie ein Derwisch zu einem Titel der italienischen Band "Rcchi e Poveri" über die Bühne. Nur um dann doch noch mal etwas leisere Töne anzustimmen und den Zuschauern den Rat mit auf den Weg zu geben "Kümmere dich um dich selbst, ein anderer macht es nicht." Vom Publikum gab es für die Darbietung verdientermaßen euphorische Beifallsrufe und reichlich Applaus.