Die Vertreter des RP Freiburg bei der Vorstellung in der Ratssitzung mit (von links Dorothee Eisenlohr: Sabine Klumpp, Steffen Hartmann sowie (hinten) Ute Ruf und Projektleiterin Ying Zeng. Foto: Wegner

Nach einem ersten Online-Termin im vergangenen Jahr haben jetzt die Planer des Regierungspräsidiums Freiburg nochmals das Prozedere und den Stand der Planungen zur Talumfahrung Schramberg vorgestellt.

Schramberg - Wer viel Neues über die künftige Talstadtumfahrung erwartet hatte, wurde zwar etwas enttäuscht, aber eines machten die vier Vertreter des Regierungspräsidiums in der Sitzung des Schramberger Gemeinderats am Donnerstag klar: Die Planung läuft. Auch wenn der Straßenteil mangels Planer geschoben wird, hat sich zeitlich nichts verzögert, weil dafür das Vorverfahren für die Umweltverträglichkeitsstudie vorgezogen werden konnte. Dabei wurden sicherheitshalber die Bereiche rings um die Tunneleinfahrten groß genug gewählt, um später nicht nachuntersuchen zu müssen – so etwas würde leicht ein Jahr Verzögerung mit sich bringen, sagte Sabine Klumpp, Leiterin des Referats Straßenplanung beim Regierungspräsidium Freiburg.

Komplexe Aufgabe

Wie komplex die Arbeit derzeit und insgesamt ist, wurde an den vielen verschiedenen Schritten deutlich, die alle in der Vorbereitung erforderlich sind, um überhaupt bauen zu können – "wir stehen am Ende von Punkt eins von fünf", stellte Gemeinderat Udo Neudeck (Freie Liste) nach der Vorstellung fest. Gerne hätte auch Clemens Maurer (CDU) einen fixen Zeitplan gesehen, aber groß andere Zahlen wie im Vorjahr wird Klumpp auch nicht vorstellen, wenn sie die Zeitschiene ins Internetportal des Regierungspräsidiums einstellt. Und genau festlegen lassen wollte sie sich auch nicht, da es zu viele Unsicherheiten gibt.

Vorzugstrasse verliert Status

Eine davon ist auf jeden Fall die Trassenführung. Man sei zunächst mit der Vorzugstrasse, der Hess-Variante II mit zwei Tunnels und einer Hangbrücke im Eselbachtal gestartet, doch im weiteren Verfahren verliert diese Variante den Vorzug und wird mit mehreren anderen hinsichtlich verschiedenster Parameter verglichen – insgesamt sieben weitere hatte das RP als Überblick präsentiert. Aus diesen würden aber zusätzliche Varianten entwickelt, deren technische Umsetzbarkeit überprüft werde. All diese würden anschließend in relevanten Bereichen gegeneinander abgewogen. Danach soll voraussichtlich Ende 2026 eine Vorzugsvariante als Vorplanung dem Bundesverkehrsministerium zur Genehmigung vorgelegt werden.

Kosten jetzt bei 158 Millionen Euro

Ein wesentlicher Faktor, so Projektleiterin Ying Zeng, sei auch die Steigung. Bei mehr als drei Prozent seien verstärkte Maßnahmen für die Tunnelsicherheit zu planen. Da die Topographie rings um Schramberg sehr anspruchsvoll sei, habe das Bundesverkehrsministerium eine Grundlagenplanung gefordert. Das Ergebnis sei, dass die Umfahrung trotz schwieriger Umsetzbarkeit genehmigungsfähig sei, die Kosten seien auf 158 Millionen Euro fortgeschrieben worden.

Bürger werden beteiligt

Parallel zu den Planungen sollen auch die Bürger beteiligt werden. Eine Dialogveranstaltung sei vorgesehen, sobald die beauftragten Ingenieurbüros mögliche Varianten ermittelt hätten. Hierzu ist eine europaweite Ausschreibung für die Beauftragung erforderlich, die 2023 abgeschlossen sein soll.

Gibt es Hindernisse?

Thomas Brantner (CDU) fragte nach, wie sich ein Überdenken der Strukturprojekte seitens der neuen Bundesregierung auswirke. Klumpp sah die Neubewertung des Bundesverkehrswegeplans »als eine große Blackbox. Für das Regierungspräsidium sei  der derzeitge Plan maßgeblich. Da sei die Planung im vordringlichen Bedarf und »solange wir nichts anderes hören, solange planen wir weiter.«
Clemens Maurer hatte hinsichtlich der Bedeutung der Talumfahrung in der Sitzung gefordert, dass auch künftig alle Fraktionen in Schramberg hinter dem Projekt stehen sollten.  Reinhard Günter (SPD/Buntspecht), der versicherte auch jetzt noch hinter dem Projekt zu stehen, da es »um Lärm und Bürgerschutz« gehe, die Gefahr, dass sich in den 30 jüngsten Jahren viel verändert habe.  »Klima- und Artenschutz wird  in der großen Politik in die Verkehrsplanung mit einfließen.« Er gehe davon aus dass sich »grundsätzlich etwas  ändern werde« und er glaube auch, dass das wichtig sei. »Selbst wenn es einzelne Projekte  erwischt.« Hinsichtlich der von Eisenlohr an das RP gestellten Frage einiger Bürger, ob eine Lärmschutzmaßnahme wie Tempo 30 entlang der B462 negativen Einfluss auf das Projekt haben könne, meinte Günter, dass es nicht sein könne, dass Tempo 30 nicht komme auch wenn es die Bilanz für das Tunnel verschlechtere. Hier sah Klumpp auch keine Probleme, da sich der Kosten-/Nutzenfaktor insgesamt betrachtet,  meist gleichmäßig verändere.

„So weit wie noch nie“

Positiv sah trotz des noch weiten Wegs Udo Neudeck (Freie Liste) den derzeitigen Stand: "So weit, wie wir jetzt sind waren wir noch nie. Vielleicht ist es ein bescheidener Anfang, aber es ist ein Anfang.

Jürgen Reuter (Aktive Bürger) freute sich, dass Ying Zeng die Aufgabe als Projektleiterin übernommen habe und sah darin "eine der herausforderndsten Aufgaben, die das Regierungspräsidium bewältigen muss". Er vertraue auf ihre Fachlichkeit.

Auch Oberbürgermeisterin Dorothee Eisenlohr sah die Mitarbeiter des RP Freiburg als "hochmotiviert", "wir freuen uns, dass Sie weiter loslegen und wir sind jederzeit bereit, alles zu liefern was Sie brauchen," versprach sie.