Fest steht, dass das Sulzbergforum schon bald aus diesem Gebäude verschwunden sein wird. Ob die Musikschule in anderer Form erhalten bleiben kann, hängt davon ab, ob der Verein die Mietkosten dafür aufbringen kann. Mit der Bitte um Unterstützung wendet er sich an den Gemeinderat. Foto: Schnidrig

Das Sulzbergforum kämpft weiterhin wacker um sein Überleben. Es interessieren sich zunehmend mehr Gemeinderatsmitglieder für den Erhalt der vereinsgetragenen Musikschule. In der jüngsten Sitzung entfachten hitzige Debatten über eine mögliche Unterstützung durch die Stadt.

Alpirsbach - Die Gespräche mit ausgewählten Gemeinderäten, die Vereinsvorsitzende Ursula Schnidrig im Vorfeld der städtischen Haushaltsberatungen führte, scheinen zu fruchten. Engagiert setzen sich mehrere Mitglieder in der jüngsten Gemeinderatssitzung für den Erhalt des Sulzbergforums ein. Ebenso viele Stimmen äußern sich jedoch auch gegen einen finanziellen Beitrag von städtischer Seite.

Dezentral in den Ortsverwaltungen?

Die Musikschule in die normale Schule eingliedern? Joachim Hermann (ZfA) hält das für die einfachste Möglichkeit ohne großen finanziellen Aufwand. "Die kleinen Instrumente können einfach in einem Schrank eingeschlossen werden." Bürgermeister Michael Pfaff dagegen sieht diese Option kritisch. "Die Schulräume werden für den Unterricht gebraucht. Es gäbe keine Möglichkeit, die großen Instrumente zu lagern, wie zum Beispiel den Flügel."

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Die Suche nach den Räumen sei aber auch nicht das Problem. In der Stadt gebe es genügend Möglichkeiten. Ein Beispiel ist das vom Verein gefundene leerstehende Café Bernhardt in der Innenstadt. Nur befinden sich die leerstehenden Räume, die in Frage kommen, allesamt nicht in städtischer Hand. "Die Frage, die sich damit eigentlich stellt, lautet: Wollen wir angesichts unserer aktuellen Haushaltslage finanzielle Unterstützung leisten?", so der Bürgermeister. "Das muss das Gremium entscheiden." Bis Jahresende rechnet die Verwaltung beim Gesamtergebnis mit einem Minus von knapp 1,7 Millionen Euro (wir berichteten).

Pfaff schlägt vor, mit den Ortschaftsräten ins Gespräch zu gehen. Die haben teils Bereitschaft signalisiert, Räume der Ortsverwaltungen zur Verfügung zu stellen, wie er erklärt.

Anita Frank (Frauenliste) stört sich daran, dass es dann keine zentrale Schule mehr gäbe. "Das Sulzbergforum braucht Planungssicherheit", meint sie. "10 000 Euro im Jahr sollten wir als Kommune an Mietkosten übernehmen können, wenn ich sehe, mit welchen Beträgen wir ohnehin schon jonglieren. Ja, die Musikschule ist keine Pflichtaufgabe. Aber es ist eine Prestigeaufgabe." Ohne Musikschule sei die Stadt deutlich ärmer.

Gleichberechtigung für alle Vereine

Bei der Frage um die Finanzierung, so Bürgermeister Pfaff, gehe es aber in erster Linie ums Prinzip. "Bei der Umfrage im Sommer hat sich gezeigt, dass die Bürger wenig Interesse an der Unterstützung des Vereins haben. Etwas künstlich am Leben zu halten, was die Bevölkerung nicht interessiert, ist sehr fraglich. Das Sulzbergforum muss es wenn dann intern schaffen, sich auf eigene Beine zu stellen, wie jeder andere Verein auch." Bei der aktuellen finanziellen Lage damit zu beginnen, freiwillige Aufgaben anzugehen, halte er für falsch. "Sonst kommen andere Vereine, die ebenfalls Kultur und Musik unterstützen und auch Jugendarbeit betreiben, und fragen, warum sie keine zusätzliche Unterstützung bekommen." Jeder Verein finanziere sich selbst, zum Beispiel durch Veranstaltungen und Feste. "Dieses Engagement muss auch das Sulzbergforum zeigen."

Hans Frick (FWV) ist der gleichen Meinung. "Wenn das Engagement nicht da ist, muss die Allgemeinheit nicht zahlen. Die Umfrage hat ergeben, dass die Interessierten eine Minderheit sind", sagt er. "Ich glaube, die Nachfrage ist nicht so groß, wie der Vereinsvorstand das nach außen hin präsentieren will."

Anita Frank widerspricht. "Das Engagement im Verein ist sehr groß. Der Vereinsvorstand tut alles, um die Musikschule bekannter zu machen und um sie zu erhalten. Aber wir müssen unseren Beitrag leisten, sonst kommen die nicht auf die Beine." Und Alpirsbach müsse ohnehin breiter aufgestellt sein. "Klar, müssen wir sparen. Aber wenn wir alles wegsparen, können wir gleich einpacken."

Bürgermeister Pfaff bremst sie aus, bisher sei noch gar nichts weggespart worden. Aber ein Verein mit nur vier aktiven Mitgliedern habe eine schwierige Ausgangslage. Und wenn sich die Stadt nun entscheide, ihn zu unterstützen, "werden wir große Diskussionen in der Bevölkerung lostreten". Das halte er nicht für den richtigen Weg.

Gerhard Engel (UBL) gibt dem Bürgermeister insofern Recht, dass das Sulzbergforum tatsächlich eine schwierige Ausgangslage habe. "Früher war die Musikschule eine städtische Einrichtung", ruft er ins Gedächtnis. "Alpirsbach hat es aber nicht geschafft, sie zu erhalten. Dann haben sich Bürger engagiert, um das Kulturangebot für die Stadt zu erhalten." Und nun, wo der Verein in Not sei, "schaffen wir es nicht einmal, ihm unter die Arme zu greifen?"

Der geteilte Gemeinderat kommt an diesem Tag nicht zu einer Entscheidung. Das Thema wird in die nächste Sitzung mitgenommen. Wenn der Haushalt dann beschlossen wird, führt kein Weg mehr an der Entscheidung vorbei.

Kommentar: Zwickmühle

Von Katja Fuchs

In der Haut des Alpirsbacher Bürgermeisters will man gerade nicht stecken. Wie die Entscheidung des Gemeinderats zur Unterstützung des Sulzbergforums auch ausfällt, die Stadtverwaltung wird kritisiert. Sie hat sich entschieden, gegen die finanzielle Hilfe zu argumentieren. Zahlt die Stadt, echauffieren sich andere Vereine, die sich benachteiligt sehen. Das könnte den Gemeinderat in weitere Zwickmühlen bringen. Lässt die Stadt das Sulzbergforum finanziell zugrunde gehen, kommen die kritischen Fragen von der anderen Seite: Warum werden andere freiwillige Aufgaben, die sich durch das Markenentwicklungskonzept ergeben, finanziert, während für die Musikschule nichts übrig ist? Und gehört ein Kulturzentrum im Hinblick auf die Marke nicht auch zu den Aushängeschildern einer Stadt? So oder so. Die Verwaltung kann dieses Spiel nicht gewinnen.