Auf dem Vorplatz ist ein Bereich aktuell abgesperrt. Die Baufirma muss die verlegten Pflastersteine noch verfugen. Foto: Zelenjuk

Bauarbeiter verlegen neuen Pflastersteine. Restarbeiten an Unterführung. Drei verschiedene Zuständigkeitsbereiche.

Sulz - Das sorgt bei manchen Reisenden für Unverständnis: Eigentlich ist der umgebaute Sulzer Bahnhof bereits im Mai eingeweiht worden. Doch nun wird auf dem Bahnhofsgelände wieder gearbeitet. Wir haben bei den Verantwortlichen nachgefragt.

Der Sulzer Bahnhof gleicht seit Tagen einem Hindernisparcours. Gestapelte Pflastersteine, Absperrbaken und -bänder dominieren das Areal. Es wird eifrig gearbeitet: Bauarbeiter verlegen neue Pflastersteine. Doch wurde das nicht im Frühjahr vor der Einweihung schon gemacht?

Reiner Wössner, Bauamtsleiter der Stadt, erläutert die Situation: "Der barrierefreie Umbau des Bahnhofs war eine Maßnahme der Bahn. Wir waren als Stadt mit der gelieferten Leistung auf dem Vorplatz nicht einverstanden. Es war schon beim Einweihungstermin im Mai ganz klar, dass da nachgebessert werden muss."

"Ein gemeinsames Werk"

Der Hintergrund: Teil der Gesamtmaßnahme am Bahnhof waren neben der Höhenänderung des Mittelbahnsteigs und der Einhausung der Treppenanlagen auch die Tiefbauarbeiten für den Aufzugsschacht. Um diese auszuführen, musste die Bahn in den erst 2010 ausgebauten und fertiggestellten Bahnhofsvorplatz eingreifen. "Und danach konnte die Bahn ihn leider nicht wieder so herstellen", erklärt Wössner.

Die Steine seien nicht ordentlich verlegt worden – und die Stadt habe sich geweigert, die Leistung abzunehmen. Mit der wichtigste Grund für den Baupfusch war der Zeitdruck, meint Wössner: "Es wurde sehr schnell auf die Einweihung der Anlage hingearbeitet."

Nun muss nachgebessert werden. Doch warum erst jetzt? "Wenn eine Firma ihrer Meinung nach fertig ist, wird es schwierig, sie noch mal auf den Plan zu rufen", erklärt der Bauamtsleiter.

"Es sind tatsächlich einige Mängel gewesen", bestätigt Lydia Hartmann, Projektleiterin bei der Deutschen Bahn. "Die Maßnahme wird auf jeden Fall bald abgeschlossen", beruhigt sie. Einen konkreten Termin will Hartmann allerdings nicht nennen. Und sie betont: "Diese Firma hat auch für die Stadt und für den Gebäudeinhaber gearbeitet. Es ist eigentlich ein gemeinsames Werk."

Die Sache mit den Zuständigkeiten auf dem Bahnhofsareal ist in der Tat ziemlich komplex. Für den Vorplatz Richtung Backsteinbau ist die Bahn zuständig, während das Gelände direkt vor dem Bahnhofsgebäude der Eigentümer Jens Faras verantwortet. Und die Stadt Sulz hat das Pflaster auf 110 Quadratmetern in Richtung des ehemaligen Postgebäudes verlegen lassen.

Aktuell laufen die Arbeiten zwischen dem Bahnhofsgebäude und den Gleisen. Diese hat Eigentümer Faras in Auftrag gegeben – in Abstimmung mit der Stadt. Währenddessen ist auf dem Vorplatz – dem Areal der Bahn – der Großteil der Arbeiten erledigt. Es fehlen allerdings Anschlusssteine, und der Platz ist noch nicht fertig gesandet. Aus diesem Grund ist der Bereich derzeit abgesperrt.

Kostengünstige Variante

Lediglich "kleine Restarbeiten" sind laut Lydia Hartmann an der Unterführung auf dem Sulzer Bahnhof notwendig. Dort wurden bereits die Wandfliesen gereinigt. "Jetzt müssen noch drei Lampen ausgetauscht werden. Vielleicht muss noch an den Stufen einiges ausgebessert werden", führt die Bahn-Projektleiterin aus. Weitere Arbeiten in der Unterführung seien nicht geplant. "Wir hübschen nur auf. Es war nie die Rede davon, dass wir etwas erneuern. Mehr war da nicht geplant", macht Hartmann klar.

Dass das umgesetzte Bahn-Projekt nur "Aufhübschung" beinhaltet, weiß auch Bauamtsleiter Wössner. "Ursprünglich war von der Stadt ein ganz anderes Projekt vorgesehen", erinnert er sich. Das umfangreiche Paket an Maßnahmen scheiterte daran, dass die Stadt keine Zuschüsse bekam. "Dann ist das Projekt auf die andere Seite gewandert – und hat sich verändert", sagt Wössner.

Von der Vision, die Unterführung etwa mit mehr Tageslicht optisch aufzuwerten, musste sich die Stadt verabschieden. "Was jetzt gemacht wurde, ist die kostengünstige Variante", erklärt der Bauamtsleiter. Nichtsdestotrotz sei man "natürlich gottfroh, dass das, was jahrzehntelang zu Recht gefordert wurde, endlich umgesetzt wurde", sagt er mit Blick auf die Barrierefreiheit der Anlage.

"Der Bahnhof ist zu 100 Prozent barrierefrei", hebt Wössner hervor. Dabei geht es nicht ausschließlich um die Zugänglichkeit für Rollstuhlfahrer. Umgesetzt wurde durch verschiedene taktile (ertastbare) Elemente auch die Barrierefreiheit für sehbehinderte Menschen.