Stadt will eine Allgemeinanordnung erlassen. Bevölkerung hält sich an Vorschriften.

Sulz - Die Corona-Fälle gehen in Sulz in die Höhe. Sollten sie weiter steigen, sei sogar eine Ausgangssperre zu prüfen, teilte das Landratsamt Rottweil am Montagabend mit. DIe Stadt Sulz will eine Allgemeinanordnung erlassen. Mit einer Allgemeinanordnung, die kommenden Freitag, 17. April, im Gemeindeblatt bekanntgemacht werden soll, wird das Maskentragen in öffentlichen Bereichen zur Pflicht.

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Die Zahl der Infizierten erhöhte sich am Ostermontag in Sulz auf 113. Die Pressestelle des Landratsamts Rottweil teilt auf Anfrage dazu mit, dass sechs "Ausbruchsherde" gleichzeitig – drei Pflegeeinrichtungen und drei Firmen – ermittelt wurden. Überall, wo viele Menschen zusammen seien oder auch sein müssten, könne sich das Virus verbreiten. Daher werde empfohlen, Kontakte möglichst einzuschränken. Nur lasse sich dies in systemrelevanten Betrieben oder in Altersheimen nicht ganz vermeiden.

In den Heimen werde unter Einhaltung infektioshemmender Schutzmaßnahmen gearbeitet. Die dortigen Bewohner gehörten zu der besonders anfälligen Gruppe und hätten meist noch Vorerkrankungen. In Betrieben würden ebenfalls entsprechende Schutzmaßnahmen getroffen. Inwieweit aber im Privatbereich Kontakteinschränkungen eingehalten würden, sei nicht bekannt, jedoch fraglich, so die Pressesprecherin.

Im Rahmen der Infektionsermittlungen hätten sich auch familiäre Überschneidungen, ergeben, zum Beispiel, dass ein Ehepartner in einer der betroffenen Firmen und der andere in einem der betroffenen Heime arbeitet. Ob weitere "Gemeinsamkeiten" eine Verbreitung des Coronavirus begünstigt hätten, sei aktuell noch nicht belegt.

Auch Pflegeheime sind betroffen

Dass in einem größeren Betrieb in Sulz Mitarbeiter positiv getestet wurden, war schon bekannt. Neu ist: Auch Pflegeheime sind betroffen, von denen eines komplett unter Quarantäne gestellt worden ist. Bei den anderen beiden Einrichtungen ist davon noch abgesehen worden. Für sie sei ein Maßnahmenbündel einer Voll-Quarantäne vorgeschaltet worden. Darunter fallen unter anderem persönliche Schutzmaßnahmen, Einschränkungen der Personalbewegungen, Konzentrierung auf nur einen Hausarzt oder die Quarantäne einzelner Stationen. Neben einem Pflegeheim ist auch die Belegschaft einer Arztpraxis in Sulz in Quarantäne getreten.

Dass das Landratsamt nun angesichts dieser Entwicklung drastischere Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Virus nicht ausschließt, hat Bürgermeister Gerd Hieber aus der Pressemitteilung der Behörde entnommen. "Ich war überrascht über die Informationen", drückt er sein Befremden aus. Eigentlich hätte er erwartet, dass mögliche weitergehende Vorkehrungen zuvor mit der Stadt Sulz besprochen werden. Von einer dramatischen Entwicklung der Fallzahlen will er indes nicht sprechen, wenn er zum Vergleich Kommunen in anderen Landkreisen heranzieht.

Hieber versichert, dass Stadt und Landratsamt hier eng zusammenarbeiten. So gelte nicht nur für die Bewohner des Pflegeheims, sondern auch für die Beschäftigten und direkten Kontaktpersonen eine Ausgangssperre. Die Pflegekräfte dürften nur zum Heim fahren, müssten ansonsten daheim bleiben. So gesehen habe man bereits eine zielgerichtete Ausgehsperre.

Es gebe zwar mit den Pflegeheimen und den Betrieben Schwerpunkte mit erhöhten Infektionszahlen. Der Datenlage zufolge stelle sich die Situation von daher nicht so gut dar. "Ich will aber dem Eindruck entgegenwirken, dass in Sulz das Virus massiv präsent ist", betont Hieber.

Eine Konsequenz hat er gezogen. Beim jüngsten Pressegespräch zum Infektionsschutz appellierte Hieber bereits an die Bevölkerung, bei Einkäufen im Supermarkt, auf dem Wochenmarkt oder in Rathäusern Masken, die Mund und Nase bedecken, zu tragen. Jetzt will er noch einen Schritt weitergehen. Mit einer Allgemeinanordnung, die kommenden Freitag, 17. April im Gemeindeblatt bekanntgemacht werden soll, wird das Maskentragen in öffentlichen Bereichen zur Pflicht. Nichtbeachtung wäre eine Ordnungswidrigkeit.

Das werde noch mit dem Einzelhandel kommuniziert, sagt Hieber mit Blick darauf, dass eine Lockerung der Corona-Verordnungen im Gespräch ist. Hieber ist überzeugt: Wenn jeder eine Maske aufsetzt oder sich zumindest einen Schal oder ein Halstuch umbindet, dann kann dies neben den entsprechenden Hygienemaßnahmen wie Abstand halten und häufiges Händewaschen das Übertragungsrisiko mindern.

Wo können Gesichtsmasken gekauft werden?

Wo können Gesichtsmasken gekauft werden? Das fragt sich so mancher Bürger. Hieber verweist auf Eigeninitiative und darauf, dass die Stadt die bereits aufgegebene Nähwerkstatt in der Brühlstraße reaktiviert. Auch Firmen in Sulz und beispielsweise Dornhan stellen Masken her.

Ob eine Ausgangssperre Sinn macht, lässt Hieber offen. Die Stadt Blumberg hat diese Maßnahme für den Ortsteil Riedböhringen verfügt. Eine Gruppe aus dem österreichischen Skigebiet Ischgl habe dort das Virus eingeschleppt, weiß Hieber. Das konnte auf den Wohnort eingegrenzt werden. Sulz habe jedoch auch Einpendler, deshalb könne man hier nicht vergleichbar agieren.

Falls dennoch eine Ausgangssperre angeordnet werden müsste, dann wäre dafür das Ordnungsamt der Stadt zuständig, aber, so Hieber, in Kooperation mit dem Landratsamt und dem Gesundheitsamt.

Derweil scheint sich die Bevölkerung an die Corona-Verordnungen zu halten. Die Polizei ahndete über die Osterfeiertage im Stadtgebiet nur sechs Verstöße. Am Wochenende davor sei es, wie Ulrich Effenberger, Leiter des Polizeireviers Oberndorf, berichtet, nicht ganz so ruhig gewesen.

Erwartet hätte er jetzt auch mehr Vorkommnisse im "häuslichen Bereich, " aber da war es relativ entspannt". Die Polizei werde weiter präsent sein und kontrollieren. Das Revier sei inzwischen mit sechs bis acht zusätzlichen Beamten verstärkt worden.