Kein Ferienjob wie jeder andere: Fabian Kronberger chauffiert bei den Salzburger Festspielen prominente Gäste. Foto: Roeder

Chauffeur bei Veranstaltungen - einer der begehrenswertesten Ferienjobs.

Salzburg - Studium meisterhaft absolviert, acht Jahre Berufserfahrung, 25 Jahre alt. Letzteres Attribut im Stellenprofil bleibt aus juristischen Gründen natürlich unausgesprochen. Doch wie sollen hochwertige Ausbildung, Berufspraxis und Jugend vereinbar sein? Jenseits des skizzierten unrealistischen Stellenprofils suchen Studenten im Idealfall „Jobs”, die nicht nur ihre Studentenkasse auffüllen, sondern möglichst ziel-, also berufsorientiert sind. Taxifahren zum Beispiel kann eine Lösung sein. Ganz besonders gefragt sind da Angebote der Automobilhersteller, für sie als Chauffeur unterwegs zu sein. Solche Jobs können frühzeitig ungeahnte Einstiegschancen in ein Unternehmen anbahnen.

Seite 2: Fahrzeughersteller repräsentieren

Für Fabian Kronberger ist es der „studentische Traumjob” schlechthin. Seinen Führerschein hat er mit 17 Jahren gemacht, vor kurzem feierte er seinen 22. Geburtstag, und schon vier Jahre verbringt er seine Freizeit hinterm Steuer - als Chauffeur für Audi und die Gäste des Automobilherstellers. Fabian Kronberger, Jurastudent in Salzburg, hat nicht nur eine regelmäßige Einkommensquelle, die sein Studium finanziert, er hat vor allem richtig Spaß an seinem exklusiven Studentenjob. „Es ist eine Aufgabe, die Enthusiasmus, Einsatzbereitschaft, Loyalität, absolute Zuverlässigkeit und nicht zuletzt gute Manieren erfordert.” Also alles, was im Berufsleben in einer globalen Welt unabdingbar ist. Dabei waren Kronbergers Chancen auf die begehrte Tätigkeit am Anfang sehr gering - gerade aufgrund seines jugendlichen Alters. Trotzdem war man neugierig auf den jungen Mann. Im „Casting” überzeugte er mit Ausstrahlung, Persönlichkeit und Umgangsformen. Seither ist der Student im dritten Semester regelmäßig im Einsatz, chauffiert zusammen mit rund 60 Kollegen die internationale Prominenz aus Kultur, Wirtschaft und Gesellschaft unter anderem während der Salzburger Festspiele von A nach B.

„Es ist ein hoch qualifizierter Job, bei dem nicht allein das Geld lockt”, erklärt Teresa Schubert von der Agentur Avantgarde, die für die Auswahl der Studenten und die logistisch höchst aufwendige Koordination der Fahreinsätze verantwortlich zeichnet. Gleichzeitig ist es einer der begehrtesten Ferienjobs überhaupt, obwohl er anspruchsvoll ist und nicht automatisch zu erledigen.

Dieser Job fordert den ganzen Mann oder die ganze Frau. Führerschein und Fahrpraxis sind zwingende Voraussetzungen. Dazu gehören Kolonne fahren, rückwärts in enge Parklücken einparken und das für Formationen wichtige parallele Parken. Darüber hinaus muss der Aspirant mit Menschen umgehen können, die nötige Diskretion und ein Gespür für die jeweilige Situation mitbringen. Eine Affinität zum Automobil sowie neben Deutsch die Kenntnis mindestens einer weiteren Sprache sind weitere Voraussetzungen.

Wer diese Qualifikationen hat und von der mehrköpfigen Jury in den Kreis derer gewählt wird, die alsbald internationale „wichtige Personen” chauffieren dürfen, erhält nun Schulungen im Umgang mit dem jeweiligen Fahrzeug sowie einen Kurs in Etikette - auf Kosten des Fahrzeugherstellers. Das Prozedere variiert von Hersteller zu Hersteller. Letztendlich geht es jedoch immer auch darum, die jeweilige Fahrzeugmarke im bestmöglichen Licht darzustellen. Mann und Maschine müssen vollen Einsatz leisten und das Unternehmen repräsentieren: „Zentral sind der Umgang mit dem Kunden und ganz besonders auch der Umgang mit dem Auto, einfach weil die Fahrgäste sich im Fahrzeug sicher fühlen sollen”, sagt Kronberger.

Seite 3: Sonnebrille und Autogrammjagd sind untersagt

Das setzt voraus, dass der Fahrer sich mit seinem Arbeitsgerät, in seinem Fall der Audi A8 Langversion, beschäftigen und sich mit den Details auskennen muss. „Man muss ja erst einmal lernen, wenn man zum ersten Mal in einem solchen Auto sitzt, sich mit den vielen Möglichkeiten auszukennen, die das Fahrzeug bietet,” erinnert er sich. Dazu gibt der Autohersteller immer wieder Updates. Wer weiß schon, ob sich der zu fahrende Gast gerade ein neues Fahrzeug kau-fen will. Der Chauffeur wird zusätzlich zum Markenbotschafter.

Eine Wohnmöglichkeit in Salzburg ist während der Festspiele Bedingung, sei es die eigene Studentenbude oder Unterkunft bei Verwandtschaft oder Freunden. Genauso wie Auszubildende oder Studenten als Fahrer beispielsweise während der Tennisturniere Mercedes-Cup auf dem Weissenhof oder während des Porsche-Grand-Prix eine eigene Unterkunft in Stuttgart haben. Schließlich muss sichergestellt sein, dass die Mannschaft schnell verfügbar ist. Sind die Fahrer erst einmal im Pool aufgenommen, kann es darüber hinaus zu Einsätzen an anderen Orten kommen, samt Hotelunterkunft. Kronberger etwa war schon als Chauffeur beim Ski-Weltcup in Kitzbühel unterwegs. Es gibt auch Gäste, die sich im Vorfeld einen bestimmten Fahrer bestellen.

Auf jedes kleine Detail ist zu achten. Zum Beispiel dürfen die Chauffeure keine Sonnenbrillen tragen. Der Grund: Der Gast soll dem Fahrer in die Augen sehen können. Für den Gast gelten diese und andere Regeln natürlich nicht. Auf seine Fahrgäste muss sich der Fahrer jeweils situativ einstellen, ein Gespür dafür haben, was sie möchten und was nicht, und dabei immer höflich distanziert bleiben. Das heißt auch: keine Autogrammjagd, selbst wenn der lang verehrte Star im Fond sitzt. Genauso verbietet sich ein „Jobgespräch”, sollte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns gerade eingestiegen sein, in dessen Unternehmen der Student gerne bald arbeiten würde. Aber auch da ist es wie im richtigen Leben: Sucht der Gast das Gespräch mit dem Fahrer und interessiert sich für dessen Tun, so können sich daraus interessante Perspektiven für später ergeben. Wie viele seiner Kollegen bedauert Fabian Kronberger schon heute das Ende seiner Dienstfahrten.