Das Gasthaus zum Kreuz, erbaut 1553, zählt zu den ältesten Gebäuden in Stetten a.k.M. Foto: Grimm

Mit Mandy Teicher und Sebastian Seiler hat das altehrwürdige Gebäude wieder Wirtsleute.

Stetten a. k. M. - Seit dem 1. Februar können sich die Stettener Bürger wieder über eine gutbürgerliche Gastronomie freuen, denn auch in der Heuberggemeinde hatte mit der Schließung einiger Gaststätten das allgemeine Wirtshaussterben Opfer gefordert.

Die Pächter des Hauses, Timo Locher und Eric Lehmann, die auch Inhaber der Heuberger Biermanufaktur sind, haben mit den neuen Wirtsleuten "echte Fachleute" gefunden, die mit Herzblut dabei sind. Das war Mandy Teicher und Sebastian Seiler bei der Eröffnung auch anzumerken, die mit strahlenden Gesichtern die Einwohnerschaft mit Sektempfang und Freibier willkommen hießen. "Wir haben uns gleich in das Haus verliebt", sagte die ausgebildete Hotelfachfrau. Aufgewachsen in einem ebenfalls sehr alten Haus habe sie ein Faible für geschichtsträchtige Gebäude wie das rund 500 Jahre alte Gasthaus Kreuz mit seiner markanten Ortsbild prägenden Erscheinung.

Die aus Dresden stammende Hoteleristin hat im Schwarzwald ihre Ausbildung zur Hotelfachfrau gemacht und war anschließend acht Jahre lang beruflich in der Schweiz tätig. Auch ihr Partner, den sie im Schwarzwald kennengelernt hatte, bringt beste Voraussetzungen mit, dem historischen Gasthaus wieder echtes Leben einzuhauchen. Sebastian Seiler ist gelernter Koch, der reichlich Erfahrung nicht nur aus der gehobenen Gastronomie mitbringt, sondern auch in Landgasthöfen in der Schweiz, am Bodensee und im Schwarzwald gearbeitet hat. Beide sind mittlerweile in die Wohnung im Obergeschoss des 1553 erbauten Fachwerkhauses eingezogen und freuen sich "endlich loslegen zu können".

Das Gebäude war in seinen Anfangszeiten der Wohn- und Amtssitz des Obervogts und diente unter den damaligen Besitzern des Schlosses - dem heutigen Stettener Rathaus – als repräsentatives Gästehaus. Im Jahr 1705 wandelt die Geschichte das Gebäude in ein Gasthaus um, als das Haus von seinen damaligen Besitzern, den Fuggern von Kirchberg-Weißenhorn an einen Max Fischer verkauft wurde. Dieser erhielt das Recht, Bier zu brauen und Wein auszuschenken und benannte das Haus "Gasthaus zum Kreuz". "Um der Geschichte des Hauses Rechnung zu tragen, werden wir hier gutbürgerliche Küche anbieten", sagte die Wirtin, "was wir hier tun, soll zum geschichtlichen Kontext passen". Sie ist auch davon überzeugt, dass die einheimische Bevölkerung das ebenso sieht. Ein Gasthaus zum Anfassen also und eine Gastronomie zum Genießen.

Die Historie des Kreuzes fasziniert den Interessierten bis heute, denn Mitte der 80er Jahre schien die Abrissbirne unumgänglich zu sein. Eine Bürgerinitiative hat gemeinsam mit dem Landesdenkmalamt, dem Landkreis Sigmaringen und der Gemeinde Stetten das altersschwache Gemäuer vor dem endgültigen Aus gerettet, denn das Haus stand damals aus baupolizeilichen Gründen bereits rund zehn Jahre leer und verfiel zusehends.

Mit großem finanziellem Aufwand konnte die Interessengemeinschaft das Kreuz von Grund auf sanieren, wobei das vorher unter Putz gelegene alemannisch-fränkische Fachwerk wieder zum Vorschein kam. Seither ist das in der Ortsmitte Stettens gelegene Gebäude ein Schmuckstück und ein Blickfang für jeden Besucher. "Jetzt wird es auch wieder Wurstsalat, Schnitzel und natürlich Zwiebelrostbraten geben", versprach Seiler. Zu Beginn werde die Speisenkarte aber noch überschaubar sein: "wir wollen sehen, wie es sich entwickelt", sagte Mandy Teicher.