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Vom „Letzte-Hilfe-Kurs“ bis zum Trauercafé: Hospizgruppen im Kreis begleiten sterbende, schwer kranke und trauernde Menschen.

Was sterbende Menschen in den letzten Wochen und Stunden wünschen, ist sehr verschieden, sagt Silvia Häfele, Koordinatorin der Ökumenischen Hospizgruppe Balingen. Einen Mann im Rollstuhl schob sie noch einmal vor die Krankenhaustür. Er wollte eine letzte Zigarette rauchen. Einer Frau las sie „Michel aus Lönneberga“ vor.

Wichtig sei Sensibilität für die Wünsche der Sterbenden, sagt Häfele. Dies lernen ehrenamtliche Mitarbeiter der ambulanten Hospizgruppe in Sterbebegleitungs-Kursen.

Ulrike Hoch absolvierte 2018 einen solchen Kurs – drei Jahre nachdem ihr Mann gestorben war. 2019 ließ sie sich zusätzlich als Trauerbegleiterin weiterbilden. Neben einer Einzelbetreuung und der Mitarbeit im Trauercafé im Balinger Generationenhaus bietet sie nun zweimal im Jahr an, auf einer Trauerwanderung von Tieringen zum Hörnle wortwörtlich „ein Stück des Weges gemeinsam zu gehen.“

Drei Gruppen sind im Zollernalbkreis aktiv

Hoch ist eine von knapp 65 Ehrenamtlichen, die für die Hospizgruppe Balingen arbeiten. Die Gruppe begleitet Sterbende aller Religionen und Weltanschauungen. Im Zollernalbkreis gibt es neben der Balinger Gruppe auch jeweils eine in Albstadt und Hechingen. Die drei Gruppen arbeiten eng zusammen, auch wenn ihre Entstehungsgeschichte und Trägerschaft unterschiedlich sind.

In Hechingen gibt es beispielsweise den gemeinsamen monatlichen Treffpunkt „Ohne Dich“, für den alle drei Gruppen Ansprechpartner sind. Dabei können Eltern in einem offenen Gesprächskreis ihre Trauer verarbeiten, wenn ihr Kind während der Schwangerschaft, kurz vor oder nach der Geburt gestorben ist.

Ob das Loslassen bei der Trauer generell gelingt, hängt auch davon ab, wie viel man sich schon mit dem Tod auseinandergesetzt hat, so Häfele. Die Hospizgruppen im Kreis fangen mit dem Projekt „Hospiz macht Schule“ schon früh an, Kindern in der dritten und vierten Grundschulklasse zu vermitteln, dass Leben und Sterben untrennbar miteinander verbunden sind. „Ich habe gelernt, dass man weinen darf. Dass man keine Angst vor dem Tod haben muss“, schreibt die neunjährige Sophie in einer Info-Broschüre.

„Angst vor der Angst“ erschwert den Zugang

Wenn es um Tod und Sterben geht, verharren die meisten Menschen in einer „Angst vor der Angst“ und kommen an das Thema selbst gar nicht heran, sagt Häfele. Ihre Beobachtungen zeigen aber, dass Ängste beim Sterbeprozess auf irgendeine Art dazugehören – aber auch, „dass das Loslassen gelingen kann.“ Wenn sie selbst beispielsweise von Kindern gefragt werde, ob sie Angst vor dem Tod habe, antworte sie: „Vorm Tod nicht, aber vor dem Sterben wahrscheinlich schon.“

Mit dem „Letzte-Hilfe-Kurs“ bietet die Hospizgruppe eine weitere Form der Vorbereitung für Angehörige von Sterbenden an. Dabei geht es um die Vermittlung von Basiswissen über die verschiedenen Sterbephasen. Auch um die Frage, wann ein schwerer Atem ein Fall für den Notdienst ist und wann er zum natürlichen Sterbeprozess gehört.

„Viele Menschen sterben im Krankenhaus, das müsste eigentlich nicht sein“, sagt Häfele. Nur knapp ein Viertel der Menschen in Deutschland sterben dagegen zu Hause, obwohl die meisten dies wünschen, wie verschiedene Studien und Umfragen in den vergangenen Jahren gezeigt haben.

„Schöne Erfahrung klingt vielleicht blöd“, sagt Hoch – aber sie hat beim Begleiten eigener Angehöriger beim Sterben in ihrem zu Hause „gute Erfahrungen“ gemacht.