Nicht immer sind die vielen Bäche innerhalb der Gesamtgemeinde ruhig und idyllisch, sondern immer wieder schwellen dieses Bäche bei Hochwasserereignissen auch an. Im Bild zu sehen ist eine Überschwemmung aus dem Jahr 2013. Hochwasserereignisse sollen jedoch nicht mit Starkregenereignissen verwechselt werden, so Ortsbaumeister Hartmut Stern. (Archivfotos) Foto: Bantle

Bevor der Gemeinderat in seiner Sitzung am Montagabend der Vergabe von Leistungen im Rahmen des kommunalen Starkregenrisikomanagements zustimmte wurde im Gremium lebhaft diskutiert.

Niedereschach - Die Firma BIT Ingenieure aus Freiburg wurde vom Gemeinderat zum Angebotspreis von 49 542,68 Euro brutto, wovon 70 Prozent als Zuschuss wieder in die Gemeindekasse zurückfließen, beauftragt, die gewünschten Leistungen zum Starkregenrisikomanagment auszuführen.

Bürgermeister Martin Ragg zeigte sich sehr erfreut darüber, dass Ortsbaumeister Hartmut Stern die ganze Sache nun vorangetrieben habe und betonte, dass es sich beim Starkregenmanagement um ein sehr wichtiges Thema handle.

Problembereiche

Den Sachverhalt erläuternd, (siehe Hintergrund) ging der Ortsbaumeister zunächst auf die Unterschiede zwischen "Hochwassermanagement" und "Starkregenmanagement" ein. Während es beim Hochwasser um eigentlich bekannte Problembereiche beispielsweise bei der Schneeschmelze gehe, gehe es beim Starkregenmanagement darum, wenn beispielsweise eine Gewitterzelle irgendwo stehen bleibt und Unmengen von Wasser herablässt, die Gefahrenlage zu kennen.

Bei Starkregen könne es auch zu Überschwemmungen nicht nur an "niedrigen Gewässerpunkten" oder entlang von Gewässern in der Gemeinde kommen, sondern auch in höher gelegenen Straßen können Keller und sogar Wohnungen überflutet werden. Von einem Starkregenfall rede man, wenn in einer Stunde mehr als 25 Liter Wasser auf einen Quadratmeter fallen. Bei Starkregen handle es sich um Ereignisse, die meist völlig überraschend und unerwartet kommen. Dass es solche Ereignisse auch in der Gesamtgemeinde in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten gegeben habe, würden diverse Feuerwehreinsätze bei Starkregen zeigen. Es sei unheimlich wichtig, dass die Gefahr erkannt werde.

Bei dem nun geplanten Gutachten durch die BIT Ingenieure, werden solche Gefahren ganz gezielt herausgearbeitet. Dann gelte es möglichst im Vorfeld Lösungen zu finden oder Betroffene im Vorfeld zu warnen. Die BIT Ingenieure, die in ganz Baden-Württemberg verschiedene Büros unterhalten, seien im Büro in Freiburg auf Starkregenfälle spezialisiert. Es sei deshalb zu erwarten, dass in den Gutachten nicht irgendwelche "Luftnummern" produziert werden, sondern dass es um "knallharte Fakten" gehe, die im "Fall der Fälle" helfen können, die jeweils schwierige Situation zu meistern.

Kritische Nachfragen

Auf Nachfrage von Walter Pankoke, ob der 70-prozentige Zuschuss auch tatsächlich "sicher" sei, erklärte Stern, dass die Förderzusage schriftlich vorliege. Michael Asal wollte wissen, ob es sich bei dem Gutachten um eine Art "Prognose" der BIT Ingenieure handle.

"Es ist mit Sicherheit keine Prognose, sondern es sind belastbare Daten, Zahlen und Fakten die helfen können, entsprechend gegenzusteuern", so Stern in seiner Antwort. Oft gelte in diesem Bereich, dass wenn die Gefahr vorher bekannt ist, am Ende die Folgen nicht so schlimm ausfallen, als wenn man von den Folgen eines Starkregenereignisses völlig überrascht werde. So sei es schon ein Vorteil, wenn die Bevölkerung konkret darauf hingewiesen werde, wo es bei Starkregen gefährlich werden könnte. Dann könne man sehr viel bewusster mit der Gefahr umgehen und entsprechend reagieren.

Wie die Gemeinde im Ergebnis konkret auf das Gutachten und die darin aufgeführten Erkenntnisse reagiere, liege dann wieder im Ermessen des Gemeinderates. Zudem verwies Stern darauf, dass das Gutachten auch eine Grundvoraussetzung für Zuschüsse bei Maßnahmen im Gewässerbereich innerhalb der Gesamtgemeinde sei.

Rüdiger Krachenfels vertrat die Meinung, dass man, was das Hochwasser anbelangte aus der "Geschichte heraus" die "Knackpunkte" in der Gemeinde kenne. Jeder wisse doch, wo in aller Regel das Wasser zusammenkomme und wo Hochwasser auftritt. Er würde statt das Geld für ein Gutachten lieber für konkrete Gegenmaßnahmen an den bekannten Überschwemmungsorten verwenden.

Starkregenereignisse nicht mit Hochwasser verwechseln

Diese Meinung, so Stern, habe er anfangs als er sich mit dem Thema beschäftigt habe ebenfalls vertreten. Doch diese Meinung habe sich geändert als er bei dem Thema "In die Tiefe" gegangen sei. Noch einmal verdeutlichte er, dass Starkregenereignisse nicht mit Hochwasserereignissen verwechselt werden sollten. Die Berechnungen der BIT Ingenieure, die in dem Gutachten erfolgen werden, betreffen Ereignisse, die bislang vielleicht noch gar nie da gewesen seien.

In diesem Zusammenhang wies Krachenfels darauf hin, dass Bebauungen entlang von Bächen von der Baurechtsbehörde genehmigt wurden, bei denen es sich aus seiner Sicht um "Bausünden" handle, die sich gerade bei Starkregenereignissen bitter rächen könnten. Walter Pankoke bat um Auskunft bezüglich der Referenzen der Arbeit der BIT Ingenieure. Hierzu erklärte Stern, dass beim Starkregenmanagement, was Referenzen anbelange, aufgrund der erst kurzen Zeit, in denen solche Starkregenmanagementkonzepte erstellt werden, noch nicht viel vorliege. Fakt sei aber, dass die BIT Ingenieure bereits bei verschiedenen anderen Gemeinden derartige Gutachten zu deren vollsten Zufriedenheit erstellt haben.

Im Zuge der Haushaltsplanungen 2019 bis 2021 wurden im Haushalt der Gemeinde Mittel für ein kommunales Starkregenrisikomanagement bereitgestellt. Das Regierungspräsidium Freiburg fördert diese Maßnahme im Bereich Wasserbau und Gewässerökologie mit einem Zuschuss von 70 Prozent. Der Förderantrag vom Januar 2021 wurde positiv beschieden. Den zugesagten Zuschuss berücksichtigend verbleibt ein Eigenanteil von 14 850 Euro bei der Gemeinde Niedereschach. Dieser Eigenanteil ist im Haushalt 2021 finanziert. Das zu erstellende Konzept beinhaltet eine hydraulische Gefährdungsanalyse, eine Risikoanalyse und ein Handlungskonzept. Das Starkregenrisikomanagement ist die Grundlage für andere Fördermöglichkeiten im Bereich der Gewässerökologie und somit die Basis für zukünftige Förderanträge im Bereich der Entwicklung der Gewässer in der Gemeinde.