Um einen vermeintlichen Auffahrunfall mit Unfallflucht, in den Stadtrat Peter Seifert verwickelt gewesen sein soll, geht es vor dem Balinger Amtsgericht. Foto: Paolese-stock.adobe.com

Unfallflucht oder nicht? Der Balinger Grünen-Stadtrat Peter Seifert muss sich vor dem Amtsgericht verantworten.

Balingen - Grünen-Stadtrat Peter Seifert steht vor dem Balinger Amtsgericht, weil er einer Frau von hinten auf ihr Auto aufgefahren und anschließend Fahrerflucht begangen haben soll, so der Vorwurf der Staatsanwaltschaft. Aus seiner Sicht haben sich die Dinge hingegen völlig anders zugetragen.

Vorfall im Juni 2021

22. Juni 2021: Peter Seifert steht mit seinem Auto an einer Ampel in der Lange Straße. Die Ampel springt auf Grün, Seifert fährt an, der Wagen vor ihm jedoch nicht. Deshalb soll er auf diesen aufgefahren sein. Das bestreitet er jedoch, ebenso wie den weiteren Ablauf der Geschehnisse, wie sie vor der Richterin vorgetragen werden.

Wollte Seifert seinen Namen nicht nennen?

Denn laut der Fahrerin des anderen Wagens, die als Zeugin geladen war, seien beide Beteiligte ausgestiegen und hätten miteinander diskutiert. Seifert habe seinen Namen nicht nennen wollen, und hätte darüber hinaus bestritten, ihren Wagen touchiert zu haben. Sie hingegen beschrieb einen Ruck, der durch ihr Fahrzeug gegangen sei, und einen Knall, den sie gehört habe.

Seifert stritt dies ab. Mehrere vorhandenen Dellen, die sein Auto aufweise, könnten von Angestellten seiner Frau stammen, die den Wagen als Auslieferfahrzeug benutzen. Auf die Frage der Richterin, ob er den Eindruck gehabt habe, auf das Fahrzeug vor ihm aufgefahren zu sein, antwortete er: "Ganz und gar nicht."

"Er war sehr aggressiv"

Aufgeregt sei Seifert gewesen, habe ihr Angst gemacht, sagte die Frau vor Gericht aus. Sie habe gezittert. Das bestätigte auch ein Zeuge, der ebenfalls in der Autoschlange stand. "Er war sehr aggressiv", sagte er, und: "Mach ein Foto von dem Kennzeichen und geh zur Polizei", habe er der Frau geraten, mit deren Familie er befreundet ist. Daraufhin sei sie zum Revier gefahren, nicht ohne zuvor das Kennzeichen, den Firmenaufdruck auf Seiferts Wagen sowie ihn selbst fotografiert zu haben.

Peter Seifert hingegen sagte aus, er habe die Frau ausdrücklich aufgefordert, die Bilder zu machen, auch weil auf den Autotüren seine Telefonnummer vermerkt sei. Zudem habe er der Frau seine Versicherung genannt.

Was für ein Schaden ist entstanden?

Doch was für ein Schaden war bei der vermeintlichen Kollision entstanden? Einen Kratzer hatte der Polizeibeamte ausgemacht, der das Auto beim Balinger Revier begutachtete. Seifert hielt dem entgegen, dass sein Wagen aufgrund der abgerundeten Front diesen gar nicht verursacht haben könne.

Neuer Sachverständiger soll Gutachten erstellen

Auf 1800 Euro hatte ein Sachverständiger den Schaden am Autoheck der jungen Frau taxiert. Eine Summe, die im Gerichtssaal für Irritation sorgte. Der Mechaniker begründete dies im Zeugenstand damit, dass die komplette Stoßstange ausgetauscht werden müsste, ebenso wie ein dahinter liegendes Verstärkungsblech. Als ihm Seifert vorhielt, dass er den Schaden gar nicht verursacht haben könnte, regte sich der Mann mächtig auf. "Rufen Sie doch gleich einen Unfallanalytiker, dann wird es noch teurer", rief er dem Gericht zu. Auf die Frage der Verteidigung, ob er mit der Frau persönlich bekannt sei, reagierte der Mann beleidigt.

Nach einer Unterbrechung beschloss die Richterin, die Verhandlung zu einem späteren Zeitpunkt fortzusetzen. Bis dahin soll ein neuer Sachverständiger ein Gutachten erstellen.