Was kann das Fest der Kulturen besser symbolisieren? Lenny aus Venezuela feiert tanzend das belgische Banjo-Orchester Foto: Jürgen Lück

Das sind Highlights am letzten Tag. Schwermut beim E-Auto-Treffen. Jerome Brunelle: „Ich weiß nicht, wie es weitergeht!“ Ginger-Girls, die TIN-Kids und Lennys tanzen Horb ins Glück

Das große Stadtfest „Unsere Stadt feiert.“ Start für das Fest der Kulturen, vielleicht aber auch ein Abschied vom E-Auto-Treffen. Jérome Brunelle sagt wehmütig: „Wir haben diesmal 20 Teilnehmer. 2019 waren wir noch das größte Treffen in Deutschland. Ich weiß nicht, ob ich es im nächsten Jahr noch einmal organisiere!“

Wehmut und Lebensfreude. Kurz vor den bitteren Worten von Jérome Brunelle hatten Horbs Tanz- und Ballettlegenden auf dem Flößerwasen am Samstag gezeigt, wie viel Lebensfreude in Horb steckt.

Let’s rock Horb! Jasmin Geyer inspiriert schwungvoll die Kinder auf der Bühne. Foto: Jürgen Lück

Erst Jasmin Geyer von TIN (Tanzschule im Neckartal). Stellt sich einfach auf den Flößerwasen, die Kids auf der Bühne. Sagt: „So, jetzt legen wir mal los!“ Hände hoch, Körper gestreckt – und schon zeigen die Kleinen, wie viel Lebensfreude in ihnen steckt. Süß und faszinierend. Leider nur ein einmaliger Auftritt.

Die Kids der Tanzschule TIN auf der Flößerwasen-Bühne. Foto: Jürgen Lück

In der Pause fällt mir der liebevoll dekorierte Crèpe-Stand am Eck der Bühne auf. Biene-Maja-Look (schwarz-gelb). Dazu noch Sonnenblumen an der Seite, Weinreben über dem Schild und das bezaubernde Lächeln von Viviana. Simone Birnau lächelt: „Für uns ist das die Premiere auf dem Stadtfest in Horb. Ich habe eigentlich den Kiosk im Freibad Haigerloch. Und diesen Crèpe-Wagen. Viviane ist mein Lockvogel!“ Nicht nur das funktioniert, sondern auch der Crèpe mit Nutella.

Viviana mit dem wohl am liebevollsten dekorierten Stand auf dem Stadtfest. Foto: Jürgen Lück

Dann die Ginger Girls. Sind am Sonntag um 13.30 Uhr wieder da. Ballet-Legende Ginger Streibig hat ihren Mädels perfekte Kostüme verpasst. Choreographie, Stoffe, Musik und die Ballet-Kunst verschmelzen zu einem Augenschmaus.

Die Lady in Red ist in Horb ein Ginger-Girl Foto: Jürgen Lück

Egal, ob die Klassiker der Gingers wie das „Lady in Red“-Solo, die Tambourin-Nummer oder die arabischen Nächte – besser und farbenfroher geht es nicht auf der Bühne!

Die Ginger Girls auf der Flößerwasen-Bühne Foto: Jürgen Lück

Zum Abschluss noch ein Solo. Wie lange habe ich nicht mehr Prince gehört – mit einer ganz coolen Nummer. Okay, eigentlich konzentriere ich mich nur auf die faszinierende Performance der Solo-Tänzerin. Ganz großes Kino!

Dieses Ginger-Girl verzaubert mit seinem Solo zu Prince Foto: Jürgen Lück

Echt beschwingt geht es zum E-Auto Treffen. Die Pioniere sitzen gemütlich auf Camping-Stühlen unter der Flößersteg-Brücke im Schatten. Harry Schubert auf Böblingen hat gerade seinen Laptop aufgeklappt, erklärt Youtuber Steven Boenig seine Spar-Rechnung. Schubert: „2018 war ich auf dem ersten E-Mobil-Treffen in Horb. Das Jahr, in dem ich auf E-Auto umgestiegen bin.“

E-Auto Treffen: 2019 das größte bundesweit, jetzt das letzte Mal?

Jérome Brunelle: „Im Jahr 2019 war Horb das größte E-Auto Treffen bundesweit. Damals habe ich meine ganzen Sommerferien drangehängt: 300 Besucher, die Fachvorträge, die Vorbereitung. Inzwischen gibt es jede Menge dieser Treffen – ganz große in Hamm mit Magazin, Eintrittskarten und Marketing dran.“

Steven Boenig: „Da bin ich als Youtuber auch mit dabei. Wir, die wir uns hier in Horb treffen, sind der harte Kern.“

Stolz und Wehmut: Steven Boenig und Jerome Brunelle (re.) zeigen auf die Sticker von Harry Schubert von den E-Mobil-Tagen 2018 und 2019 von Horb Foto: Jürgen Lück

Doch Brunelle denkt ans aufhören. Der Horber sagt: „Auf diese Art wird es kein nächste E-Mobil-Treffen in Horb geben. Ich werde Ideen sammeln, ob ich es weiter führe. Offenbar ist das E-Auto in der Gesellschaft angekommen. Wir waren damals Pionieren.“

Harry Schubert: „Ehrlich gesagt: Mich hat der Umweltaspekt gar nicht so interessiert. Nach dem iPhone gab es lange keine neue Technik. Dann kam das E-Auto. Und das hat mich fasziniert. Ich wollte mich da reinfuchsen und nicht der letzte sein, der sich da reinschaffen muss.“

Youtuber Boenig (Tesla-Crew): „Du wirst es nicht glauben – die häufigsten Fragen, die auf die Videos kommen, sind genau die, die wir damals auch hatten!“

Ist das belgische Banjo-Orchester noch verkatert?

Die Uhr tickt. Gleich 17 Uhr. Eröffnung des Festes der Kulturen. Wie haben die Belgier das deutsche Bier vertragen? Sind sie nach dem Fassanstich fit für den großen Auftritt?

Reiseleiter Gery Vermeersch schmunzelt: „Wir hatten auch im Hotel noch jede Menge deutsches Bier mitgenommen. Wir haben ausgeschlafen!“

Noch fünf Minuten. Erst eröffnet OB Peter Rosenberger das Fest, feiert die professionellen und ehrenamtlichen Helfer: „Wir können nicht nur ein Fest der Kulturen gemeinsam organisieren, sondern haben auch ein Netzwerk, dass das ganze Jahr trägt. Danke an alle, die das ganze Jahr dabei sind!“

Gutgelaunte Eröffnung des Fest der Kulturen: OB Peter Rosenberger, der Saxophon-Spieler, Integrationsbeauftragte Mareike Stürzebecher, Eileen Wehle und Bürgermeister Ralph Zimmermann Foto: Jürgen Lück

Rosenberger weiter: „Wir haben derzeit über 900 Einwohner aus anderen Kulturen in der Stadt. Die wollen zur Kita oder Schule gehen, arbeiten und leben – ganz normal. Wo andere gegen so etwas auf die Straße gehen, klappt es bei uns reibungslos!“

Dann legen die Belgier los. Wie große Symphonieorchester haben auch sie eine Gastspielerin: Christa Fischer aus Sonthofen. Sie lacht: „Früher habe ich die Tourneen der Belgier bei uns mit organisiert. Als die mich jetzt angefragt haben, bin ich natürlich sofort dabei und hergefahren!“

Die Musik (heute Sonntag ab 11 Uhr auf dem Flößerwasen): Von der Tonalität her wie die Band Ambience. Rockt zwar nicht richtig knallhart durch, ist aber tanzbar. Die Belgier setzen im alten Freibad auf alte Klassiker und klassischer Instrumentierung. Hans Dreher, Präsident des Blasmusikverbandes Kreis Freudenstadt: „Sehr gutes Spiel, gemütliche Melodien!“

Das Banjo-Orchester aus Belgien Foto: Jürgen Lück

Hm. Reißt das jemand vom Hocker? Oh ja. Gerade ist noch Lennys aus Venezuela dabei, Mama Paula im Stand zu herzen. Denn: Die Landesteller sind noch nicht fertig, müssen noch gekocht werden.

Lennys herzt ihre Mutter Paula am Stand von Venezuela Foto: Jürgen Lück

Als dann der Sänger des Banjo-Orchesters „Schönes Mädel aus Tirol“ anstimmt, steht sie schon vor der Bühne und tanzt. Arm hoch – ihr Belgier seid Klasse!

Und weil das alle Zuschauer im alten Freibad so genießen, legt Lennys noch einen drauf: Sie zieht einen festlichen Rock an und lässt ihn zu den belgischen Klängen schwingen. Da soll noch mal einer sagen, in Horb können keine Kulturen verschmelzen...

Lennys lässt den farbenfrohen Rock im alten Freibad zu den Klängen des Banjo-Orchesters schwingen Foto: Jürgen Lück

Am Sonntag, 10. September, dann der Höhepunkt von „Unsere Stadt feiert“ in Horb. Mit Antikmarkt, US-Car und Harley-Treffen, Antikmarkt und verkaufsoffnen Sonntag sowie Marcella Carin (Neckarstraße), Joe Vox (Hirschgasse) und „Alte Schinken“ Unterer Marktplatz. Und Lennys tanzt um 12 Uhr.