Besuch vor Ort (von links): der Landtagsabgeordnete Peter Seimer (Grüne), Jürgen Gauß Firmeninhaber, Siggi Beck (Co-Vorsitzender Grüner KV Calw), Franziska Brantner, Anke Much (Co-Vorsitzende Grüner KV Calw), Helmut Brake (Grüne Altensteig) und Johannes Schwarz (Sprecher Grüne Kreistagsfraktion). Foto: Wolfgang Much

Franziska Brantner, Parlamentarische Staatssekretärin beim Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz und Mitglied des Bundestags, besuchte mit lokalen Vertretern von Bündnis 90/ Die Grünen die Firma Gauß in Altensteig.

„Vor-Ort-Besuche sind bekanntlich zum Lernen am besten“, betonte Franziska Brantner. Der Geschäftsführer des Familienunternehmens, Jürgen Gauß begann das konstruktive Gespräch mit einem Appell: „Die gesellschaftliche Anerkennung der Menschen, die mit ihren eigenen Händen arbeiten, muss besser werden.“

Brantner stimmte zu und verwies auf ihre Arbeit im Wirtschaftsministerium: „Wir machen uns stark für sichtbare Vorbilder im Handwerk, insbesondere für Frauen. Daher haben wir neben anderen Maßnahmen die bestehende Vorbilder-Initiative „Frauen unternehmen“ ins Leben gerufen, um Menschen für diese Berufe zu begeistern.”

Auch in der Grünen Partei gebe es seit einigen Jahren den Verein „Handwerksgrün“, um die Handwerksperspektive stärker in politische Debatten einzubringen.

Gleich zu Beginn wurde klar, dass das Thema Heizen und Klima alle Gesellschaftsbereiche berühre. So wurden auch andere große Themen wie Bildung, gerechte Entlohnung für Arbeit, oder Bürokratie angesprochen.

Deutsch- und Mathekenntnissen gefragt

Gauß und Brantner zeigten sich einig in der Bedeutung von Bildung und früher Förderung, insbesondere im Sprachbereich. Viele Kinder in der Grundschule sprächen nicht gut genug deutsch. Gauß sieht in mangelnden Deutsch- und Mathekenntnissen eine der größten Probleme bei vielen Bewerbern für eine Ausbildung.

Brantner unterstrich, dass bereits in der Kindheit Maßnahmen ergriffen werden müssen, um Grundkompetenzen zu stärken und den Übergang in das Berufsleben zu ermöglichen. Das mit 20 Milliarden Euro über zehn Jahre hinweg ausgestattete Startchancenprogramm von Bund und Ländern solle ab dem nächsten Schuljahr dazu einen großen Beitrag leisten. Über das Programm sollen circa 4000 Schulen dabei unterstützt werden, die grundlegenden Fähigkeiten Lesen, Schreiben und Rechnen bei Schülern mit Anfangsschwierigkeiten zu stärken.

Ein weiteres Thema war das Bürgergeld, denn, so Gauß: „Der Unterschied von Menschen, die mit niedrigem Einkommen arbeiten, und denen, die Bürgergeld empfangen, ist zu gering.“

Gauß kritisiert Aufwand

Bei der Diskussion, wie am besten Bürokratie abzubauen sei, wurde es konkret: Gauß kritisierte insbesondere die steigenden Kosten und den als extrem empfundenen Mehraufwand durch neue bürokratische Anforderungen, zum Beispiel beim neuen Berechnungsverfahren zum hydraulischen Abgleich oder der Tatsache, dass auch ein Gabelstaplerfahrer, der täglich auf seinem Gabelstapler unterwegs ist, jährlich einen neue umfangreiche Unterweisung dafür machen müsse.

Brantner versprach, dies in den jeweils zuständigen Ministerien zu übermitteln. Danach berichtete sie ihrerseits von den neu eingeführten Praxischecks im Wirtschaftsministerium, bei denen etwa bei der Genehmigung und Aufstellung von Windkraftanlagen die beteiligten Akteure aus Verwaltung und Wirtschaft gemeinsam ganz konkrete Möglichkeiten der Verfahrensbeschleunigung und -vereinfachung erarbeiten.

Kontinuität gefordert

Es kamen auch die Themen klimafreundliches Heizen und Wärmenetze nicht zu kurz. Und es entspann sich eine Diskussion zwischen Gauß, Brantner und Johannes Schwarz, dem Fraktionsvorsitzenden der Grünen im Kreistag, der als freier Architekt schon seit Jahrzehnten die Energiewende im Kleinen vorantreibt. Gauß findet, dass es zu dem neuen Gebäude-Energie-Gesetz (GEG) grundsätzlich keine große Alternative gebe, wenn man die Klimaziele erreichen wolle, mahnte aber nun an, dass es unbedingt Kontinuität brauche. Brantner stimmte zu: „Wir hören von Handwerkern und Herstellern genau das, den Wunsch nach Planungssicherheit, die wir nun für die Umstellung auf klimafreundliches Heizen geschaffen haben.“