Die Freie Schule Brigach darf nach einem Urteil des Verwaltungsgerichtshofs nicht nach dem "Uracher Plan" unterrichten. Foto: Vaas

Kein Lernen nach dem Uracher Plan: Brigacher Verein "Selbstbestimmtes Lernen" zeigt sich entsetzt.

St. Georgen-Brigach - Der Freien Schule Brigach ist jetzt auch vom Verwaltungsgerichtshof Mannheim untersagt worden, nach dem sogenannten Uracher Plan zu unterrichten.

Nicole Veit, Robert Springmann und Daniela Dold, Vorstandsmitglieder des Trägervereins der Freien Schule Brigach "Selbstbestimmtes Lernen", nehmen dazu schriftlich Stellung:

"Vorstand, Lehrer, Eltern und Schüler sind fassungslos über den Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs vom 18.11.2013. Die Freie Schule Brigach ist eine vom Land Baden-Württemberg als Grund-, Haupt- und Werkrealschule genehmigte Ersatzschule und berechtigt, Schüler zur Erfüllung der Schulpflicht aufzunehmen. Der Beschluss des Verwaltungsgerichtshofs untersagt der Schule ihr seit Oktober 2012 laufendes – pädagogisch bislang sehr erfolgreiches –– Unterrichtsprojekt nach dem Uracher Plan fortzuführen.

Angesichts der Tatsache, dass drei Schüler des Unterrichtsprojekts im vergangenen Schuljahr bereits gute Hauptschulabschlüsse – Notendurchschnitt 2,1 – abgelegt haben, ist es äußerst unverständlich, dass diese Form schulischer Bildung jetzt auf Eis gelegt wurde. Obwohl damit die Gleichwertigkeit zu der Beschulung an staatlichen Schulen deutlich nachgewiesen werden konnte, hielt das Gericht es nicht für notwendig, diese Ergebnisse in seiner Beschlussfassung zu berücksichtigen. Es ist bedauerlich, dass die formaljuristische Argumentation mehr Gewicht hat als ein innovatives pädagogisches Konzept, welches die individuelle Förderung der Schüler betont.

Im Koalitionsvertrag der aktuellen baden-württembergischen Landesregierung bekannten die Koalitionspartner 2011 selbst, dass ›das baden württembergische Schulsystem nicht auf der Höhe der Zeit‹ sei. Und es heißt dort weiter: ›Unser Ziel ist ein sozial gerechtes Schulsystem, in dem nicht die Kinder sich an die Schule anpassen müssen, sondern die Schule an die Kinder angepasst wird. Eine Schule, in der jedes Kind sein persönliches Bildungsziel erreicht, individuell gefördert wird und all seine Talente bestmöglich nutzen kann.‹

Lernen im direkten Lebensumfeld

Genau darauf aber zielte die Initiative der Freien Schule. Der Uracher Plan hebt das Lernen im Leben und an der Lebenswirklichkeit hervor. Dies wird im Kern durch eine Mischung aus zeitlich überwiegendem Lernen im direkten Lebensumfeld des Schülers von zu Hause aus und durch schulische Veranstaltungen praktiziert.

Damit passt der Uracher Plan in seinem Menschenbild und seinen pädagogischen Grundsätzen sehr stimmig zum genehmigten Schulkonzept der Schule. Dabei wird die individuelle Förderung des Kindes konsequent in den Mittelpunkt gestellt. Die Kinder sollen unter Kultivierung der intrinsischen Motivation zu selbständigem, nachhaltigen Lernen begleitet werden.

Weil der Schulträger genauso wie Lehrer, Eltern und Schüler weiter davon überzeugt sind, dass der Uracher Plan eine wertvolle pädagogische Bereicherung der Schulbildungslandschaft ist, hat die Freie Schule Brigach jetzt den Antrag auf Genehmigung des Projekts beim Regierungspräsidium Freiburg eingereicht. Es bleibt zu hoffen, dass dieses Mal die Politik und die Schulaufsicht ihren eigenen Anspruch an einen offenen Bürgerdialog ernst nimmt, genauso wie eine weitere Aussage im Koalitionsvertrag: ›Gute Schule wächst von unten‹."