J.G. Weisser entlässt voraussichtlich 130 Mitarbeiter. Foto: Käfer

Unternehmen entlässt voraussichtlich mehr als ein Viertel seiner Belegschaft. Kurzarbeit ausgeweitet.

St. Georgen - Erst diese Woche erklärte J.G. Weisser auf Anfrage des Schwarzwälder Boten, dass dem Unternehmen die Corona-Krise stark zusetzt. Am Mittwochabend folgt die Hiobsbotschaft: Mehr als 100 Mitarbeiter werden zur Bestandssicherung gekündigt.

Paukenschlag beim Maschinenbauer J. G. Weisser: Am Mittwochabend hat das Familienunternehmen schriftlich bekannt gegeben, dass man "voraussichtlich 130 Arbeitsplätze" streichen wird. 

Aufgrund der Formulierung ist bislang unklar, wie vielen Angestellten bereits gekündigt wurde. Für weitere Nachfragen war das Unternehmen am Mittwoch nicht mehr zu erreichen. Daher ist auch offen, ob der Abbau der Arbeitsplätze  nur St. Georgen oder auch den Standort in Schwenningen betrifft. In beiden Kommunen beschäftigt das Unternehmen derzeit knapp 500 Mitarbeiter, davon 32 Azubis. Vom Stellenabbau ist damit mehr als ein Viertel der Belegschaft betroffen.

Grund sei Unternehmensbestandssicherung

In der Pressemitteilung erklärt J. G. Weisser, dass die  Geschäftsführer Thorsten Rettich, Robert Rettich und Dennis Thiesen die Mitarbeiter am Mittwoch persönlich über die neuen Entwicklungen informierten. Als Grund für die drastische Maßnahme wird die Unternehmensbestandssicherung genannt.

Wie der Schwarzwälder Bote bereits in dieser Woche berichtete, hat J. G. Weisser mit  den Auswirkungen der Corona-Krise zu kämpfen. Und offenbar schon zuvor, das zeigen die  Ausführungen, hatte man in der Johann-Georg-Weisser-Straße  wirtschaftliche Probleme:  "Nach einem allgemein schwachen konjunkturellen Start ins Jahr 2020 zeigten sich im Februar erste aussichtreiche Tendenzen, ehe jedoch das Covid-19-Virus Europa und Deutschland im März dieses Jahres mit voller Wucht erreichte und zum wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lockdown führte."
Aufträge im Service- und Verkaufsbereich sind drastisch eingebrochen

Die Auftragseingänge seien sowohl im Service- als auch im Maschinenverkaufsbereich stark eingebrochen. Die Krise traf das Unternehmen demnach mit voller Wucht: "Fertig gestellte Maschinen und Anlagen, die wegen des weltweiten Lockdowns durch Corona nicht ausgeliefert werden konnten, bestellte Montagen und Serviceleistungen, die ebenfalls durch die Einschränkungen in Bezug auf Reisen nicht durchgeführt werden konnten, gepaart mit verschleppten und verzögerten Kundenzahlungen."

Langfristige Sicht

In der Erklärung zeigt sich auch, dass das Unternehmen mit der Streichung vor allem langfristig denkt. Man müsse mit einer Abkühlung der wirtschaftlichen Konjunktur rechnen, so J. G. Weisser. "Gesamtwirtschaftlich ist erst mit einer Erholung im Jahr 2022 zu rechnen."

Immerhin klingen zum Schluss der Pressemitteilung auch optimistische Töne an: "Zuversichtlich stimmen uns die vorangebrachten Marktausrichtungen sowie die Prozess- und Produktentwicklungen der letzten Monate, vor allen Dingen im Bereich Lasertechnik, sodass wir hoffen können, mit den oben beschriebenen Maßnahmen für die Zukunft wieder gut aufgestellt zu sein." Ein weiterer Lichtblick ist, dass man die Ausbildung unverändert weiterführen wolle. Diese soll   auch im derzeitigen Umfang bestehen bleiben.

Das Nachsehen haben derweil  all jene, die nun ihre Schreibtische räumen müssen sowie die Angestellten, die vom Ausbau der Kurzarbeit betroffen sind. Im Schnitt  ist jeder Mitarbeiter nur noch 40 Prozent seiner  normalen Arbeitszeit beschäftigt  – und das  bis mindestens Ende dieses Jahres.