Starkes Gespann: Hans-Dieter Dreher und Jiniki Foto: Pressefoto Baumann/Hansjürgen Britsch

Der Südbadener Hans-Dieter Dreher, zurzeit in Stuttgart am Start, ist mit 51 Jahren stärker denn je. Sein Ziel: die erstmalige Olympiateilnahme 2024 in Paris.

Es ist nur dieser eine kurze Satz, den Hans-Dieter Dreher in diesen Tagen häufig wiederholt, wenn er nach dem Geheimnis seiner aktuellen Erfolge befragt wird. Er lautet: „Mein Schimmel könnte das ganz sicher gut springen – da bin ich mir ziemlich sicher!“ Was er damit meint? Nein, keineswegs die internationalen Parcours, die er in dieser Woche beim 37. German Masters in der Schleyerhalle mit seinen Pferden zu meistern hat, er meint schlicht und einfach die noch viel schwereren Parcours bei den Olympischen Reiterspielen in Paris 2024 vor dem Schloss von Versailles. Denn sein selbstbewusster Satz hat, streng genommen, nur einen einzigen Adressaten: Otto Becker, den Bundestrainer der Springreiter. Der nämlich entscheidet letztlich darüber, welches Trio die deutschen Farben bei den Spielen in Paris vertreten darf.

 

Hans-Dieter Dreher aus dem südbadischen Eimeldingen, auf der deutschen Rheinseite gelegen gegenüber von Basel, wird von seinen Reiterfreunden „Hansi“ gerufen, obwohl er immerhin schon 51 Jahre alt ist und Familienvater. Als junger Kerl, Sohn eines Landwirts und Pferdehändlers in Rheinfelden, war er Mitglied der „Wilde Reiter GmbH“: Eine Gruppe furchtloser Draufgänger im Springsattel, die im Parcours nur eine Devise kannten: „Renngalopp! Vorne gibt’s Geld! Lieber tot als nur Zweiter!“

Das brachte Hansi Dreher damals die eine oder andere Ermahnung von höherer Stelle ein. Aber im Laufe der Zeit reifte dieser talentierte, mitunter etwas zu ehrgeizige Reiter zu einem gestandenen Profi mit einem feinen Händchen für die besonders schwierigen Pferde. Heute sagt er im Rückblick: „Ich hatte in meinen Anfangsjahren bei Weitem nicht die guten Pferde, die ich jetzt unter dem Sattel habe. Damals gab man mir gerne die Unreitbaren, mit denen selbst versierte Kollegen nur schwer oder eben gar nicht zu Streich kamen.“

Das große Staunen

Alle staunten schon nach kurzer Zeit, wie die widerspenstigen Cracks unter Hansi Dreher zur Hochform aufliefen. Sein erster großer Erfolg: 2013 gewann er in der Schleyerhalle den Großen Preis von Stuttgart, das Weltcup-Springen, auf dem eigenwilligen Hengst Embassy. Danach verpasste ihm kein Geringerer als Ludger Beerbaum, damals „nur“ Dritter, den verbalen Ritterschlag: „Hansi hat hochverdient gewonnen. Ich ziehe meinen Hut!“

Drehers größter Erfolg seiner langen Profikarriere liegt nur wenige Wochen zurück. Beim Finale um den sogenannten Nationscup Ende September im Königlichen Poloclub von Barcelona steuerte er auf dem elfjährigen Schimmelhengst Elysium aus der Holsteiner Zucht gleich zwei fehlerfreie Parcours bei – der Grundstock für den deutschen Sieg. Bundestrainer Becker hatte für dieses mit 400 000 Euro dotierte Finale auch Jana Wargers, Richard Vogel und Christian Kukuk nominiert. Für seine zwei Nullrunden bekam Dreher eine Extraprämie von 30 000 Euro. Heute liegt er auf Platz 27 der aktuellen Weltrangliste. Tendenz steigend.

Auf den Mann ist Verlass

Wie beurteilt Bundestrainer Otto Becker „seinen“ Hansi? Der lässt sich, was Olympia in Paris angeht, natürlich nicht in die Karten schauen. Nur so viel: „Auf Hansi ist immer Verlass. Wenn ich ihn mit seinen Pferden nominiere für internationale Einsätze, dann bringt er Topleistung und liefert starke Runden, wie ich das von ihm erwarte.“ Dabei habe der Reiter das Glück, dass die Besitzer seiner Spitzenpferde, die Schweizer Reiterfamilie Anegger, hinter ihm stehen – einen Verkauf seiner Toppferde müsse er nicht fürchten. Das sei eine Qualität an sich, sagt der Bundestrainer.

An diesem Freitag will Hans-Dieter Dreher ins prestigeträchtige Finale um den Titel des German Master einziehen – und dieses am liebsten gewinnen. Das Zeug dazu hat er.