An einigen Stellen ist die Laufbahn auf dem Geißbühl bereits geflickt. Die Halle gehört bereits der Stadt.  Foto: Eyrich

Der "Geißbühl" wird das neue Sportzentrum der Stadt Meßstetten – mit Kunstrasenplatz, Leichtathletikanlagen und Werferfeld. Der Gemeinderat hat am Freitag einen historischen – und einstimmigen – Grundsatzbeschluss gefasst.

Meßstetten - Von einer "Generationeninvestition" hat Bürgermeister Frank Schroft am Freitagabend im Gemeinderat gesprochen, und tatsächlich ist Verwaltung und Gemeinderat ein großer Wurf gelungen mit der Entscheidung für die Sanierung und Erweiterung der Sportanlagen auf dem Geißbühl.

Die früheren Sportanlagen der Bundeswehr und eine Sporthalle gehören der Stadt Meßstetten bereits. Nun hat das Gremium Schroft ermächtigt, mit der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (BImA) über weiteren Grunderwerb zu verhandeln, und die Verwaltung beauftragt, die baurechtlichen Voraussetzungen zu schaffen. Denn baurechtlich ist das Areal auf dem früheren Kasernengelände ein "weißer Fleck", einen Bebauungsplan gibt es noch nicht.

Außerdem soll Schroft schon mal Gespräche mit den Vereinen über ein künftiges Nutzungs- und Pflegekonzept führen.

Optisch schenkten sich die beiden Varianten nichts

Den Inhalt seiner Voruntersuchung der Sanierungs- und Entwicklungsvarianten stellte Landschaftsarchitekt Jörg Sigmund vom Büro Freiraumplanung Sigmund – Architekt des Sport- und Freizeitgeländes Blumersberg – vor. Derzeit besteht auf dem Areal eine "Kampfbahn Typ C" mit vier Rundlauf- und sechs Kurzstreckenbahnen, Segmentflächen, einem Rasensportplatz, einer Weit- und Hochsprunganlage, Abwurfmöglichkeiten für Speerwurf, einer Kugelstoßanlage und einer für Diskus- und Hammerwurf, allerdings ohne Abwurfkäfig. Alle Anlagen sind sanierungsbedürftig, die Laufbahn stellenweise geflickt.

Sigmund stellte zwei Sanierungsvarianten vor: alles abtragen und neu bauen für 900.000 Euro, oder ein neuer, wasserdurchlässiger Kunststoffbelag für 220.000 Euro, auf dem Läufer dann auch Spike-Schuhe tragen dürften. Optisch schenkten sich die beiden Varianten nichts, machte Sigmund deutlich.

Auch für das Spielfeld zeichnete sich am Freitag schon ab, was Favorit ist: Zwar könnten einen Naturrasenplatz auch Speer-, Diskus- und Hammerwerfer nutzen, nicht nur Ballwerfer und Ballspieler, zudem wäre er mit 540.000 Euro deutlich günstiger als der Kunstrasenplatz für 950.000 Euro, der lässt sich mit Quarzsand und Kork verfüllt aber recht umweltfreundlich herstellen, ist mit 20.400 Euro Pflegekosten pro Jahr preiswerter als Naturrasen mit 45.300 Euro, und er kann 2000 Stunden pro Jahr bespielt werden anstatt nur 750 Stunden wie Naturrasen – die Wetterverhältnisse in Meßstetten sind bekannt.

Investitions- und Pflegekosten auf 15 Jahre hochgerechnet, schneidet Kunstrasen mit 42 Euro je Nutzungsstunde deutlich billiger ab als Naturrasen mit 108 Euro.

Freifläche als stattliches Werferfeld

Die Zuschauer könnten laut Sigmund auf Sitzblöcken oder -bänken für 43.000 Euro oder auf Stufen an abgestütztem Gelände für 85. 000 Euro sitzen – das war in der Diskussion freilich ebenso wenig Thema wie die Flutlichtanlage für 130.000 Euro.

Die große Frage war eher jene nach einem Feld für Wurfdisziplinen. Ein Werferfeld hinter der Heuberghalle beim Schulzentrum sehen Räte wie Betroffene kritisch – schon wegen der Enge, der Nähe zur Wohnbebauung und der Notwendigkeit, Erde abzutragen, um es eben zu machen. Also war Jörg Sigmund zurückgekehrt zum Geißbühl, hatte sich umgeschaut und eine Freifläche entdeckt, die sich für ein stattliches Werferfeld eignet: im 90-Grad-Winkel zur Laufbahn und zur Sporthalle, südlich der asphaltierten Fläche unterhalb der kleineren Halle, die der Stadt nicht gehört. Dazu müsste die Stadt die Fläche kaufen, womit die BImA und seine Kollegen im Zweckverband Interkommunaler Industrie- und Gewerbepark Zollernalb als künftiger Eigner des Kasernenareals aber einverstanden wären, wie Schroft betonte.

Die Vorteile: Die Rasenfläche könnte auch für Ballspiele genutzt werden, Speerwerfer müssten keine Gummispitze aufsetzen, und alle Werfer könnten dort auch Wettkämpfe abhalten – außer der männlichen Weltspitze im Speerwurf würde keiner über die Fläche hinaus werfen. Außerdem wären alle Disziplinen in Schulsport und Leichtathletik an einem Ort vereint. Die Gymnasiasten im Leistungskurs Sport könnten sich – anders als derzeit – in Meßstetten auf das Abitur vorbereiten und Bundesjugendspiele wären an einem Ort möglich.

Norbert Kantimm, Direktor des Gymnasiums Meßstetten, begrüßte als Sprecher der Schulleiter diese Vorteile, zeigte aber auch die Pferdefüße auf. Erstens: Umkleiden, Duschen und Geräte müssten vorhanden sein, der Schülertransport sei ein Problem und mit einer – laut Sigmund 110.000 Euro teuren – Sanierung der Außensportanlagen am Schulgelände sei es nicht getan: Erweitert sollten sie werden. Derzeit seien Weitsprung, Kugelstoßen und 50-Meter-Lauf auf drei Bahnen sowie Handball und Faustball auf dem Kleinspielfeld möglich. Was fehle sei eine Anlage für die "motivierende" Disziplin Hochsprung, ein Beachvolleyballfeld – für attraktive Erweiterung des Schulsports und aktive Mittagspausen –, eine längere Laufbahn, Linien und Hülsen für Volleyball sowie ein zweites Basketballfeld – "und alles eingezäunt".

Patricia Bodmer, Vorsitzende des TSV Meßstetten, erwähnte die Vorteile eines Rasenplatzes – er sei gelenkschonender, weniger verletzungsintensiv und vielseitiger nutzbar als der Kunstrasen, der für Faustball nicht und für Feldhandball nur eingeschränkt nutzbar sei. Sie sprach sich für eine Bündelung aller Anlagen auf dem Geißbühl aus – "bei einer Splittung wären keine hochwertigen Wettkämpfe möglich" – und ein Werferfeld am Schulzentrum wäre nur die "1c-Lösung". Mit der "1a-Lösung" Geißbühl hätte der TSV die Chance, sein Leichtathletikangebot deutlich auszubauen.

Werner Bitzer vom Fußballverein Meßstetten hatte zuvor mit den spieltreibenden Vereinen gesprochen und berichtete: "Es gibt für uns nur einen Kunstrasenplatz" – alleine schon wegen der Nutzungsdauer. Er bat die Stadträte um die "große Lösung", und Bodmer appellierte an sie: "Sie haben die einmalige Chance, Akzente zu setzen, die Hand und Fuß haben."

Die Fraktionssprecher Tarzisius Eichenlaub (Freie Wählervereinigung) und Ernst Berger (CDU), die bei einem Ortsbegang im September 2020 diese "große Lösung" inklusive Sanierung der Sanitäranlagen in der Sporthalle auf dem Geißbühl angeregt hatten, fassten sich kurz. Eichenlaub betonte, er könne Norbert Kantimms Anregungen nachvollziehen, zumal er mit der Herzsportgruppe das Kleinspielfeld bei der Schule nutze, und Berger wies darauf hin, dass mit der Lösung Geißbühl auch die Nutzung des Sportplatzes Eichhalde in exponierter Lage am Ortseingang möglich werde. "Damit hätten wir einen großen Brocken der ›Agenda Meßstetten 2030‹ in fast rekordverdächtigem Tempo umgesetzt." Zudem regte Berger an, über Erweiterungsmaßnahmen am Schulzentrum im Technischen Ausschuss baldmöglichst zu beraten.

Oliver Rentschler, Fraktionschef der Bürgerliste, bat um eine zeitnahe Kostenberechnung für die Sanierung der Sanitäranlagen auf dem Geißbühl und die Kabinen für Spieler und Schiedsrichter sowie um einen Zeitplan. Doris Vivas, Fraktionschefin der Frauenliste, sprach sich für Kunstrasen aus, der aber ökologischen Standards entsprechen müsse, und forderte ein Nutzungskonzept für alle Vereine – nicht nur jene der Kernstadt.

In Sachen Zeitplan für das Bebauungsplanverfahren hat Frank Schroft bereits mit dem Landratsamt gesprochen und erfahren, dass das parallel verlaufen könne. "Aber Baurecht zu bekommen, wird einige Monate kosten".

Jürgen Clesle – unterstützt von Jürgen Marienfeld – erklärte mit Blick auf die Fußballvereine in den Stadtteilen, dass auch sie einen Kunstrasenplatz nutzen sollten. Für einen Naturrasenplatz – solche gibt es in den Stadtteilen – müsste hingegen der FV Meßstetten in Sachen Pflege zuständig sein. Und mit Blick auf die Schul-Anlagen ergänzte Clesle: "Wenn wir sie mit überschaubaren Mitteln erweitern können, ist es wirklich sinnvoll, das zu tun."

"Es gibt zum Kunstrasenplatz keine Alternative", kommentierte Alfred Sauter, der selbst im Fußballverein aktiv ist. Er bat darum, das Werferfeld um 90 Prozent zu drehen, "sonst fehlen Parkplätze".

Frank Schroft rundete die Diskussion mit der Feststellung ab, dass ein "sehr großer Konsens" für die Variante Geißbühl bestehe und der Technische Ausschuss nun über den Ausbau der Schul-Sportanlagen und die Sanierung der Sanitäranlagen auf dem Geißbühl beraten solle. Wichtig ist dem Bürgermeister vor allem ein "sehr breiter Konsens der Nutzer – Vereine und Schulen", und der Gemeinderat habe nun die einmalige Gelegenheit, auf Jahrzehnte gute Sportstätten zur Verfügung zu stellen. "Es ist mehr als dringend erforderlich, hier vorwärts zu kommen", sagte er mit Blick auf die jahrzehntelange Diskussion um Sportstätten in Meßstetten, die seine Vorgänger Erwin Gomeringer, Willi Fischer und Lothar Mennig beschäftigt hatte. Dass es sein Bauamtsleiter Claus Fecker gewesen war, der die "zündende Idee" gehabt habe, am Geißbühl zusätzlich Fläche zu kaufen, um dort die große Lösung an einem Standort umsetzen zu können, hatte Schroft im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten nicht vergessen zu erwähnen.