Könnte die geplante Zimmerner Sporthalle später mal Strom an die Sportanlagen des SV Zimmern abgeben? Das sei rechtlich nicht so einfach, erklärte Stefan Popp vom Architekturbüro bjw in Zimmern. Foto: Weisser

Die neue Zimmerner Sporthalle erhält ein komplett mit Photovoltaikmodulen belegtes Stehfalzdach und wird energetisch als Effizienzgebäude (EG) 55 gebaut. Diese Entscheidungen hat der Gemeinderat getroffen.

Die erste Planung im Jahr 2019 war von einem damals noch förderfähigen EG 55-Standard ausgegangen. Doch diese Fördermöglichkeit der kfw- Bank lief im Jahr 2021 aus. Seit 1. März 2023 gibt es für Neubauten wieder neue kfw-Zuschussprogramme.

Gefordert wird nunmehr ein Standard von EG 40. Die neue Förderung finde für Sporthallen jedoch keine Anwendung, erklärte Kämmerer Martin Weiss. Die höherwertige energetische Ausstattung EG 40 würde bei der Zimmerner Sporthalle nach den Berechnungen des Architekturbüros zu Mehrkosten von 139 000 Euro (Dämmmaßnahmen 91 000, veränderte Haustechnik 48 000 Euro) führen.

Die große Mehrheit des Gremiums lehnte die EG 40-Variante ab. Der Preis für eine Tonne Kohlendioxid-Ausstoß sei derzeit auf 25 Euro festgelegt, bemerkte Ratsmitglied Marcel Kammerer. Er rechnete vor: „Beim EG 40-Standard unserer Halle liegen die Kosten pro Tonne bei 1000 Euro, dafür finden wir effizientere Maßnahmen für den Klimaschutz.“

Grünen-Fraktion mit anderer Ansicht

Auch Andreas Schobel („Wir haben bisher Abstriche machen müssen und wissen nicht, wo die Kosten hingehen“) und Jürgen Kramer plädierten für den niedrigeren energetischen Standard. EG 55 reiche für eine Turnhalle aus, sagte Schobel.

Winfried Praglowski, Christa Schamburek und Elke Müller („Das ist ein Projekt für lange Zeit“) von der Grünen-Fraktion sahen dies anders. Die Mehrkosten seien eine Investition in die Zukunft, ein wichtiger Beitrag für den Klimaschutz, trugen sie vor. Auch sie befürworte das Sparen, meinte Schamburek: „Doch hier ist es für Zimmern angemessen, voranzugehen.“

Stellplätze spielen Rolle

Einigkeit herrschte dagegen bei der Frage, ob die Dachfläche über die gesetzlich geforderten 60 Prozent hinaus mit PV-Modulen belegt werden soll. Aufgrund der vorhandenen Stellplätze (ab 35 Stellplätze müssen anteilig PV -Flächen ausgewiesen werden) reichten 60 Prozent der Hallendachfläche für die PV-Anlage nicht aus, warf Bürgermeisterin Carmen Merz ein.

Die Verwaltung schlug vor, gleich auf 100 Prozent zu gehen. Das Gremium folgte einhellig dieser Anregung und verabschiedete sich gleichzeitig vom ursprünglich vorgesehen Gründach. Dieses wäre knapp 60 000 Euro teurer gewesen als das Stehfalzdach.

Knapp 520 000 Euro

Aufgrund der vorhandenen Bodenbeschaffenheit könne das Niederschlagswasser über Muldenrigolen versickern, erklärte Architekt Stefan Popp vom Zimmerner Büro bjw. Eine extensive Dachbegrünung sei deshalb nicht erforderlich.

Die Kosten für das Stehfalzdach mit voller Belegung von PV- Modulen (Leistung 315 kwp) kostet knapp 520 000 Euro. Für Gemeinderat Kammerer waren die Mehrkosten („Eine Tonne Kohlendioxid liegt hier bei 115 Euro“) in diesem Fall vertretbar.