Die Sportvereine in Zimmern freuen sich: Der Gemeinderat sprach sich für den Bau der Sporthalle aus. Foto: Weisser

Historischer Meilenstein für die Sportvereine und alle Sporttreibenden in der Gesamtgemeinde Zimmern: Nach langer Wartezeit wird die gewünschte Drei Feld-Sporthalle entsprechend den bisher vorliegenden Plänen definitiv gebaut.

Zimmern o. R - Der einer wilden Achterbahnfahrt gleichende langjährige Entscheidungsprozess schloss am Dienstagabend mit einem klaren Votum des Gemeinderats. Ohne Gegenstimmen, bei drei Enthaltungen – was einstimmig bedeutet – sagte das Gremium endgültig Ja zum bisher größten Bauprojekt (aktuelle Kostenschätzung: 11,35 Millionen Euro) in der Geschichte der Gemeinde Zimmern.

Lauter Applaus

Aus den dicht besetzten Zuhörerreihen – sämtliche Sportvereine waren vertreten – hallte lautstarker Applaus. Bürgermeisterin Carmen Merz sprach von "einem großen Schritt in die Zukunft" und freute sich über den großen Rückhalt aus dem Gemeinderat. Vor diesem weitreichenden Beschluss – die Sporthalle stand am Ende der Tagesordnung - hatten sich Verwaltung und Ratsmitglieder intensiv mit dem Haushalt 2023 und der mittelfristigen Finanzplanung bis ins Jahr 2025 befasst. Die derzeit sehr gute Finanzsituation mit kräftig angestiegenen Gewerbesteuereinnahmen und einem satten Sparpolster von aktuell 9,8 Mio. Euro an liquiden Mitteln hat bei den Ratsmitgliedern endgültig zu einer Kehrtwende geführt.

Nach jetzigem Stand rechnet Kämmerer Martin Weiss mit einer Kreditaufnahme von 2,5 Mio. Euro - frühestens im Jahr 2025. Entscheidend sei bei der Finanzierung eines solchen Projektes nicht die "eigentliche Investitionssumme", sondern die künftig jährliche Belastung des Haushaltes, hieß es. Für die Halle fielen zukünftig – so der Kämmerer – jährliche Kosten in Höhe von 450 000 Euro für Bewirtschaftung, Abschreibungen und Zinsen an. Hinzu kämen Tilgungszahlungen von 83 000 Euro pro Jahr. Aus Sicht der Verwaltung ist der Aufwand im Ergebnishaushalt zu stemmen.

"Wenn nicht jetzt, wann dann"

"Wenn nicht jetzt, wann dann" – in diese Richtung ging die Einschätzung am Ratstisch. Zur Erinnerung: Bei den Haushaltsberatungen 2021 im vergangenen Herbst war das Projekt wegen ungewisser Auswirkungen aufgrund der Corona-Pandemie zuerst noch auf Eis gelegt worden. Bis dato waren 400 000 Euro für Grunderwerb und Planungskosten ausgegeben worden. Ein weiterer Förderantrag – der erste war abgelehnt worden – sollte vorerst nicht gestellt werden. Diese Ablehnung hatte ein Aufschrei bei den Sportvereinen, vor allem beim SV Zimmern, ausgelöst.

Die Folge: Das Thema wurde im Dezember 2021 noch einmal im Gemeinderat beraten. Das Gremium revidierte seinen ablehnenden Beschluss und einigte sich mehrheitlich darauf, 2022 einen Zuschussantrag zu stellen und eine erste Rate in Höhe von 350 000 Euro im Haushalt 2022 auszuweisen. "Jetzt ist es eine Frage des Wollens, nicht mehr des Könnens", fasste Ratsmitglied Marcel Kammerer zusammen und sprach sich uneingeschränkt für das Anpacken dieser Investition aus.

Kinder zum Sport motivieren

Kammerer verwies auf die allgemeine Bedeutung der Vereinsarbeit für die Gemeinde und auf den immensen Stellenwert des Sports – vor allem im Jugendbereich. Ziel müsse es sein, "die Kinder weg vom Bildschirm zum Sport zu locken". Das gehe aber nur mit attraktiven Angeboten und einer modernen Infrastruktur. Imponierend für ihn: Alle Sportvereine hätten in dieser Sache "eine breite Allianz gebildet". Es sei erstaunlich, räumte Kammerer ein, "dass wir heute über den Bau der Halle nachdenken können".

Der Gemeinderat erinnerte daran, dass man zwischenzeitlich von einer weitaus höheren Darlehensaufnahme ausgegangen sei. Gemeinderat Winfried Praglowski erwähnte ebenfalls die sich zum Positiven veränderte Ausgangslage. "Jetzt sieht es ganz anders aus", meinte er zur prognostizierten Verschuldung von 2,5 Mio. Euro. Weiter wichtig für ihn: Wegen der Halle hätten keine anderen Projekte aus der Investitionsliste weichen müssen.

Lebensqualität wird verbessert

Gemeinderat Rainer Kropp-Kurta begründete seine Enthaltung mit dem "Kummer wegen dem Schulsport". Der Anteil des Schulsports sei mit 13 Prozent sehr gering, beklagte er. Gemeinderat Hans-Georg Scherfer schwor das Gremium auf eine breite Zustimmung ein. Der Vorsitzende des SV Zimmern, Frank Thieringer, durfte in der Sitzung das Wort ergreifen. Zwischen 1200 und 1300 Jugendliche aus der Gesamtgemeinde würden Woche für Woche Sport treiben. Die neue Halle verbessere die Infrastruktur und Lebensqualität entscheidend und sei für die gesamte Bevölkerung eine große Bereicherung, sagte Thieringer.

In einem Brief an die Verwaltung, die Ortsvorsteher und die Gemeinderatsmitglieder hatten sämtliche Sportvereine auf die Dringlichkeit der Baumaßnahme hingewiesen und um Zustimmung gebeten. Als nächsten Schritt soll die Verwaltung nun die Entwurfs- und Fachplanung in Auftrag geben, damit der Bauantrag zügig eingereicht werden kann. Parallel dazu will man die Ausschreibung eines ersten Maßnahmenpakets vorbereiten.

Knapper Zeitkorridor

Der Zeitkorridor ist knapp bemessen. Innerhalb eines Jahres nach Zusage der Fördermittel (636 000 Euro) muss mit den Arbeiten begonnen werden. Das bedeutet: Bis im Sommer 2023 müssen die Arbeiten starten. Der Arbeitskreis "Sporthalle" ist in das weitere Planverfahren involviert. Bei den einzelnen Zwischenschritten und Abstimmungen soll die Gruppe vorberatend tätig sein.