So soll der Neubau nach den Plänen von Holpp aussehen. Foto: Holpp

Die Firma Glas Holpp/Glas Wehrle zieht um nach Deißlingen. Am Dienstag gab es den ersten, symbolischen Spatenstich, zu dem sich auch die Bundestagsabgeordnete der CDU, Maria-Lena Weiss, einfand.

Deißlingen - Seit ein paar Wochen sind auf dem Gelände umfangreiche Planierarbeiten im Gange. Vor gerade einmal sechs Monaten stimmte das Deißlinger Gemeindeparlament dem Baugesuch des Unternehmens zu. Die Firma Glas und Technik Holpp wurde 2003 in Schömberg gegründet. Fünf Jahre später wurde die renommierte Firma Glas Wehrle in Villingen zugekauft. 2019 kam die Firma Glashandel aus Tuttlingen hinzu. Nun, so Geschäftsführer Markus Holpp sei man an den beiden Standorten Schömberg und Villingen an die Grenzen gekommen. "Es fehlt Platz."

In Deißlingen sei man mit offenen Armen aufgenommen worden. Dabei lobten die Holpps vor allem das vorbildliche Gewerbemanagement der Gemeinde. "Wir fühlen uns in unseren Bestrebungen gut betreut und vor allem mitgenommen", betonte Markus Holpp. Die Standorte Schömberg und Villingen werden aufgelöst und man zieht mit 70 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach Deißlingen um, sodass eine Bündelung der Aktivitäten erfolgen kann. Der Standort Tuttlingen bleibe vorerst mit 30 Mitarbeitern bestehen.

Sogar Platz für zweite Produktionshalle

Da das Firmengelände über drei Hektar groß ist, kann mittelfristig sogar noch eine zweite Produktionshalle entstehen. Die Mitarbeiterzahl soll auf 130 aufgestockt werden. "Wenn ein Familienunternehmen so ein Vorhaben in Angriff nimmt, stecken in der Regel mehr Emotionen als Zahlen dahinter", betonte Markus Holpp, der mit seinem Bruder Christian und Vater Fritz die Geschäfte führt. Nachhaltiges Wachstum, nicht Wachstum um jeden Preis, das solle es sein – in Generationen gedacht.

Ein Blick auf die Glaspreise, so Holpp, zeige, dass diese durch massive Subventionen nach der Wende, in den Keller gingen. So seien in den letzten Jahren "sieben Marktbegleiter in der Region verschwunden". Erst jetzt sei man an dem Punkt, wo man vernünftige Produktionskapazitäten habe. "Daher erschüttert es uns nicht, wenn wir in solchen Zeiten ein solches Bauprojekt stemmen. Wir sind rauen Umgang gewohnt." Er dankte Bürgermeister Ralf Ulbrich für die große Offenheit und Unterstützung. "Wir sind in Deißlingen herzlich willkommen geheißen worden."

In Deißlingen bestens aufgehoben

Die CDU-Bundestagsabgeordnete Maria-Lena Weiss versprach, das Projekt eng zu begleiten. Gerade die Glasindustrie habe ja mit den derzeit hohen Energiepreisen sehr zu kämpfen. "In Deißlingen haben Sie nicht nur die geographische Mitte und ein tolles Umfeld, sondern auch noch einen tollen Bürgermeister." Ralf Ulbrich seinerseits hob hervor, wie sehr Holpp/Wehrle zu Deißlingen passe. Die Firma habe insgesamt 2000 sozialversicherungspflichtige Arbeitsplätze, in 200 fast ausschließlich familienbetriebenen Unternehmen. Sie haben es vom Ein-Mann-Betrieb bis zum Weltunternehmen gebracht. Damit sei die Gemeinde krisensicher aufgestellt, und "mit Ihren 80 Arbeitsplätzen werden Sie einer unserer bedeutendsten Betriebe sein."

Deißlingen biete neben der guten Verkehrsanbindung auch Glasfaser für schnelles Internet. Dazu habe eine aktuelle Studie ergeben, dass die Region Schwarzwald-Baar-Heuberg und insbesondere der Kreis Rottweil im Vergleich der ländlichen Regionen hervorragend aufgestellt ist. "In Deißlingen sind Sie richtig. Wir sind stolz auf unsere Unternehmen", so der Bürgermeister.

Umzug der Standorte in einem Jahr

Holpp plant, bereits in einem Jahr die Standorte Villingen und Schömberg nach Deißlingen umzuziehen, hier entstehen 4800 Quadratmeter Lagerfläche und 1600 Quadratmeter für die Verwaltung.

Verzögerungen wegen Materialmangels machten ihm kein allzu großes Kopfzerbrechen, so Markus Holpp im Gespräch mit unserer Zeitung, "Wir sind nicht unter Zeitdruck. Die Produktion in Villingen und Schömberg läuft weiter."

Völlig autark

Übrigens: Die Medienversorgung (Strom, Wasser, Druckluft und Daten) der Produktionsfläche soll über in die Bodenplatte integrierte Schächte erfolgen. Hierdurch soll eine besonders hohe Flexibilität des Hallenlayouts ermöglicht werden. Der gesamte Komplex wird als Energie-Effizienzgebäude im Standard "EG40" errichtet.

Die Nachhaltigkeit des Gebäudes zeichne sich neben der Gebäudehülle über eine flächendeckende Photovoltaikanlage aus. "Wir sind dadurch autark." Neben Strom wird bei der Glasverarbeitung auch viel Wasser benötigt. "Hier wollen wir die Wasserversorgung mit aufbereitetem Regenwasser bewerkstelligen." Dazu soll eine große, unterirdische Zisterne mit zugehörigem Leitungsnetz installiert werden. Die Baufirma Goldbeck Niederlassung Bodensee ist mit dem Bau beauftragt worden.