In ihrem aktuellen Domizil am Marktplatz ist es für die Sozialstation Sulz schon lange zu eng geworden. Foto: Steinmetz

Fachkräfte halten und gewinnen, den Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umrüsten und Vorfreude auf den Neubau auf Kastell – all das beschäftigt die Sulzer Sozialstation gerade.

Sulz - Die Mitarbeiteranzahl bei der Sulzer Sozialstation ist geschrumpft, trotzdem sind die Erträge gestiegen. Wie das kommt, erklärten Tina Nagel, Geschäftsführerin der Sulzer Sozialstation, und Helena Hermann von der Stadtkämmerei dem Gemeinderat.

Sie warfen zunächst einen Blick auf den Jahresabschluss 2021. Bei rund 1,9 Millionen Aufwendungen und 2,1 Millionen Erträgen ergibt sich ein Jahresgewinn von 155 000 Euro. Nach Abzug des Verlustvortrags aus den Vorjahren bleiben rund 113 400 Euro.

2021, im zweiten Corona-Jahr, waren die Erlöse im Kerngeschäft um 4,4 Prozent im Vergleich zu 2020 gestiegen, die Aufwendungen derweil um 4,6 Prozent gesunken.

Fachkräftemangel spürbar

Durch Fluktuation, insbesondere Eintritte in den Ruhestand, habe sich das Personal von 77 auf 71 reduziert, erklärte Hermann. Man habe also mehr Ertrag mit weniger Personal erzielt, fragte André Amon (SPD). Mehrerträge habe man vor allem im Bereich Betreuungs- und Entlastungsleistungen/Nachbarschaftshilfe (327 400 Euro insgesamt, Steigerung um 24,7 Prozent) erzielt, wo überwiegend Pflegehilfskräfte statt Pflegefachkräfte eingesetzt würden, so Nagel. Die Pflegestärkungsgesetze hätten zudem zu einer höheren Nachfrage nach Pflege- und Betreuungsleistungen geführt.

Zu den Gründen für den "Personalschwund" sagte Nagel auf Nachfrage von Heidi Kuhring (GAL), man spüre den Pflegenotstand schon deutlich. Durch die Corona-Situation seien die Rahmenbedingungen auch nicht sonderlich attraktiv gewesen. Einige Mitarbeiter hätten sich auch beruflich umorientiert. Die Gewinnung von Pflegehilfskräften funktioniere ganz gut, bei Fachkräften sei der Markt aber leider leergefegt. Hoffnung setze man in die jährlich ein bis drei Auszubildenden in der Pflege. Ihnen unterbreite man in aller Regel ein Angebot zur Übernahme.

Schwarze Null geplant

2023 wird als Jahresergebnis eine schwarze Null angepeilt – vor dem Hintergrund steigender Energiepreise.

Das laufende Wirtschaftsjahr sei bisher weniger umsatzstark als 2021. Das sei vor allem auch geringere personelle Kapazitäten zurückzuführen, meinte Nagel. Durch die hohe Nachfrage sei man aber mehr als ausgelastet.

Mit 70 Mitarbeitern leiste man jährlich mehr als 80 000 Hausbesuche bei 360 Kunden. Während man beim Personal auf 33 Vollzeitstellen aufstocken will, gilt es beim 17 Fahrzeuge umfassenden Fuhrpark nachzusteuern. Gerne würde die Sozialstation verstärkt E-Autos nutzen, jedoch gebe es derzeit entweder nur Modelle mit verheerenden Crash-Test-Ergebnissen oder gute Modelle mit langer Lieferzeit. Für die Beschaffung 2023 habe man 45 000 Euro eingeplant. Ab Januar werden bereits drei E-Autos als Leasing-Fahrzeuge zur Verfügung stehen. Im kommenden Jahr soll zudem der Webauftritt erneuert und die mobile Datenerfassung auf die Nachbarschaftshilfe ausgeweitet werden.

Der Fokus liege zudem derzeit besonders auf dem geplanten 3-S-Gebäude auf Kastell, wo Sozialstation, Stadtwerke und Stromversorgung untergebracht werden sollen. Baubeginn sei im März 2023. Bei der Sozialstation werden für das Projekt 2023 rund 750 000 Euro eingestellt. Entstanden war die Idee, im Innenhof des Gebäudes einen "Sinnesgarten" für Menschen mit und ohne Demenz anzulegen.