Hier einige der ukrainischen Flüchtlinge, die derzeit im Albert-Schweitzer-Haus in Furtwangen untergebracht sind. Mit auf dem Bild sind auch drei Frauen aus dem Helferteam zu sehen: Roswitha Fautz (Zweite von links) und rechts neben ihr stehend Antje Jäger und Stefanie Faller. Foto: Reutter

Die 37-jährige Olga ist mit ihrer Mutter und einer Gruppe weiterer ukrainischer Flüchtlinge nach Furtwangen gekommen. Die Sorge um ihre Heimat schmerzt sie und die anderen Bewohner im Albert-Schweitzer-Haus weiterhin.

Furtwangen - Der Krieg lässt die ukrainischen Flüchtlinge nicht los, auch wenn es einige tausend Kilometer sind, die ihre Heimat vom beschaulichen Furtwangen trennen. Das Albert-Schweitzer-Haus, ein ehemaliges Studentenwohnheim, ist derzeit mit rund 80 Ukraine-Flüchtlingen beinahe voll belegt. Die meisten von ihnen stammen aus Odessa am Schwarzen Meer, wissen Stefanie Faller, Antje Jäger und Roswitha Fautz, die bei einem Pressegespräch über die Hintergründe informieren. Die drei Frauen sind Teil eines größeren Helferteams, das sich dafür einsetzt, dass die Flüchtlinge auch wirklich ankommen können und gut versorgt sind.

Kräftig am Deutsch-Lernen in Form von Online-Kursen

Einer der Flüchtlinge, die 37-jährige Olga, setzt sich zum Pressegespräch dazu und bestätigt: "Der Platz hier ist großartig", lobt sie das Engagement der Helfer in Furtwangen und die freundliche Aufnahme. Sie spricht englisch. Aber sie und die meisten anderen der erwachsenen Flüchtlinge sind kräftig am Deutsch-Lernen in Form von Online-Kursen. Die Hälfte der Flüchtlinge im Albert-Schweitzer-Haus sind Kinder und Jugendliche. Wie Antje Jäger erklärt, seien alle Schüler in den Furtwanger Schulen aufgenommen und für die allermeisten Kinder ein Kindergartenplatz vor Ort gefunden worden. Gerade für die ukrainischen Kindergartenkinder sei Deutsch eine völlig fremde Sprache. Aber nach wenigen Wochen würden sie schon anfangen, nachzuahmen und deutsche Wörter und Sätze zu sprechen.

Bei all der Freude über den sicheren Hafen in Furtwangen begleitet die ukrainischen Flüchtlinge das Leid in ihrer Heimat. Olga kann die Tränen nicht zurückhalten, wenn sie von den Gräueltaten erzählt, die russische Soldaten in ihrer Heimat ausüben. Jede neue Nachricht über den Krieg in der Ukraine wird verschlungen und ausgewertet. Die Bewohner des Albert-Schweitzer-Hauses würden sich dann per Handy an die Verwandten und Freunde in der Ukraine wenden, um Genaueres zu erfahren, wie es ihnen geht in dieser bedrängten Lage, erzählt Olga.

"Die Ukraine hat eine lange Geschichte im Kampf um Unabhängigkeit"

Wie lange sich der Krieg noch hinzieht, bleibt für die Flüchtlinge eine große Frage. Olga wünscht sich, dass von der freien Welt noch mehr militärische Hilfe für die Ukraine erfolgt, um die Russen schneller zurückzudrängen. Dass die Ukraine letztlich gewinnen wird, davon seien die meisten ihrer Landsleute überzeugt. Aber bis wann es soweit sei, das könne dauern. Die Handlungen von Russlands Präsidenten Putin hält sie für unvorhersehbar. Er habe offensichtlich eine ganz "verdrehte" Vorstellung von Realität und wie die Welt zu sein habe.

Den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj hingegen hält sie für genau den richtigen Mann in dieser Situation. Er beweise große Empathie für sein Volk. Und seine Erfahrung als Schauspieler komme ihm sicherlich entgegen auf der politischen Bühne, bei Auftritten im Fernsehen oder Empfängen in Kiew. "Die Ukraine hat eine lange Geschichte in ihrem Kampf um Unabhängigkeit," begründet sie den ungebrochenen Willen ihrer Heimat, den Aggressor Russland zu vertreiben.

Integration in den Arbeitsmarkt

Bis es soweit ist, werden wohl etliche der Flüchtlinge in Furtwangen bleiben. Nach den Deutschkursen komme die Integration in den Arbeitsmarkt, erklären Stefanie Faller und Antje Jäger. Mit etlichen Firmen vor Ort sei bereits Kontakt aufgenommen worden, und viele von ihnen böten passende Arbeitsplätze an, vor allem im Produktionsbereich.

Überhaupt sei die Hilfsbereitschaft in Furtwangen großartig, würdigen Stefanie Faller, Antje Jäger und Roswitha Fautz die Mithilfe der Einwohner und Firmen. Das sei schon beim Herrichten des leerstehenden Albert-Schweitzer-Hauses deutlich geworden oder bei Anfragen für Kleider und andere Dinge des täglichen Lebens. Mittlerweile gibt es im Erdgeschoss des Wohnheims eine Kleiderkammer, Regale mit Spielsachen, Geschirr, Schuhen und anderem mehr, an dem sich die Flüchtlinge bedienen können. Olga meint anerkennend: "Viele ukrainische Flüchtlinge, die anderswo untergekommen sind, haben nicht so viele Leute, die sich um sie kümmern." Sie sei mit einem schwerkranken Hund in Furtwangen angekommen. Eine Tierärztin habe sich rührend um das Tier gekümmert und den Hund für einige Tage bei sich aufgenommen, bis es ihm wieder besser ging.

Ärzte und Behörden seien alle sehr kooperativ, bestätigen die Helferinnen. "Wir bekommen ganz viel zurück", freuen sie sich, dass ihr Einsatz ankommt und geschätzt wird und die Augen der Flüchtlinge wieder "strahlen".