Hartmut Mayer (Mitte) und Ehefrau Regina nahmen am Donnerstagabend viele Geschenke entgegen, unter anderem von Landrat Helmut Riegger. Fotos: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Kommunales: Simmozheimer Bürgermeister nach fast 14 Jahren aus dem Amt verabschiedet / Respekt vor mutiger Entscheidung

Worte der Wertschätzung und des Respekts sowie Aufmunterndes für den neuen Lebensabschnitt – das und viele Geschenke gab es für den Simmozheimer Bürgermeister Hartmut Mayer, der am Donnerstag aus dem Amt verabschiedet wurde.

Simmozheim. Wenn es nach den Amtskollegen des Gemeindeverwaltungsverbands aus Ostelsheim, Althengstett sowie Gechingen, vielen Weggefährten und vor allem Mayer selbst gegangen wäre, hätte es am Donnerstagabend keine Verabschiedung gegeben. Im Laufe des vergangenen Jahres aber hat der Simmozheimer Rathauschef gemerkt, "dass mir immer mehr die Kraft und die Nervenstärke für dieses Amt als Bürgermeister abhanden gekommen sind".

Erinnerungen an schöne Zeiten

Die Entscheidung, sein Amt aufzugeben, fiel dem 57-Jährigen alles andere als leicht. Sie wurde von mehreren Rednern als mutig bezeichnet. Auf Verständnis stößt Mayer beim Gemeinderat, wie sein Stellvertreter Markus Holzäpfel als Begrüßungsredner deutlich machte. Als Dank für die gute Zusammenarbeit und Erinnerung an einen gemeinsamen Ausflug mit dem Gremium ins Montafon überreichte der Vize einen Spezialitäten-Geschenkkorb.

Eine klare Haltung, Ehrlichkeit, Verlässlichkeit, eine besonnen-ausgleichende Art und eben Mut wurden Mayer attestiert, denn er habe sich und anderen eingestanden, dass er nicht uneingeschränkt belastbar sei. Er habe nichts aussitzen oder auf die lange Bank schieben wollen, sondern diesen Schritt zum Wohl der Gäugemeinde gemacht, wie Wildbergs Bürgermeister Ulrich Bünger im Namen aller Amtskollegen aus dem Kreis Calw und darüber hinaus sagte.

Wie gut Mayer der Gäugemeinde getan hat, beschrieb Landrat Helmut Riegger. Ein Bürgermeister müsse Veränderungen erkennen, manchmal sogar provozieren und mit vorantreiben. Mayer habe sich nie Denkmäler setzen wollen, sondern es hervorragend verstanden, die Bevölkerung bei der Weiterentwicklung der Gemeinde mitzunehmen. Mit dem Baugebiet Rahalde II, der Zukunftswerkstatt 2009 – einer der ersten in Baden-Württemberg – Kindergartensanierung und -neubau sowie der Sanierung der Geißberghalle zur Mehrzweckhalle habe Mayer Spuren hinterlassen. "Das waren teure, aber wichtige Entscheidungen", so der Landrat. Der Verwaltungschef habe sich mit Leib und Seele für Simmozheim eingesetzt, außerdem mit seiner Arbeit im Kreistag über den Tellerrand hinausgeschaut: "Ihr Einsatz verdient Respekt".

Mit dem Sprichwort "Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann" wies Landtagsabgeordneter Thomas Blenke darauf hin, dass ein Bürgermeister auch unpopuläre Entscheidungen zu treffen hat. "Sie haben vielen recht getan, und wenn Sie jemandem auf die Füße getreten sind, dann zu Recht." Der Abgeordnete schätzte vor allem Mayers ausgleichende, besonnene Art. Zudem habe der Schultes immer ein offenes Ohr gehabt. Die Gäugemeinden hätten durch ihre Anbindung an den Ballungsraum Stuttgart besondere Herausforderungen zu meistern und dadurch auch besondere Chancen: "Das schafft einem Bürgermeister auch viele Baustellen", so Blenke.

TSV-Präsident Jörg-Uwe Koske lobte den Bürgermeister als einen verlässlichen Partner für die Vereine, auch wenn es während der Entscheidungsphase zur Zukunft der Geißberghalle zu Konflikten gekommen sei. "Wir haben uns doch noch zusammengerauft. Und im Nachhinein muss ich sagen, dass die Hallensanierung statt des Neubaus die richtige Lösung war".

Ein Ehrenplatz in der Kirchenloge

Wo es möglich gewesen sei, habe Mayer die Kirchengemeinden nach Kräften unterstützt, betonte Rainer Bauser, der für die evangelischen und katholischen Christen sprach. Wenn einem die Puste ausgehe, sei es wichtig, auf sich selbst zu hören. Mayer habe nun die Möglichkeit, sich Zeit für die schönen Dinge des Lebens wie seine Familie zu nehmen. Er sei auch als ehemaliger Bürgermeister gerne bei der Kirchengemeinde gesehen. "Sie bekommen Sonntag für Sonntag einen Ehrenplatz in der Kirchenloge", lud Bauser den Rathauschef scherzhaft zur Mitwirkung in der Gemeinde ein.

Von einer erstklassigen Zusammenarbeit innerhalb des Gemeindeverwaltungsverbands sprach Gechingens Bürgermeister Jens Häußler. "Du bist fachlich sehr kompetent, erkennst das Wesentliche und das Entscheidende, auf das es ankommt", sagte er dem Noch-Amtskollegen, mit dem er längst sehr gut befreundet ist.

Ab und an treten Mayer und Häußler an der Tischtennisplatte gegeneinander an. Wie in dieser Sportart könne sich Mayer gut auf sein Gegenüber einstellen, gut zuhören und auf das Vorgetragene eingehen. Sowohl im Sport als auch im Beruf sei er reaktionsschnell, begeisterungsfähig und mitreißend. Mayers berufliche Entscheidung werde bedauert, aber respektiert.

Er scheide nun nicht im Zorn oder in Trauer, sondern er könne recht zufrieden auf die vergangenen 14 Jahre zurückblicken, sagte der künftige Bürgermeister a.D.: "Wir haben in diesem Zeitraum viel erreicht und viel bewegt". Stichwortartig nannte Mayer unter anderem den Umbau und die Erweiterung des Feuerwehrgerätehauses, die Modernisierungsmaßnahmen in der Kläranlage oder die Neugestaltung des "Bohnenberger-Areals".

Nicht unerwähnt lassen wollte Mayer bei aller Freude über gelungene Projekte, dass es auch "sehr schwierige und sehr belastende Themen gab". Dazu gehöre die jahrelange Diskussion um die Geißberghalle: "Als die Sanierung beschlossen und so der Neubau der Sporthalle vom Tisch war, bekam ich böse, weit unter die Gürtellinie gehende Briefe, die mir sogar einen Besuch der Staatsanwaltschaft wegen angeblichen Wahlbetrugs und weiterer, zum Glück nicht haltbarer Vorwürfe, einbrachte".

Auch das Thema Urheberrechtsverletzung in Zusammenhang mit der geplanten Rathauserweiterung und das bis heute vergebliche Ringen um die Entwicklung des Schiller-Areals hätten ihm viel Energie geraubt; nicht zuletzt das zähe und zeitweise fast aussichtslose Unterfangen, Wohnraum für die der Gemeinde zugewiesenen Flüchtlinge zu finden. Seinem Nachfolger Stefan Feigl wünschte Mayer bei seinen künftigen Entscheidungen gemeinsam mit dem Ratsgremium eine glückliche Hand.

Zeit zum ausgiebigen Plaudern mit Mayer war beim anschließenden Stehempfang, den Mitglieder des örtlichen Liederkranzes ausrichteten.