Nicht nur Brote schrumpfen, auch andere Lebensmittel werden leichter. Foto: dpa/Jan Woitas

In Serbien boomt die Mogelpackung – die „Shrinkflation“ floriert. Aus Brot werden Brötchen.

Die Bäcker am Balkan backen zu Krisenzeiten offenbar immer kleinere Brötchen. „Hleb i kifle – Brot und Brötchen“ nennt sich eine der populärsten Bäckereiketten in Belgrad. Doch mittlerweile müsse es eher heißen „aus Brot werden Brötchen“, schimpft eine Kundin vor einer Filiale in Serbiens Hauptstadt: „Alle Backwaren schrumpfen immer mehr.“ Mit dem vom englischen „shrink“ (schrumpfen) abgeleiteten Begriff der „Shrinkflation“ umschreiben Ökonomen ein Phänomen, das Staaten mit einem schwach ausgeprägten Konsumentenschutz wie den EU-Anwärtern auf dem Westbalkan besonders zu schaffen macht: Weniger für dasselbe Geld ist das Prinzip der verdeckten Preiserhöhungen durch Mengenreduzierung. Erst explodieren die Preise. Dann werden nicht nur Brotlaibe und Schokoladentafeln, sondern auch Klopapierrollen, Joghurtbecher oder Chipstüten von einer auffälligen Schrumpfsucht ereilt, die von den Verbrauchern auf den ersten Blick oft kaum wahrzunehmen ist: Mit reduzierten Mengen ihrer Produkte versuchen vor allem Unternehmen aus der Lebensmittelbranche, ihre Preise trotz Inflation scheinbar zu halten.

Ob auf 80 Gramm verschlankte Schokoladetafeln, auf 950 Millimeter verjüngte Joghurtflaschen oder auf 112,5 Gramm erleichterte Kekspackungen – der Trend geht zu immer schlechter vergleichbaren Verpackungseinheiten. Die Kilopreise müssen bei der Auszeichnung in den Verkaufsregalen zwar auch in Serbien vermeldet sein, doch sind sie nicht nur wegen ihrer sehr klein gedruckten Ziffern oft nur von beschränktem Nutzen: Für welchen Käufer ist der Kilopreis Butter oder der Literpreis Ketchup schon ein vertrauter Vergleichswert? Doch die „Shrinkflation“ ist keineswegs auf Serbien begrenzt. Auch Verbraucherschützer in Deutschland beklagen das Phänomen.