Andreas Braun unterstützt junge Menschen mit psychischen Problemen. Foto: Thiercy

Sie sind jung. Sie haben Ängste. Sie sind depressiv. In der Selbsthilfegruppe „Mirai“ finden sie Hilfe. Andreas Braun hat die Gruppe gegründet. Warum?

„Mirai“ – das ist japanisch und bedeutet Zukunft. Der Name der neuen Selbsthilfegruppe ist ganz bewusst gewählt. „Zur Gruppenleitung bin ich wie die Jungfrau zum Kind gekommen“, sagt Andreas Braun und lacht. Der 28-jährige ging in die Selbsthilfegruppe von Ingolf Keinath. Der schlug dem jungen Mann vor, eine eigene Gruppe für junge Menschen mit psychischen Erkrankungen zu gründen. „Denn es ist schon komisch, wenn man über Probleme mit den Eltern spricht und dann sitzen da Leute, die vom Alter her Mutter oder Vater sein könnten“, schildert Braun seine Intention.

In der Gründungsphase haben ihn Renate Liener-Kleinmann und Tina Morlok unterstützt. Sie sind bei der AOK für die Koordination der Selbsthilfe zuständig.

Einmal Hölle und zurück

Wer den Burladinger trifft ahnt nicht, durch welche Hölle er gegangen ist. Braun ist fröhlich, lacht viel und erzählt mit ausladenden Gesten. Vor drei Jahren war er ganz unten. Ganz unten – das war die geschlossene Abteilung in einer psychiatrischen Klinik. Braun hat Schizophrenie, gepaart mit einer bipolaren Depression.

Therapien und Medikamente haben ihm geholfen. „Meine Erfahrungen möchte ich an andere weiter geben, das ist für mich eine Art Therapie“, sagt Braun. Mit der Leitung von Gruppen kennt er sich aus. In Tübingen hat er eine Studentenverbindung geleitet.

Studiert hat er Philosophie und Geschichte. „Eine brotlose Kunst.“ Braun lacht. Die Erkrankung hat ihn auch aus der beruflichen Bahn geworfen. Aktuell arbeitet er als Ladendetektiv. Den Job hat ihm ein Freund besorgt.

Lockdown setzt vielen zu

Die jungen Leute in der Gruppe haben Depressionen, soziale Phobien oder eine Angsterkrankung. Nicht alle Mitglieder haben eine sichere Diagnose. Manche hat die Pandemie aus der Bahn geworfen. „Sie kommen, weil sie im Lockdown keine Kontakte mehr hatten und Anschluss suchen.“ Genau deswegen organisiert Braun auch Freizeitaktivitäten. Die Gruppe geht mal ins Kino, mal zum Minigolf, mal wird gemeinsam gegrillt. Und auch einen Brettspiele-Abend am Schönberger Stausee haben sie schon gemacht.

Bei den Gruppenabenden wird besprochen, wie die Woche für die einzelnen gelaufen ist. Die Mitglieder hören einander zu, geben Tipps, sind füreinander da. Manchmal wird auch ein Plan festgelegt, was bis zum nächsten Gruppentreffen zu tun ist.

Es sind noch Plätze frei

Braun ist es wichtig zu betonen, dass er kein Therapeut ist. Sehr wohl wird die Gruppe professionell begleitet. Anne Lieb ist Brauns Cousine. Sie arbeitet als Neurologin in der Psychiatrie in Tübingen und unterstützt die Gruppe ehrenamtlich in ihrer Freizeit, begleitet ab und zu die Sitzungen und hält kleine Vorträge. „Sie kann ganz genau erklären, wie unsere Medikamente eigentlich funktionieren“, sagt Braun.

Die Mitglieder der Gruppe sind zwischen 18 und 40 Jahre alt. Sie treffen sich einmal pro Woche, immer freitags von 20 bis 22 Uhr im Zentrum für Gemeindenahe Psychiatrie in Balingen. Braun ist der regelmäßige Austausch wichtig. Aktuell sind noch Plätze frei.

Selbsthilfegruppe Mirai

Telefonkontakt
Andreas Braun: 0179/9338105 oder Joshua Wolber: 0176/80506079

E-Mail-Kontakt
info@mirai-gruppe.de