Mit Spezialmaschinen wurden die gefällten Bäume vor Ort entastet. (Archivfoto) Foto: Landratsamt

Auf dem Schönberg ist großflächig abgeholzt worden. 1200 Festmeter sind verschwunden.

Seelbach/Kinzigtal - Eine Woche war der Schönberg für den Verkehr gesperrt. In dieser Zeit sind ganze Waldbereiche gerodet worden. Das Landratsamt verteidigt den drastischen Eingriff.

Wo der Wald früher dicht an die B 415 heranreichte, ergibt sich ein anderes Bild: Nur noch Baumstümpfe sind zu sehen, außerdem dünne Stämme, die bei den Aufräumarbeiten liegengeblieben sind. Vor allem neben den beiden Spitzkehren auf der Seelbacher Bergseite hat sich die Natur verändert – so viele Bäume sind dort abgeräumt worden. Für Autofahrer ergibt sich so ein neues Fahrgefühl, sie können den Gegenverkehr jetzt viel eher sehen. Naturfreunde fragen sich indes, ob der Eingriff in diesem Ausmaß nötig war.  

Wie viele Bäume sind beseitigt worden?

Zehn Holzerntemaschinen hat das Amt für Waldwirtschaft des Ortenaukreises eingesetzt, die ganze Arbeit geleistet haben. Auf dem 2,3 Kilometer langen Abschnitt zwischen dem Kreisverkehr Seelbach und der Passhöhe des Schönbergs sind mehr als 1200 Festmeter Holz geschlagen worden, was laut Landratsamt 70 Lkw-Ladungen Holz und Hackschnitzel entspricht. Allein auf der Seelbacher Seite des Schönbergs wurden deutlich mehr als 300 Bäume entfernt.

 Weshalb sind so viele Bäume gefällt worden?

Eigentlich habe man behutsam in das Landschaftsbild eingreifen und nur einzelne Bäume beseitigen wollen, teilt Projektleiterin Astrid Kühnel vom Amt für Waldwirtschaft mit. Doch man habe keine andere Wahl gehabt, als im "Fallbereich" neben den beiden Straßenkurven so viele Bäume abzuräumen. Gemeint ist der Bereich, in dem Menschen beim Sturz eines Baumes gefährdet werden können. Das ist ein rund 30 Meter breiter Streifen entlang der B 415 – so hoch werden die Bäume dort.

Sowohl einzelne Bäume als auch "der Bestand in seiner Gesamtheit" seien "instabil" gewesen, erklärt die Diplom-Forstwirtin. Die Bäume hätten schwache Wurzeln gehabt. "Wurde ein Baum geerntet, fielen die Nebenbäume teilweise von alleine um", verdeutlicht sie.

Zwei Forstbedienstete haben gemeinsam jeden Baum untersucht, berichtet Kühnel. Tote Äste, Stammfäule, ein krummer Wuchs, Pilz- oder Käferbefall seien Symptome, dass von einem Baum eine Gefahr ausgeht. Dabei müsse auch beachtet werden, ob er ober- oder unterhalb der Straße steht. Auch die Hangneigung sei relevant. Es müsse verhindert werden, dass ein umgestürzter Baum auf die Straße rutscht. 

Welche Baumarten sind betroffen?

Die Trockenjahre 2018 und 2019 hätten landesweit sehr vielen Bäumen zugesetzt. "Die große Zahl der absterbenden Bäume entlang der B 415 hat auch uns Förster überrascht", betont Kühnel. Mitte dieses Jahres, als die Trockenschäden immer deutlicher wurden, sei so aus einem "normalen" Verkehrssicherungsprojekt eine sehr dringende Maßnahme geworden. Dabei seien völlig unterschiedliche Bäume instabil – "junge, alte, dicke, dünne". Man habe Fichten, Tannen, Kiefern, Douglasien, Buchen, Eichen, Eschen, Ahorn- und Kastanienbäume fällen müssen, aber auch Weiden, Erlen und Kirschbäume, die am Schönberg nur selten vorkommen. Die Wiederbewaldung der gerodeten Bereiche werde bereits geplant.

 Ist das Problem damit gelöst?

Da von einer Sperrung der B 415 sehr viele Menschen betroffen sind, habe man erreichen wollen, "dass in den nächsten zehn Jahren keine vergleichbare Aktion notwendig wird", so Kühnel. Vorsorglich alle Bäume in einem 30 Meter breiten Streifen neben der Straße zu entfernen, wie es teils in anderen Regionen gehandhabt wird – soweit habe man nicht gehen wollen. Und sollten weitere Trockensommer folgen, könnten weitere Bäume absterben. Das seien natürliche Prozesse, die sich nicht voraussagen ließen.

Was wird aus dem Holz?

 Das meiste Holz ist direkt nach dem dem Hieb in Sägewerke oder Hackschnitzellager abtransportiert worden. Den Verkaufserlös erhalten die Privatwaldbesitzer. Allerdings müssen sie auch die Kosten, die auf ihren Grundstücken für die Verkehrssicherung entstanden sind, zahlen.

Zahlreiche Stämme werden auch noch auf dem Parkplatz auf der Passhöhe gelagert, der deshalb zum Teil gesperrt ist. Kühnel rechnet damit, dass der Parkplatz vor Weihnachten wieder komplett freigegeben wird.