Nicolas (l) und Martin Zepf, Betreiber der Grinde-Hütte, sitzen im Gastraum ihrer Hütte auf der Hornisgrinde im Schwarzwald. Foto: dpa

Nicolas Zepf hat den höchsten Arbeitsplatz im Nordschwarzwald. Klientel wird immer anspruchsvoller.

Seebach – Die Aussicht ist atemberaubend. Tief unten im Tal liegt der Mummelsee, blau und türkis schimmert das Wasser in der Mittagssonne. Westwärts schweift der Blick von der Hornisgrinde weit über das Rheintal, bei klarer Sicht bis zu den Vogesen. "Einfach bombastisch", schwärmt ein Besucher auf der Terrasse der neuen "Grinde-Hütte". Seit Ende vergangenen Jahres existiert die Hütte – die nicht ganz ins Bild klassischer Wanderhütten passt.

Manager und Geschäftsführer ist Nicolas Zepf. "Der höchste Arbeitsplatz im Nordschwarzwald", sagt der 28-Jährige über seinen neuen Job in genau 1155 Metern über dem Meeresspiegel. Der junge Mann trägt eine moderne braune Trachtenjacke. Man könnte sagen: Das Outfit des Gastwirts ist Architektur und Einrichtung der Hütte angepasst. Wie heißt es auf dem Internet-Auftritt des Hauses: "Modernes Design trifft Schwarzwälder Tradition".

Am Wochenende ist es voll

Statt dunklem Holz und niedriger Wirtsstube stechen hier riesige Fenster und ein extrem hoher Gastraum ins Auge. Alles ist weit, hell und luftig. Blickfang in der Mitte des Gastraums ist ein großer, hoher Ofen, dessen Äußeres man als futuristisch bezeichnen könnte. Eine Treppe aus hellem Holz mit Glasgeländer führt in das obere Stockwerk – wo Cocktailsessel vorm Panoramablick stehen.

Am Wochenende bei schönem Wetter drängen sich die Gäste. Dann muss mitunter auch der Geschäftsführer ran, in Hemdsärmeln und ohne schicke Trachtenjacke steht Zepf dann hinter dem Tresen und zapft Bier. "Wenn es hoch hergeht, muss jeder mit anpacken." Mithelfen, mitanpacken – das kennt Zepf schon seit seiner Kindheit. Schließlich stammt er aus einer Gastwirtsfamilie.

Es war der Großvater, der seinerzeit als Förster in die Gegend kam. "Der Förster musste damals aber auch eine Gastwirtschaft betreiben, man nannte das eine gekoppelte Dienststelle." Das Gastgeschäft habe die Großmutter übernommen. Es sei eine ganz einfache Wirtschaft gewesen, ein Raum, ein paar Tische, erzählt der Enkel. "Doch die Großmutter hat das Potenzial erkannt." Heute heißt der Vier-Sterne-Betrieb in Baiersbronn "Hotel Forsthaus Auerhahn".

Hütten im Schwarzwald müssen sich anpassen

Dass er auch ins Gastronomiegewerbe gehe, sei von Anfang an klar gewesen, sagt Zepf. Ursprünglich habe er nach dem dualen Studium von Hotel- und Gastronomiemanagement in Ravensburg zwar etwas anderes vorgehabt. "Ich wollte ins Ausland gehen", erzählt der 28-Jährige heute. "Doch dann kam die Hütte dazwischen." Heute haben sich Vater Martin Zepf und Sohn die Aufgaben aufgeteilt. "Der Vater macht den Auerhahn, ich die Hütte."

Auch die Speisekarte der Hütte hat durchaus moderne Züge, zwar gibt es Hütten-Klassiker wie Käsespätzle und Linsen mit Spätzle, aber eben auch Riesengarnelen, einen Grinden-Burger mit tranchiertem Rumpsteak oder vegane Nudeln. "Es kommen auch arabische Gäste aus Baden-Baden, da können wir nicht nur klassische Schweinegerichte anbieten", sagt Zepf Junior. Überhaupt, die Klientel werde immer anspruchsvoller, da müssten sich auch die Hütten im Schwarzwald anpassen.

Das sieht auch Wolfgang Weiler von der Schwarzwald Tourismus GmbH so. "Es gibt immer mehr Menschen, die im Rahmen von Wanderungen genüsslich essen wollen." Das gelte besonders für die so genannten Genießerpfade. "Wir begrüßen es ausdrücklich, wenn sich Gastronomen diesem neuen Bedürfnis anpassen."

"Etwas andere Hütte" steht seit einem Jahr

Auch beim Schwarzwaldverein stimmt man dem zu, heute böten Hütten etwa Bio-Ziegenkäse und selbst gebackenes Brot an. Die Gäste müssten das aber auch honorieren und bereit sein, etwas tiefer in die Tasche zu greifen. "Hütten machen das Wandern erst richtig schön", heißt ein Slogan des Wanderverbands.

Auch die Geschichte der Grinde-Hütte hat ihre Besonderheit, erzählt der Seniorchef. Bereits in den 20er Jahren des vorigen Jahrhunderts habe es hier ein schönes, großzügiges Gasthaus gegeben, im Zweiten Weltkrieg wurde die Höhe dann von französischen Soldaten eingenommen. Die Bunkeranlagen seien teilweise noch zu sehen. Später sei das Gebäude bei einem Brand zerstört worden, die Franzosen hätten darauf eine Baracke errichtet. Seit gut einem Jahr steht hier jetzt die etwas andere Hütte, wie Zepf Junior sie nennt.