Arm in Arm tanzen die Mitglieder der griechischen Gemeinde. Foto: Kienzler

Das Ziel einer jeden Kulturnacht ist es laut ihrer Macher, die kulturelle Vielfalt der Stadt zu zeigen. Der Schwarzwälder Bote hat das Thema Völkerverständigung bei der 15. Ausgabe genauer unter die Lupe genommen.

VS-Schwenningen - Eine "geniale Vielfalt" komme bei der Kulturnacht zum Vorschein, sagt Oberbürgermeister Jürgen Roth, und auch der neue Leiter des Amts für Kultur, Lutz Schwarz, der am Samstag das erste Mal eine Kulturnacht in Schwenningen miterlebt, ist sichtlich angetan von dieser "Völkerverbindung". "Ich finde es toll, wie warmherzig alle Menschen hier sind", fällt ihm bereits zu Beginn auf. Er ist begeistert vom großen Miteinander – und dass Grenzen zumindest an einem Abend überwunden werden können. "Es bleibt nicht nur ein Geschwafel, sondern wird offensichtlich", sagt der Kulturamts-Leiter. Dass türkische Menschen, Bürger der alevitischen Gemeinde, aber auch griechische Landsleute zusammen kommen und gemeinsame feiern, "ist weltpolitisch nicht möglich, eigentlich also eine Utopie."

Marktplatz sowie Kirch- und Bürkstraße im Fokus

Besonders zwischen Marktplatz, Kirch- und Bürkstraße wird das kulturelle Miteinander einmal mehr deutlich. Hier wird das "Fest der türkisch-griechischen Freundschaft" gefeiert, hier laden Stände der griechischen Gemeinde, der Kirchengemeinde St. Georgios Schwenningen, der Serbisch-Orthodoxen Gemeinde nebeneinander zum Austausch, zum Essen und Trinken – und natürlich zum gemeinsamen Tanzen ein. Die Rum-Orthodoxe Gemeinde verkauft Hjiet – gefüllte Hackfleisch-Schiffchen – oder Yabrek – gefüllte Weinblätter mit Reis –, weiter oben stehen die Besucher bei der Tamilischen Vereinigung Schlange, um das beliebte Kothu Rotti – eine Mischung aus Lammfleisch und Gewürzen, Weißkohl und Zwiebeln – zu kosten.

Informieren würden sich die Bürger über die Glaubensgemeinschaften eher wenig, sagt ein Mitglied der Tamilischen Vereinigung, die zum vierten Mal mit dabei ist. Dennoch sei die Resonanz sehr gut und der Verkaufserlös zur Unterstützung von Waisenkinder in Sri Lanka werde bestimmt hoch sein, ist sich der Mann hinter der großen Pfanne sicher.

Rum-Orthodoxe Gemeinde ist an anderer Stelle wieder mit dabei

Das Geschwisterpaar Nikola und Sonja Yapicioglu von der Rum-Orthodoxen Gemeinde freut sich, den Stand in diesem Jahr zentral auf den Marktplatz geholt zu haben – nämlich direkt vor ihr neues Geschäft "Antiochia – Boutique und Stick". Schon nach einer Stunde sprechen die beiden von einer "klasse Resonanz". Sich mit der Gemeinde zu zeigen, kulinarisch landestypische Spezialitäten zu präsentieren und mit den Besuchern ins Gespräch zu kommen, das ist für sie schon seit vielen Jahren bei der Kulturnacht obligatorisch.

Große Solidarität für Ukrainer

Relativ kurzfristig konnte die ukrainische Vereinigung aus dem Schwarzwald-Baar-Kreis einen Stand im Mauthepark auf die Beine stellen – mit sehr großem Zulauf, wie Familie Kachurovska findet. Hier gibt es traditionelle ukrainische Küche, hier können die Besucher aber auch ein Foto mit traditionellem ukrainischem Haarschmuck machen oder sich Bänder ins Haar flechten lassen. Die Solidarität und Unterstützung sei an diesem Abend überwältigend, sagt Friedrich Kachurovska, dessen Sohn derzeit als Flugpilot im ukrainischen Militär aktiv ist. Viele Menschen, egal ob Deutsche, Türken oder auch Tschechen oder Slowaken, mit denen er am Stand gesprochen habe, würden auch "einfach so" für die Menschen in der Ukraine spenden. Tochter Nathalie hat verschiedene Bilder gemalt, die präsentiert werden. "Sie malt, was sie sieht", erklärt Vater Friedrich und zeigt ein Bild mit einer Sonne. "Sie steht für die Hoffnung, die wir alle haben."