Jürgen Strohm vor seiner Ware. Die Begeisterung für Keramik kann er sich einfach erklären. Foto: Bombardi

Die wieder erblühende Begeisterung der jungen Generation für keramische Produkte lässt sich für den Schwenninger Kunsthandwerker Jürgen Strohm einfach erklären.

Die Renaissance keramischer Gebrauchsgegenstände ist für ihn ein Ausdruck der aufkeimenden Begeisterung für regionale Produkte, Nachhaltigkeit und Individualität.

Keramikprodukte erfüllen seiner Meinung nach alle drei Eigenschaften, was sie speziell in den Fokus rückt. „In meinem Fall stelle ich sie vor Ort her. Das hierfür verwendete Rohmaterial Ton kommt aus Deutschland und jedes Stück ist ein Unikat“, erläutert Strohm, weshalb speziell die Beliebtheit kleiner Keramikwerkstätten zunehme.

Über die Schulter des Künstlers gucken

In seiner Werkstatt ist es praktisch möglich, ihm beim Arbeiten über die Schulter zu blicken. Die Käufer erleben hautnah, woher die kunstvoll hergestellten Produkte kommen.

Besonders beliebt: Unterschiedliche Tassen

Besonders beliebt sind bei der jungen Generation die unterschiedlichen Formen und Gestaltungen von Tassen. „Die Keramikprodukte kosten deutlich mehr als die konventionell in Massenfertigung hergestellten Produkte. Aber diese Individualität entspricht genau den Vorstellungen der Kunden. Junge Menschen bevorzugen heute eher wenige, dafür einzigartig hergestellte Keramikgegenstände, als Massenware, die in jeder Handelskette erhältlich ist“, erläutert Strohm den aktuellen Trend. Das Motto: Weniger ist mehr.

Er ist sein eigener Herr

Strohm hat seine Töpferei zu den üblichen Öffnungszeiten zwischen Montag und Freitag geöffnet. Doch auch hier ist er in der Lage individuell zu reagieren und auf Wunsch seinen Kunden einen Einblick außerhalb dieser Zeiten zu gewähren. Flexibilität ist aber auch seitens der Kunden nötig, immerhin betreibe er sein Ladengeschäft allein und sei nicht immer vor Ort anzutreffen.

Kunden kommen für sein Handwerk von weit her

Die Kunden legen teilweise weite Wege zurück, um zur Töpferei zu kommen. Strohm schätzt seinen festen Kundenstamm, aber auch all jene, die zum ersten Mal seine Töpferei besuchen. „Die Nachfrage ist sehr gut“, freut er sich, auch immer wieder junge Kunden begrüßen zu können.

Ausbildung bleibt auf der Strecke

Doch an einer Stelle trügt der Schein: So sei es ihm nicht mehr möglich, einen Auszubildenden oder Angestellten einzustellen. „Da bin auch ich gefordert, Geld einzusparen“, bedauert Strohm die Entwicklung. Auch Kurse gibt Strohm aktuell keine mehr, „da auch meine tägliche Arbeitszeit nicht unendlich ist.“ Doch er hat vor allem für den Töpfernachwuchs einen Tipp: „Wer sich mit dem Töpfern ernsthaft auseinandersetzen möchte, sollte Geduld und Konzentration mitbringen.“ Schon oft machte Strohm die Erfahrung, dass es genau an diesen Eigenschaften mangelt. Noch gut erinnert er sich an seine Anfänge, als er tagelang mit jedem Keramikgegenstand scheiterte. „Töpfern heißt Schritt für Schritt zum Erfolg zu gelangen“, weiß Strohm.

Über die Töpferei

Vor 33 Jahren
eröffnete der Keramiker Jürgen Strohm seine Töpferei im sanierten Oberdorf „Ob dem Brückle“, das mit seinen Fachwerkhäusern einen nachhaltigen Eindruck der bäuerlichen Vergangenheit der Stadt am Neckarursprung wiedergibt. Strohm hat mit seinem aus dem 17. Jahrhundert stammenden ehemaligen Bauernhaus ein Wohn- und Arbeitsumfeld gefunden, das wie geschaffen ist, seine Keramikgegenstände in manueller Handwerkskunst anzufertigen.