Die beiden Gesellschafter der Sport Müller GmbH, Alexander Kupprion (links) und Gründer Jürgen Müller, haben sich die Entscheidung um die Schließung der Filiale nicht leicht gemacht. Foto: Kratt

Die Lage am Markt habe sich noch mal verschärft, deswegen schließt Sport Müller in der Harzerstraße schon früher als gedacht: Am Samstag, 31. Dezember, wird das Sportfachhaus das letzte Mal seine Türen öffnen.

VS-Schwenningen - Es ist eine Krux: Der Räumungsverkauf in der Harzerstraße, der Anfang Oktober angelaufen war, sei der "beste, den wir je hatten", gewesen, sagt Sport Müller-Geschäftsführer Alexander Kupprion. Dennoch schlage die Kaufzurückhaltung bei den Bürgern aufgrund der allgemeinen Krisenlage voll durch, meint er vor allem mit Blick auf die große Sport-Müller-Filiale in Singen, auf die sich das Unternehmen künftig neben dem Online-Geschäft fokussieren will. "Deshalb mussten wir das Tempo erhöhen und wollen uns nun so schnell wie möglich vom Standort in Schwenningen verabschieden."

Ursprünglich war Schließung im Frühjahr geplant

Das heißt: Die Verwaltung und das Lager bleiben noch solange in Schwenningen, bis der Mietvertrag für alle Räumlichkeiten ausläuft. Die Geschäftsflächen allerdings schließen für die Kunden bereits zum Jahresende am 31. Dezember. Bis dahin werde man den Räumungsverkauf nochmals forcieren und massive Aktionen fahren, berichtet Kupprion, der seit rund einem Jahr die alleinige Geschäftsführung für die Sport Müller GmbH übernommen hat und mit dem bisherigen Inhaber und Gründer Jürgen Müller gemeinsam Gesellschafter ist. Ursprünglich hatte man anvisiert, im nächsten Frühjahr das Geschäft zu schließen.

Jetzt gilt es, personelle Ressourcen zu bündeln

So erhofft sich das Unternehmen, "die Kosten in den Griff zu bekommen", die neuen personellen Ressourcen am verbliebenen Standort in Singen zu bündeln, um sich dort an einer neuen Konzeption zu orientieren. Denn in den vergangenen Wochen sei deutlicher denn je geworden, dass der Kundenkreis bei Sport Richtung Beratung gehe. Hier sei umso wichtiger, einen Spezialisten-Kreis von Mitarbeitern zu haben. Apropos Mitarbeiter: Ein großer Teil gehe von Schwenningen mit nach Singen, mit dem anderen Teil habe man Perspektiven in anderen Unternehmen gefunden, ein kleiner Rest gehe in den Ruhestand.

"Strategie 2025" im Visier

Alexander Kupprion betont, dass es jetzt besonders gelte, möglichst langfristig zu denken und zu planen. Derzeit sei das Unternehmen dabei, die "Strategie 2025" aufzubauen. Spezialist will man im Running-, Outdoor-, Wintersport- und neu im Biketextil-Bereich nicht nur für das Singener Publikum, sondern vor allem für die weitere Umgebung Richtung Tuttlingen und Donaueschingen sein. Und hofft natürlich auch, dass die Schwenninger Sportbegeisterten den Weg nach Singen einschlagen werden. Die Schweizer Kunden, die rund 25 Prozent des Kundenkreises ausmachten, seien da nur "ein Zuckerle".

Auch der Online-Handel leidet

Das zweite Standbein will Sport Müller weiterhin auf den Online-Handel setzen. Dennoch werde derzeit mehr und mehr deutlich, dass das verlangsamte Konsumverhalten auch vor dem Internet nicht Halt macht. "Das Thema Internet kommt wieder in der Realität an, und es gerät sogar in die Schieflage", erklärt der Geschäftsführer. Habe das Online-Geschäft vor der Corona-Krise rund 33 Prozent des Umsatzes ausgemacht, waren es während der Pandemie 50 bis 60 Prozent, und jetzt werde wieder das Vor-Corona-Niveau erreicht. Hinzu komme, dass der allgemeine Sport-Onlinemarkt derzeit sehr preisaggressiv sei. Umso anspruchsvoller und komplexer sei es für ein Unternehmen wie Sport Müller, den Onlinehandel "auf soliden Füßen" voranzutreiben.

Kritik an aktueller Politik

Alexander Kupprion weiß zu gut, dass die Zeiten für den Einzelhandel rauer denn je sind. "Wir fahren seit drei Jahren im Krisenmodus", sagt er – und sieht keine Änderung in Reichweite, im Gegenteil: "Es wird ein anspruchsvoller Winter und ein anspruchsvolles Jahr 2023 für alle", blickt er in Sachen Energiekosten und Kaufzurückhaltung voraus.

Die Alarmglocken schrillen auch in Singen

Und auch in Singen, dessen große Zentralität der Unternehmer ebenso als Vorteil gegenüber Schwenningen ansieht wie das Thema Stadtentwicklung und Einkaufsvergnügen, gebe es mit der unerwarteten Schließung des Traditions-Sporthauses Schweizer Beispiele und Alarmzeichen, dass der Einzelhandel enorm unter Druck stehe. Doch noch ist der 44-jährige Kupprion motiviert und sieht viele Chancen für sein Sportgeschäft. Sein Ziel: "Wir wollen Sport Müller erfolgreich Richtung Zukunft entwickeln."