2019 wurden vom Finanzamt VS rund 75.000 Fälle bearbeitet. (Symbolfoto) Foto: patpitchaya/ Shutterstock

Steuerbescheide lassen lange auf sich warten. Behörden-Chef berichtet von Engpässen. 

Schwarzwald-Baar-Kreis - Das Finanzamt Villingen-Schwenningen gehört laut einer Auswertung der Internetplattform Lohnsteuer-kompakt.de deutschlandweit zu den zehn langsamsten Finanzämtern. Leiter Karl-Heinz Huy erklärt, wieso das Amt der Doppelstadt "stark belastet ist".

Die Internetseite berichtet von durchschnittlich 76 Tagen, die das Finanzamt VS für die Bearbeitung einer Steuererklärung braucht. Der bundesweite Durchschnitt liegt laut Lohnsteuer-kompakt.de bei 54,7 Tagen.

Diese Zahlen bestätigt Behörden-Chef Karl-Heinz Huy nicht. Er spricht lediglich von Bearbeitungszeiten, die "immer noch nicht in allen Fällen befriedigend" seien.

Altersdurchschnitt der Finanzamtsmitarbeiter sehr hoch

Huy führt verschiedene Gründe dafür an: kranke Kollegen, in Ruhestand verabschiedete Mitarbeiter - laut dem Verantwortlichen hat die Behörde damit zu kämpfen, dass nicht alle freien Stellen besetzt werden konnten und können. Der Altersdurchschnitt der Mitarbeiter sei "sehr hoch", auch in diesem Jahr stünde für eine Reihe von Kollegen die Verabschiedung in den Ruhestand bevor.

Neben der schwierigen personellen Situation spricht er von einer Umstellung von Geschäftsprozessen. Sie wirke sich auf die Bearbeitungszeiten aus. Der Vorsteher klagt: "Diese Umstellung hat uns stark belastet und belastet uns immer noch."

Seine Mitarbeiter lobt Huy indes. Sie hätten trotz der Personalengpässe und der hohen Belastung eine Erledigungsquote von etwas mehr als 100 Prozent erreicht. Für 2019 bedeutete das die Bearbeitung von rund 75.000 Fällen - bundesweit waren es 2019 rund 28 Millionen Fälle. Unter diese Zahl fielen laut Huy rund 50.000 Einkommensteuererklärungen, von denen etwa 60 Prozent über das Internet (Elster) abgegeben wurden. Für den Behörden-Chef bleibt damit eine "leider immer noch große Zahl" an Papiersteuererklärungen. Er meint aber auch, dass der Aufbau der elektronischen Aktenführung in der Doppelstadt bereits "weit fortgeschritten" sei. 2019 hätten knapp 8300 Steuererklärungen voll automatisiert bearbeitet werden können.

Steuerchatbot beantwortet Fragen zur Steuererklärung

Unter dem Stichwort Digitalisierung verweist der Beamte außerdem auf den sogenannten Steuerchatbot. Dabei können Bürger auf einer Internetseite mit einem Computerprogramm chatten. Der Bot kann allgemeine Fragen zur Steuererklärung beantworten.

Zurück zum Personalmangel: Wie schlimm ist die Situation in Villingen-Schwenningen? Die Dienststelle hat derzeit insgesamt 312 Beschäftigte - davon 225 in Villingen und 87 in Donaueschingen. 131 der Beschäftigten sind teilzeitbeschäftigt. An der Bearbeitung der Steuererklärungen sind etwa 73 der Mitarbeiter beteiligt.

Auszubildende gesucht

Wie groß der Mangel an Mitarbeitern da nun ist, verrät Behördenleiter Huy nicht. In ganz Baden-Württemberg waren in der Steuerverwaltung im Oktober 2019 stolze 560 Stellen unbesetzt. Um dieses Loch zu stopfen, seien bereits verschiedene Maßnahmen ergriffen worden, so Huy. Unter anderem sei die Ausbildungskapazität erhöht worden. Auch seien neue Werbekampagnen zur Mitarbeitergewinnung ins Leben gerufen worden. Das Finanzamt VS hat aktuell 44 Auszubildende. Es präsentiert sich bei mehreren Ausbildungsmessen im Kreis, so auch bei der "Jobs for Future" im März.

Wer eine Ausbildung für die Laufbahn des mittleren Dienstes starten möchte, kann sich im Netz auf www.zu-hoeherem-dienst-berufen.de oder www.steuer-kann-ich-auch.de sowie beim Finanzamt Villingen-Schwenningen unter Telefon 07721/92 33 10 informieren. Darüber hinaus sind bereits Bewerbungen für den gehobenen Dienst der Steuerverwaltung mit Ausbildungsbeginn zum 1. März 2021 möglich.