Das Vorgehen an den Abstrichstellen im Schwarzwald-Baar-Kreis und im Kreis Tuttlingen ist ganz unterschiedlich. (Symbolfoto) Foto: (dpa)

Unterschiedliches Vorgehen an Abstrichstellen. 27-Jährige aus VS kehrt aus Skiurlaub mit Infektion zurück.

Schwarzwald-Baar-Kreis/Tuttlingen - Zwei Coronavirus-Abstrichstellen, ein ganz unterschiedliches Vorgehen: Während im Kreis Tuttlingen Patienten ihr Auto für einen Test nicht Mal verlassen müssen, stehen die Menschen auf dem Schwenninger Messegelände zu Fuß Schlange. 

Hanna B. aus Villingen-Schwenningen und ihr Freund Tobias L.* aus dem Kreis Tuttlingen sind seit zehn Tagen aus dem Skiurlaub zurück. Seitdem sind die 27-Jährige und der 32-Jährige vorsorglich in Quarantäne zu Hause - eine berechtigte Maßnahme, wie sie nun seit Freitag wissen. An diesem Tag bekommt Hanna B. die Nachricht, dass sie sich mit dem Coronavirus angesteckt hat. 

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Direkt nach ihrer Rückkehr aus Tirol bekommt die 27-Jährige Fieber und leidet unter Gliederschmerzen. Deswegen meldet sie sich am Montag vor einer Woche telefonisch bei ihrem Hausarzt. Dieser stellt eine Überweisung an die zu diesem Zeitpunkt ganz neu eröffnete Abstrichstelle auf dem Schwenninger Messegelände aus und lässt diese an den Briefkasten der Praxis kleben. Dort holt die Erkrankte die Überweisung ab und macht sich auf den Weg zur Teststelle. 

Auf dem Messegelände erwartet die 27-Jährige eine lange Autokolonne, in die sie sich einreiht. Nach einiger Zeit Stop-and-go - "es war nervenaufreibend" - geht es dann auf einen Parkplatz. "Die Stimmung war schon komisch", erinnert sich die 27-Jährige. Die Doppelstädterin begibt sich als nächstes zu Fuß in eine Schlange vor der Messehalle - vor ihr etwa 40 Wartende mit einem Sicherheitsabstand von jeweils zwei Metern. Dann heißt es anderthalb bis zwei Stunden Stehen und Warten. "Es ging mir nicht so gut", erinnert sich Hanna. Die junge Frau leidet zu diesem Zeitpunkt noch immer unter Fieber und Gliederschmerzen, außerdem sei es eine komische Situation gewesen, nicht zu wissen, was auf einen zukomme. 

Immer wieder heißt es Warten

In der Halle sind Zelte aufgebaut, außerdem stehen rund 50 nummerierte Sitzplätze - jeweils mit Sicherheitsabstand - zur Verfügung. Hier hat Hanna erstmals Kontakt zu einer Helferin der Abstrichstelle. Die Frau in Ganzkörper-Schutzmontur gibt ihr ein Formular zum Ausfüllen und weist ihr einen Stuhl zu. Hanna B. füllt die Felder (Symptome, Aufenthalt in einem Risikogebiet, Vorerkrankungen etc.) aus, dann wartet sie nochmals etwas mehr als eine Stunde. 

Endlich wird ihre Stuhlnummer aufgerufen. Hanna füllt auf einem Laborberichts-Zettel ihre Kontaktdaten aus, dann geht es in eines der Zelte. Dort nimmt ein Helfer in Ganzkörpermontur eine Stäbchenprobe aus ihrem Rachen. Hanna bekommt die Info, dass sie in etwa zwei Tagen benachrichtigt wird, wenn der Test positiv ausfällt. Und in rund sechs Tagen, wenn er negativ ist. Dann darf sie gehen. 

Fünf Minuten hätten das Ausfüllen der Formulare und der Abstrich gedauert, meint Hanna. Sie betont, dass alle Mitarbeiter der Abstrichstelle wirklich außerordentlich nett gewesen seien. "Ich habe mich dort gut aufgehoben gefühlt", sagt die 27-Jährige. Ihr Hausarzt und auch die Helfer der Abstrichstelle würden ihr Bestes geben, das sei wirklich bemerkenswert. Seit Dienstag hat die Infizierte kein Fieber mehr, nur noch leichten Husten.

In Tuttlingen läuft alles ganz anders

Aber warum gibt es für den Schwarzwald-Baar-Kreis eigentlich keine Abstrichstelle mit "Drive-In" - wie etwa in Tuttlingen? So läuft bei Hanna B.s Freund Tobias L. das Prozedere ganz anders ab: Der 32-Jährige ist nach der Rückkehr aus Tirol zwar symptomfrei, meldet sich am Montag aber dennoch bei seinem Hausarzt und schildert die Situation. Sein Arzt informiert daraufhin das Tuttlinger Gesundheitsamt. Dieses meldet sich sodann bei Tobias L. und nimmt seine Daten (Symptome, Aufenthalt in einem Risikogebiet, Vorerkrankungen etc.) telefonisch an. Ein Abstrich wird ihm zugesichert, nur noch kein Zeitpunkt genannt. Zwei Tage später bekommt er dann einen Abstrichstellen-Termin für Donnerstag mitgeteilt.

Am Donnerstag geht dann alles ganz schnell: Tobias L. fährt zur Teststelle hinter dem Tuttlinger Freibad. Dort steht er mit dem Auto kurz in einer Kolonne. Dann fährt er neben eine Zeltpergola und lässt die Scheibe runter. Ein Helfer in Ganzkörper-Schutzanzug nimmt seine Krankenkarte entgegen und geht kurz mit ihr in das Zelt. Dann kehrt er mit dem Test zurück. Tobias L.s Abstrich wird durch das offene Autofenster entnommen. Er wird informiert, dass das Ergebnis innerhalb von zwei, drei Tagen vorliegen werde, dann darf er wieder fahren.

"Das war eine Sache von 15 Minuten", berichtet Tobias. Er hat seit ein paar Tagen schmerzende Nerven, wie er beschreibt. Ansonsten merke er aber keinerlei Symptome. Ein Ergebnis seines Tests hat er noch nicht bekommen. 

Paar bis auf Weiteres in Heim-Quarantäne

Das Paar bleibt bis auf Weiteres in Heim-Quarantäne, versorgt wird es von Freunden und der Familie. Diese hätten auf die Erkrankung sehr fürsorglich reagiert, berichtet Hanna B. "Es waren alle sehr lieb und haben gesagt: 'Das schaffst du schon.'"

Für Hanna B. gilt indes, dass sie erst wieder aus der Quarantäne entlassen wird, sobald sie symptomfrei ist und zwei Abstriche innerhalb von 24 Stunden negativ ausfallen. 

*Namen von der Redaktion geändert