Mit ihrer musikalisch-literarischen Matinee mit Texten aus dem Buch „Sonst geht es uns noch gut – Vom Grauen an der Front und den Sorgen in der Heimat“ und Stücken für Gitarre zogen Sabine Streck und Stephan D. Weisser die Zuhörer in der Bibliothek in Bann. Foto: Martina Zieglwalner

Mit der Matinee zum Buch „Sonst geht es uns noch gut – Vom Grauen an der Front und den Sorgen in der Heimat“ von Sabine Streck und Stücken des Gitarristen Stephan D. Weisser feiert das neue Format „Musik und Literatur“ eine bewegende Premiere.

Mit wenigen Worten aus Feldpostbriefen sind die Schrecken des Zweiten Weltkriegs präsent, das Leid junger Männer, deren Leben eigentlich erst richtig beginnt und plötzlich vorbei sein kann.

Die aufgewühlte Stimmung im Publikum untermauern die Stücke des Gitarristen Stephan D. Weisser. Mit der Matinee zum Buch „Sonst geht es uns noch gut – Vom Grauen an der Front und den Sorgen in der Heimat“ von Sabine Streck hat das neue Format „Musik und Literatur“ der Musikakademie Villingen-Schwenningen eine ebenso gelungene wie bewegende Premiere gefeiert.

Die in Kooperation mit der Stadtbibliothek, dem Seniorenrat und dem Kulturamt präsentierte Lesung in der Stadtbibliothek in Villingen lockte zahlreiche Besucher an. Sie tauchten tief in die Kriegserlebnisse ein. Über Jahre hat sich die ehemalige Redakteurin des Schwarzwälder Boten mit der Korrespondenz ihres Vaters mit seinen Eltern von 1941 bis 1947 beschäftigt und sie als Grundlage für ein Buch genommen, das anhand des Einzelschicksals die Geschichte vieler Soldaten verdeutlicht. Den Schilderungen des jungen Franz stellt sie die Entwicklungen in Villingen gegenüber.

Der junge Franz erlebt die Hölle von Stalingrad

Mit ihren Textpassagen zieht die Autorin die Zuhörer langsam, aber unaufhaltsam hinein in die Grausamkeit des Krieges. Während es der 21-Jährige zunächst wie so viele Altergenossen kaum abwarten kann, 1941 von der Kaserne ins Feld zu ziehen, plagt ihn schon bald die Sehnsucht nach den Eltern und der Heimat – und er hegt die Hoffnung, dass der Krieg bald ein Ende findet. Stattdessen leidet er unter Kälte und Hunger, findet sich in der Hölle von Stalingrad wieder und erleidet Verletzungen, die ihn ein Leben lang nicht mehr loslassen sollten.

Von der Not und dem Kummer in Villingen zeugen indes die Briefe der Eltern, die schreiben, wie der Krieg immer mehr Spuren im Alltag hinterlässt und die Zerstörung vor der Stadt nicht halt macht – und den Sohn schmerzlich vermissen. Bis Franz aus der russischen Gefangenschaft heimkehrte, dauerte es noch Jahre, den Vater sah er nicht mehr. Diese Erlebnisse hätten ihn ein Leben lang geprägt, betont Sabine Streck. Bis heute hat sie im Gedächtnis, wie er immer wieder sagte: „Nie wieder Krieg, das ist das Allerschlimmste“.

Gitarrist Stephan D. Weisser spiegelt Stimmung mit Musik wider

Damit spricht sie wohl den Besuchern aus dem Herzen, die von den Briefausschnitten ebenso ergriffen sind wie von der Musik, mit denen Weisser die Stimmung widerspiegelt. Ob „Gute Nacht Mutter“ und “Lili Marleen“ oder die Antikriegshymnen „Blowin’ In The Wind“ und „Where Have All the Flowers Gone?“, auch der Fachbereichsleiter der Musikakademie bewegt die Zuhörer mit seinen für Gitarre arrangierten Stücken. Es herrscht beklemmende Stille – dann ernten die Autorin und der Musiker lauten Applaus für die beeindruckende Matinee, die nachwirkt.

Bezugsquellen

Das Buch
Der Band „Sonst geht es uns noch gut – Vom Grauen an der Front und den Sorgen in der Heimat“ gibt es für 19,90 Euro in Villingen bei der Buchhaltestelle, Morys Hofbuchhandlung, der Bücherinsel, beim Stadtarchiv und der Tourist-Information im Franziskaner sowie in Schwenningen in der Bücherstube. Bestellungen nimmt die Autorin Sabine Streck unter E-Mail stvill@t-online.de entgegen.

Restbestände
Die letzten Exemplare von Sabine Strecks Veröffentlichung „Hennefang, heile Welt und andere Heimatgefühle über die Entstehungsgeschichte der Südstadt“, das ebenfalls im Verlag der Stadt erschienen ist, sind bei ihr, im Stadtarchiv, bei der Tourist-Information und in der Bücherinsel erhältlich.