Stolz aufs Soldatenleben zeigte sich Franz zu Beginn des Zweiten Weltkrieges beim Wachdienst in der Villinger Richthofenstraße. Foto: Archiv Streck

Mitten in die Schrecken des Krieges nimmt die Feldpost mit, schildert das Leid an der Front ebenso wie die Entbehrungen der Menschen in Villingen: Die Autorin Sabine Streck hat den Briefwechsel zwischen dem Soldaten Franz und seinen Eltern im Zweiten Weltkrieg aufgearbeitet und veröffentlicht.

Villingen-Schwenningen - "Sonst geht es uns noch gut – Vom Grauen an der Front und den Sorgen in der Heimat heißt das zweite Buch von Sabine Streck, das jetzt im Verlag der Stadt Villingen-Schwenningen erschienen ist.

Schon seit Jahren habe sie sich mit der Korrespondenz ihres Vaters mit ihren Großeltern von 1941 bis 1947 beschäftigt und mit dem Gedanken gespielt, ein Buch herauszugeben, erzählt die ehemalige Redakteurin des Schwarzwälder Boten. Sie hat Sütterlin-Schrift gelernt, die 390 Dokumente in vielen Stunden entziffert und abgeschrieben, sich auf die Suche nach historischen Quellen begeben und die persönlichen Schilderungen in den Rahmen der Entwicklungen in Villingen eingebettet.

Tolle Unterstützung vom Stadtarchiv

Tolle Unterstützung habe sie vom Stadtarchiv bekommen, das sie bis zur Fertigstellung begleitet hat. Von Ute Schulze, Leiterin des Amtes für Archiv und Schriftgutverwaltung, stamme die Idee, die Gestaltung an ihr erstes Buch über die Geschichte der Südstadt in der Schriftenreihe der Stadt anzulehnen. Es sei die erste Veröffentlichung über Feldpostbriefe aus der Region, die einen so persönlichen Schriftverkehr wiedergeben, betont Ute Schulze. Das Archiv verfüge zwar über einen großen Bestand aus dem Ersten Weltkrieg, aber ohne diesen Bezug zur Region. Das macht auch für ihre Kollegin Lisa Hahn das Besondere an dieser Publikation aus: "Es zeigt den ganzen Verlauf und ist auf familiärer Ebene in Villingen verortet."

Die Sehnsucht nach den Eltern und dem Alltag in der Südstadt zieht sich denn auch wie ein roter Faden durch die Nachrichten, die der junge Franz an seine Eltern schickt. Und die Sorge wie Hoffnung auf beiden Seiten, sich möglichst bald gesund wiederzusehen – ein ums andere Mal ausgedrückt in dem Satz "Sonst geht es uns noch gut", der als Titel dient. Lange habe sie überlegt, ob sie mit solchen privaten Themen an die Öffentlichkeit geht, gibt die Autorin zu. Doch sie habe sich entschlossen, dieses Einzelschicksal, das für abertausende vergleichbare Lebensgeschichten stehe, möglichst vielen zugänglich zu machen.

Über die Verwüstungen entsetzt

So führen die Ausschnitte eindringlich vor Augen, wie der junge Mann von anfänglicher Begeisterung, endlich ein "richtiger Soldat" zu sein, kaum zwei Monate später über die Verwüstungen entsetzt ist und schreibt, "daß ich der Glücklichste bin, wenn dieser Krieg zu Ende ist". Doch es sollte noch ein langer Weg sein bis zur tatsächlichen Kapitulation des Dritten Reiches im Mai 1945.

Während es bei Franz ums Überleben an der Front geht, Hunger und Kälte ihm zu schaffen machen, schreiben ihm die Eltern von der sich zuspitzenden Situation in Villingen, von knappen Lebensmitteln und Fliegeralarmen. Mit Zeitungsausschnitten aus jenen Jahren, historischen Einschüben und Fotos untermauert Sabine Streck die Berichte der Großeltern.

In der Hölle von Stalingrad

Über mehrere Stationen landet Franz in der Hölle von Stalingrad, leidet unter Verletzungen und Krankheiten, muss nach Einsätzen als Filmvorführer zur Unterhaltung der Truppe zurück an die Front – beim Kriegsende gehört er zur deutschen Heergruppe Kurland, wird auf der Flucht von sowjetischen Streitkräften eingeholt und nach Sibirien verschleppt. Erst 1947 kehrt er als 28-Jähriger krank und entkräftet aus der Gefangenschaft zurück – in eine Heimat, in der sich vieles verändert hatte.

Die körperlichen und seelischen Folgen des Krieges hätten ihn ein Leben lang begleitet, stellt Sabine Steck fest. "Nie wieder Krieg, das ist das Allerschlimmste", habe er immer wieder gesagt. Angesichts des Ukraine-Kriegs sei diese Forderung aktueller denn je, zumal ihr Vater auch auf den heute umkämpften Gebieten eingesetzt war.

So ist das Buch "Sonst geht es uns noch gut" nicht nur eine spannende Geschichtsquelle für alle, die mehr über diese Zeit erfahren möchten, sondern auch ein flammendes Plädoyer für den Frieden.

Info: Bezugsquellen

Das Buch "Sonst geht es uns noch gut" gibt es für 19,90 Euro in Villingen bei der Buchhaltestelle, Morys Hofbuchhandlung, der Bücherinsel, beim Stadtarchiv und der Tourist-Information im Franziskaner. Die Buchhaltestelle verkauft den Band auch am Samstag, 10. Dezember, an ihrem Stand auf dem Villinger Weihnachtsmarkt. Bestellungen nimmt die Autorin Sabine Streck unter E-Mail stvill@t-online.de entgegen. Restbestände ihres Buchs "Hennefang, heile Welt und andere Heimatgefühle über die Entstehungsgeschichte der Südstadt", das ebenfalls im Verlag der Stadt erschienen ist, sind bei ihr, im Stadtarchiv, bei der Tourist-Information und in der Bücherinsel erhältlich.