Wie hier in der Weihergasse in Schramberg gibt es noch zahlreiche weitere Bereiche, in denen größere Mengen sauberes Grund- oder Quellwasser in die Kanalisation fließt. Foto: Wegner

In der Kanalisation fließt zu viel sauberes Grund- und Quellwasser. Quote deutlich über dem Landesdurchschnitt.

Schramberg - Deutlich zu viel sauberes Grundwasser fließt in den Abwasserkanälen in Schramberg, Waldmössingen und Tennenbronn zu den Kläranlagen. Hier mahnt das Landratsamt die Stadt zu Verbesserungen.

Um die Strecken zu lokalisieren, wo größere Mengen an Fremdwasser in die Kanalisation gelangen, hatte das Büro Götzelmann im Auftrag der Stadtwerke mit Messsonden die Kanäle untersucht. Über die Ergebnisse berichtete Ingenieur Gernot Molitor im Ausschuss für Umwelt und Technik. Wer mehr als 50 Prozent Fremdwasser einleite, müsse eine erhöhte Abwasserabgabe zahlen, so dass sich manche Maßnahmen rechneten, so Molitor. Derzeit indes falle für die Stadt aufgrund hoher Investitionen im Abwasserbereich diese Abgabe nicht an, ergänzte Konrad Ginter von der Abteilung Tiefbau der Stadt die Ausführungen. Auch Maßnahmen für die Reduzierung des Fremdwasseranteils im Kanal könnten übrigens mit der Abwasserabgabe verrechnet werden, so Molitor.

Vorteile in einer übrigens vom Landratsamt geforderten Reduzierung des Fremdwasseranteils sieht Molitor vor allem auch darin, dass es zu einer geringeren Überlast im Kanalsystem bei Regen komme und man möglicherweise auf Entlastungsbauwerke, die in Schramberg selbst derzeit nicht nötig sind, verzichten könne.

Das Fremdwasser, von dem Oberbürgermeister Thomas Herzog "herunterkommen will" und mit dem jede Schwarzwaldgemeinde zu kämpfen habe, gelange in unterschiedlicher Weise in die Kanalisation. Dazu gehöre der Anschluss von Hausdrainagen, undichte Kanäle und Schachtbauwerke, Brunnen- und Quellüberläufe in der Kanalisation, eingeleitete Entwässerungen von Außengebieten oder durch Eindringen von Bachläufen oder Verdolungen.

In Schramberg, so Molitor, betrage der Fremdwasseranteil 56 Prozent (1,2 Millionen Kubikmeter pro Jahr – würde mann diese Wassermenge in Getränkeflaschen verpacken und auf Paletten stapeln, ergäbe sich eine ein Meter breite Palettenreihe mit Getränkekisten, die von Schramberg bis Istanbul reichen würde). In Tennenbronn beträgt der Anteil 64 (350 000 Kubikmeter) und in Waldmössingen gar 68 Prozent (155 000 Kubikmeter). Der Landesdurchschnitt liege bei 41 Prozent, so Molitor. Da das Einbringen von Fremdwasser in dieser Größenordnung eine unzulässige "Verdünnung und Vermischung" des Abwassers sei, gebe es Handlungsbedarf, machte Molitor deutlich.

In mehreren Straßen in der Stadt konnte durch Messungen der Zufluss von Fremdwasser eingegrenzt werden, allerdings nicht weit genug, so dass Molitor für verschiedene Bereiche eine Befahrung mit einer Kamera empfahl. Dabei müsse besonders auf Einmündungen von kleineren Kanalästen geachtet werden. Untersucht werden sollten nach Empfehlung des Fachingenieurs die Bereiche ende Hammergraben, Graf-von-Bissingen-/Bahnhofstraße, der Obermühlhofweg ("dort gibt es seinen sehr großen Frischwasserzulauf, der ein großes Problem" sei), Goethestraße/Hagenwinkel, Göttelbach- und Sängerstraße. Zudem kommt auch zwischen der Messstelle Lauterbach und Schramberg Fremdwasser hinzu, gleich wie zwischen der Messstelle Hardt und Kirnbach. In Sulgen sei es die Hörnle- und die Helmut-Junghans- sowie Schramberger- und Rechbergstraße, die Ortsmitte, Unotweg und Brunnengasse. Beim Ablauf des Teichs auf der Doldwiese sei auch unklar, wohin dieser entwässere.

In Tennenbronn komme ein Eintrag von 1,8 Sekundenliter aus dem Bereich Bruck, was am alten Sammler liege, so Molitor. Zuläufe gebe es zudem in der Ortsmitte an verschiedenen Stellen, im Gersbacher Weg und bei der evangelischen Kirche sowie im Affentäle. Dort existiere auch ein externer Zulauf im Bereich Schwimmbad.

Der Waldmössinger Kanal weise Fremdwasser im Bereich Kastellstraße/Im Esel, und sehr viel beim Kanal, der in der Wiese entlang des Heimbachs verlegt ist, auf.

Auch ein Trennsystem verbessere die Bilanz oft nicht, informierte Molitor, da der Regenwasserkanal oft oberhalb des Schmutzwasserkanals verlegt werde und das Grundwasser in den tiefer liegenden Kanal eindringe.